Hattingen. . Der eben gewählte Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde möchte auf Stadtvertreter und Bürger zugehen. Ein Vorstandsmitglied erklärt, warum.
Planen liegen auf dem Boden vor der Fatih-Moschee, Schuhe stehen daneben. Beim Freitagsgebet ist es so voll, dass einige Gläubige draußen beten. Die Moschee an der Martin-Luther-Straße ist längst zu klein. Der eben erst gewählte neue Vorstand des Vereins Ditib – Türkisch Islamische Gemeinde zu Hattingen will jetzt erneut das Gespräch mit Stadtvertretern und Bürgern suchen, um zu einer Lösung zu kommen.
Seit Jahren ist ein Umbau oder Neubau der Moschee im Gespräch. Zuletzt wurde ein Neubau favorisiert. Ob an der Martin-Luther-Straße oder auf einem anderen Gelände, steht in den Sternen.
Gastfreundschaft ist in marodem Bau nicht lebbar
„Wir müssen uns als Vorstand jetzt erst finden. Wir möchten das Thema Moschee wieder angehen. Aber das möchten wir nicht alleine machen, sondern mit den Bürgern der Stadt zusammen“, sagt Metin Kaya vom Vereinsvorstand. Seit 1960 sei man in Hattingen. „Wir sind gastfreundlich. Es ist traurig, aufgrund der Situation der Moschee können wir unsere Gastfreundschaft nicht leben.“
Er betont, dass eine neue Lösung nicht nur Gebetsraum, sondern kultureller Treffpunkt sein solle. „Man könnte dort gemeinsam kochen. Alle Menschen in der Stadt sollen zufrieden sein. Wir wollen keinen ärgern.“ Aber die alte Moschee sei schlicht renovierungsbedürftig und zu klein. Im November noch fand dort das interreligiöse Friedensgebet mit Vertretern von sechs Religionen bei der Aktion „Hattingen hat Haltung“ statt.
„Wir wollen uns hier in Hattingen vor Ort einbringen“
Überhaupt ist Kaya der Blick auf die Stadt wichtig. „Wir werden immer mit der Politik in der Türkei verkoppelt. Das ist ungerecht. Die meisten haben mit Politik nichts zu tun. Wir wollen uns hier vor Ort in Hattingen einbringen und ein Beispiel sein“, verspricht er.
Der neue Vorstand will in Kürze Bürgermeister Dirk Glaser um ein Gespräch bitten. Und möchte dann auch die Öffentlichkeit beteiligen. Vertreter von Politik, Stadt, Ditib-Gemeinde und Interreligiösem Gesprächskreis besuchten im September 2017 die moderne Moschee in Moers, die traditionelle Moschee in Hagen-Hohenlimburg und die eher zweckmäßig gebaute in Dortmund-Hörde, um sich ein Bild von den möglichen Bauweisen zu machen.
Allseitige Gesprächsbereitschaft ist vorhanden
Danach sollte eine Bewertung des Gesehenen erfolgen. Doch dann stagnierten die Planungen wieder. Jetzt – fünf Jahre nachdem etwa 20 Anhänger von Pro NRW gegen Umbaupläne der Moschee demonstrierten und 500 Hattinger als Buntes Bündnis dagegen hielten – sollen die Planungen wieder ins Rollen kommen. Grund der Pro-NRW-Aktion war damals die Bauvoranfrage für eine neue Moschee inklusive Minarett auf dem jetzigen Parkplatz an der Martin-Luther-Straße.
Bürgermeister Dirk Glaser signalisiert weiterhin Gesprächsbereitschaft mit der Türkisch-Islamischen Gemeinde.
Demonstration vor fünf Jahren mit Gegendemo
Die Bauvoranfrage war offenbar vor gut fünf Jahren Grund genug für die als islamfeindlich und rechtsextremistisch eingestufte Bürgerbewergung Pro NRW, eine Demonstration mit Kundgebung zu beantragen.
Das führte zu Kritik. Schnell fanden sich Bürger: Rund 20 Organisationen formierten sich zum Bündnis „Buntes Hattingen gegen Rechts“, um zu demonstrieren, dass Hattingen geschlossen „Flagge zeigen kann“.