Hattingen. . Koch aus Ankara serviert Türkisches. Gespräch über den Sinn von Verhaltenstipps für Polizisten gegenüber Fastenden und Spendenformen im Ramadan.
- Für Sonntag explizit Politiker und Mitglieder des interreligiösen Gesprächskreises eingeladen
- Imam Mustafa Okur hält Tipps für Polizisten für den Umgang mit Fastenden nicht für sinnvoll
- Drei verschiedene Spendenformen sollen Dankbarkeit für Gesundheit und Wohlstand ausdrücken
Noch bis zum 25. Juni dauert der Fastenmonat Ramadan. Und zum allabendlichen Fastenbrechen laden die Mitglieder der Ditib – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Hattingen e.V. alle Bürger Hattingens in die Moschee, Martin-Luther-Straße, ein. Koch Halit Isitan (66) ist eigens aus Ankara eingeflogen, um abends Türkisches zu servieren. Über die Einladung, die Regeln des Fastens und die Spendenformen Zekat, Sadaka und Fitre sprach WAZ-Redakteurin Liliane Zuuring mit Imam Mustafa Okur – dem der Rauchverzicht schwer fällt – und Vereinsvorsitzendem Faruk Inci.
WAZ: Wer zum Fastenbrechen kommen möchte, um wie viel Uhr muss er sich einfinden? Wie viele Menschen kommen?
Faruk Inci: Etwa gegen 21.35 Uhr geht derzeit die Sonne unter. Dann gibt es Essen. Wir haben Zelte und Tische auf dem Parkplatz aufgebaut, aber auch in der Moschee gibt es einen Essensraum. Am Wochenende kommen etwa 200 Menschen, in der Woche eher 150. Am kommenden Sonntag haben wir noch einmal explizit auch Politiker, Mitglieder des Integrationsrats und des interreligiösen Gesprächskreises eingeladen und schon viele Zusagen. Jeder ist bei uns willkommen.
Beim Fasten soll niemand seiner Gesundheit schaden
Wie schafft man es bei der Hitze, nicht zu trinken?
Inci: Daran gewöhnt man sich. Kinder und Jugendliche brauchen nicht zu fasten, Kranke natürlich auch nicht.
Mustafa Okur: Wenn ein Arzt sagt, dass es für einen Patienten nicht gut ist, zu fasten, dann soll er das auch nicht machen. Allah möchte nicht, dass Menschen sich schaden.
In Berlin haben Polizisten Tipps für den Umgang mit Fastenden erhalten, die vielleicht leichter reizbar sind. Ist das sinnvoll?
Okur: Eigentlich sollten Fastende nicht reizbar sein, sie müssen sich anderen gegenüber freundlich verhalten. Und wenn jemand aggressiv wird, dann eher aus charakterlichen und persönlichen Gründen. Der Monat ist ja da, um nachzudenken über eigene Verhaltensweisen. Um auch zu spüren, wie wertvoll ein Glas Wasser ist. Das spürt man, wenn man Durst hat. Das fördert das Verständnis für Menschen, die das nicht haben. Und die Bereitschaft zu helfen. Wobei es schon stimmt, dass der Anfang schwer ist. Ich bin Raucher. Ich kann im Ramadan an den Augen tagsüber sehen, ob ein Gemeindemitglied Raucher ist oder nicht (lacht). Ich bin wie ein toter Fisch. Nachts hole ich alles nach. Ich esse sonst auch keine Kekse. Ausgerechnet in der Fastenzeit habe ich darauf Hunger. Dann esse ich beim Fastenbrechen auch einen.
Drei verschiedene Spenden im Fastenmonat
Es gibt verschiedene Spenden im Fastenmonat. Welche?
Okur: Zekat ist eine Pflichtspende. Von dem, was man hat, soll man 2,5 Prozent abgeben – allerdings ist das eine schwierige Berechnung, denn Auto, Haus und andere Dinge werden zuvor rausgerechnet. Nicht selten kommen Menschen zu mir und möchten wissen, was zu berücksichtigen ist. Die Spende ist der Dank für die finanziellen Möglichkeiten, die jemand hat. Dann gibt es die Sadaka als nicht festgeschriebene, freiwillige Spende. Und dann ist da noch Fitre. Da gibt jeder Fastende das als Spende, was er sonst am Tag umgerechnet essen würde. Der Betrag ist in diesem Jahr auf zehn Euro festgesetzt. Das ist der Dank für die Gesundheit, das Essen des Menschen. Fitre ist beispielsweise eine Spende, die jeder an einen Bedürftigen in der Nähe gibt, einen Verwandten, Nachbarn, Flüchtling. Da ist jeder angehalten, die Augen offen zu halten.