Hattingen. Die neue Nutzung der öffentlichen Grünfläche ist als Experiment angelegt. Landwirte und Bäcker, Künstler und Kommune machen dabei mit.

Ein ungewöhnliches Projekt hat sich Künstler Holger Vockert ausgedacht. Es reicht weit über Ästhetik hinaus. Sobald der Frost aus dem Boden gewichen ist, wird die Grünfläche vor dem Rathaus, auf der heute nur die Skulptur des Drachentöters St. Georg steht, neu belebt. Auf 400 Quadratmetern werden Landwirte Sommerweizen anbauen. Doch damit nicht genug: Ein Geräteschuppen, den Vockert bereits baut, und Bänke sollen ein Viertel der Fläche füllen.

„Das wird auch für uns ein Experiment. Wenn wir bald mit unseren Gerätschaften auf den Rathausplatz fahren, wird das schon für Aufsehen sorgen“, erzählt Landwirt Martin Schlenkermann. Gemeinsam mit Peter Oberdellmann und Reinhard Korfmann unterstützen sie das Projekt mit ihren landwirtschaftlichen Kenntnissen.

Wissen um den Weizenanbau soll nicht verloren gehen

Damit das Wissen um den Weizenanbau nicht verloren geht, holt Vockert neun Kindergärten mit an Bord. Sie werden die Entwicklung des Getreides beobachten und mithelfen. Andrea Nitsch-Westen sieht das Projekt als Gewinn: „Unsere Kinder haben dieses Erlebnis sonst nicht. Wir müssten mit ihnen eine ganze Weile mit dem Bus nach draußen fahren.“

Auch interessant

Sobald der Weizen geerntet werden kann – das dauert etwa ein halbes Jahr – wird die Bäckerei Nieland das Korn weiterverarbeiten und Brot backen. „Es werden schätzungsweise 100 bis 150 Brote“, vermutet Vockert. „Die Kinder der bekommen davon natürlich zuerst etwas ab.“

Ein Teil der verarbeiteten Ernte wird zur Verkostung auf dem öffentlichen Erntedank-Fest angeboten, das vermutlich im September stattfinden wird. Dort sollen dann auch andere regionale Lebensmittelproduzenten – vom Imker über den Fischzüchter bis zu den Landwirten – ihre Produkte anbieten dürfen.

Später kommen Raps und Kartoffeln hinzu

Das Grundnahrungsmittel Wasser darf bei dem Projekt natürlich nicht fehlen. Statt Bierwagen wird es bei dem Fest deshalb einen Wagen mit Leitungswasser geben. „Kranenberger ist bei uns zu Hause gang und gäbe. Es ist das am besten kontrollierte Lebensmittel“, erzählt Steven Scheiker von den Stadtwerken, die ebenfalls beim Projekt mitmachen.

Und danach? „Wenn der Boden einmal gefräst ist, ist der Weg zur weiteren Nutzung frei“, weiß Schlenkermann. Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger sagt, dass über den Anbau von Kartoffeln oder Raps für die kommenden zwei Jahre nachgedacht werde.

>> Das Projekt „Getreidefeld 2018“

  • Das Projekt verbindet Stadtgeschichte, Wissenswertes zur Land- und Wasserwirtschaft sowie Kunst im öffentlichen Raum miteinander.
  • Das Feld wird in Handarbeit und mit historischen Gerätschaften bearbeitet. Die Aktion läuft voraussichtlich bis September.
  • Für das Projekt begeistern sich immer mehr Hattinger und wollen sich engagieren. Alle, die mitmachen, stellen sich auf der Homepage www.getreidefeld.info vor.