Hattingen. . In Hattingen gab es mal eine Senffabrik. Auch wenn die Firma geschlossen hat: Ein Glas hat viele Jahrzehnte überlebt.
Das kleine Gläschen passt in Lars Friedrichs Hand. Würde jemand daraus trinken, hätte er es in drei Schlucken geleert. Was kann also sonst der Inhalt gewesen sein? Ganz einfach: Senf. Und zwar Hattinger Senf. Gefunden wurde das Glas in Form eines Fässchens allerdings rund 400 Kilometer von hier entfernt, in den französischen Argonnen. Im kommenden Jahr wird das weit gereiste Glas einer der Höhepunkt der neuen Sonderausstellung im Bügeleisenhaus sein. Schon jetzt verrät Lars Friedrich seine Geschichte.
Dass das Glas nicht als Scherbenhaufen im Bügeleisenhaus gelandet ist, ist erstaunlich. Immerhin hat es den Ersten Weltkrieg überstanden. Und das nicht etwa in irgendeinem Keller, sondern in einem deutschen Ruhelager. „Dort wurden fünf dieser Gläser als Bodenfunde entdeckt“, freut sich Friedrich. Die deutsche Truppen kämpften sehr lange im Argonnenwald und mussten verpflegt werden. Und dabei sorgten die Gebrüder Hildebrandt für die nötige Würze.
Bekannt wurde das Hattinger Unternehmen eigentlich mit Kaffee. Süßwaren und Senf waren eher ein Geheimtipp im Sortiment. Am 20. Dezember 1924 wurde dann die Firma „Hattinger Senf- und Essig-Industrie“ gegründet. „Das Glas hat uns gezeigt, dass bereits vor dieser Gründung Senf produziert wurde. Sonst wäre es nicht in Frankreich gefunden worden“, erklärt der Museumsleiter.
Lange hielt sich der Hattinger Senf nicht. 44 Jahre nach der Firmengründung wird deren Auflösung beschlossen. 1970 erlischt die Senf und Essig Produktion. Nur zwei Jahre später müssen die Hattinger auch auf Kaffee aus der Heimatstadt verzichten. Da es keinen Nachfolger für die Firmenleitung gab, schließen Kaffee-Röstwerke.