Hattingen. . Das Bügeleisenhaus öffnet seine Pforten noch bevor die erste Schau gezeigt wird, um 1000 Null-Euro-Souvenir-Scheine zu verkaufen.

Der Heimatverein öffnet die Türen noch bevor die Ausstellungssaison im Bügeleisenhaus beginnt – nicht für eine Schau, sondern für den Verkauf von Null-Euro-Souvenir-Scheinen.

„Es geht also früher los, als es losgeht“, sagt Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins Hattingen/Ruhr. 4000 der 5000 gedruckten Scheine waren innerhalb von zweieinhalb Wochen übers Internet verkauft. „Als wir das Formular aus dem Netz genommen hatten, bekamen wir weiter sehr viele Anfragen.“ Die gute Nachricht für alle, die noch einen solchen Schein wollen: 1000 haben die Vereinsmitglieder zurückgehalten, um sie vor Ort im Museum am Haldenplatz zu verkaufen – und zwar am Frühlingsfest-Sonntag, 15. April, um 15 Uhr. „Ich bin gespannt“, sagt Friedrich, der mit einer langen Schlange rechnet. Pro Person werden dann maximal zehn Scheine abgegeben.

Vorgriff auf den Hansetag 2020 in Hattingen

Am Wochenende darauf startet die Saison 2018, die vier Ausstellungen bietet. Am Samstag, 21. April, ist Start der Schau „Made in Hattingen“. Sie widmet sich, schon im Vorgriff auf den Hansetag 2020 in Hattingen, der Wirtschaftsgeschichte der Stadt – und will veranschaulichen, dass es in Hattingen eben viel mehr gab und gibt als die Hütte.

Schon in der Vitrine steht das „schwarze Herz aus Holthausen“. Das Stück Kohle in Herzform hat der Bergmann Otto Käthler aus der in Niederholthausen gelegenen Zeche Aurora geholt. Es liegt unweit eines von Erna Därmann verfassten und im Hattinger Imma-Verlag erschienenen Frauenromans und einer Hattinger Brezel. An Industrieunternehmen wird erinnert, auch an die Fettschmelze Gumperz, die Margarine produzierte, oder an einen Orgelbauer.

Zweite Ausstellung zu ostdeutschen Heimatstuben

Die zweite Sonderausstellung befasst sich mit den ostdeutschen Heimatstuben. Was die mit Hattingen zu tun haben? „Das Bügeleisenhaus eröffnete 1962 als Museumshaus, aber es gab auch schon ein Heimatmuseum im Alten Rathaus. Da man keine Konkurrenz aufbauen wollte, wurde das Bügeleisenhaus zum Haus der Heimat. Hier fanden Landsmannschaften von Geflüchteten und Vertriebenen einen Fixpunkt für die Heimat- und Brauchtumspflege“, erklärt Friedrich. Von 30 000 Hattingern seien 10 000 damals Geflüchtete und Vertriebene gewesen.

Es gab eine Schlesierstube, eine ostdeutsche Bibliothek, eine Wappenhalle. „Viele Gruppen verloren bald das Interesse, die Heimatstube Siebenbürgen gab es aber bis 2002“, erörtert Friedrich. Hier engagierten sich besonders die Künstlerin aus Siebenbürgen Hildegard Schieb und außerdem Dr. Carl und Dr. Hans-Konrad Molitoris.

Parallelen zur Flüchtlingssituation heute

2002 dann gingen viele Stücke an die große Heimatstube Siebenbürgen im Rheinland. „Aber ich war erstaunt, wie viele Stücke wir hier noch im Magazin haben. Trachten aus dem Rheinland wollen wir nicht holen, die klimatischen Bedingungen im Bügeleisenhaus sind ungeeignet“, sagt Friedrich. Doch die Ausstellung will nicht nur an die Vertriebenen erinnern, sondern auch Parallelen ziehen zu der Flüchtlingssituation heute. „Wir bekommen Teile einer Ausstellung des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge.“

Eine der vier Ausstellungen widmet sich den Grabungsfunden der Isenburg. Lars Friedrich vom Heimatverein Hattingen/Ruhr zeigt eine Vitrine.
Eine der vier Ausstellungen widmet sich den Grabungsfunden der Isenburg. Lars Friedrich vom Heimatverein Hattingen/Ruhr zeigt eine Vitrine. © Volker Speckenwirth

In der gesamten Saison werden zudem archäologische Fundstücke von der Isenburg und die Schau über die Geschichte des Bügeleisenhauses zu sehen sein – und zwar bis zum 9. Dezember immer samstags, sonntags und feiertags von 15-18 Uhr. Zudem informiert Friedrich pro Woche zwei Schülergruppen über das Leben im Mittelalter, im Angebot für Schulen sind auch Stadtführungen, die sich mit der Hanse befassen. Zudem klärt er mit einem Hansekoffer auf.

Neue Vitrinen sind im Museum erforderlich

„Die zwölf Vitrinen sind uralt“, sagt Lars Friedrich vom Heimatverein. Sie sind unterschiedlich, wurden nach und nach angeschafft, stammen teils aus den 1970er Jahren. Eine Vertreterin des LWL-Museumsamtes in Münster verschaffte sich bereits ein Bild, Friedrich hofft, dass die NRW-Stiftung auch Geld gibt. Es soll auch mehr Vitrinen geben.