Hattingen. . Vor zehn Jahren gründete Thomas Griesohn-Pflieger die Hattinger Ortsgruppe des Naturschutzbundes. Nachtigall und Lerche gibt es hier nicht mehr.
Romeo und Julia könnte in Hattingen gar nicht stattfinden, stellt Thomas Griesohn-Pflieger nüchtern fest. Und zitiert Shakespeare: „Es war die Nachtigall, und nicht die Lerche, die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang...“. Der Naturschützer, der vor zehn Jahren hier die Nabu-Gruppe gründete, sagt: „In Hattingen gibt es mittlerweile weder Nachtigall noch Lerche“.
Aufgewachsen ist der Vogelkundige sehr naturverbunden in Holzwickede. „Meine Eltern haben ein Haus gekauft und einen Garten neu angelegt und da kam so manches, was kreucht und fleucht, zum Vorschein.“ Das begeisterte den kleinen Thomas „so wie das jedes Kind begeistert, wenn die Eltern zulassen, dass es Spinnen, Frösche, Kröten, Kellerasseln und andere Tierchen kennenlernt.“
Jäger lehrt vieles über den Naturschutz
Griesohn-Pflieger hat „das Glück gehabt, sehr früh mit einem jungen Jäger in Kontakt zu kommen, der nicht nur das Erlegen von Tieren im Blick hatte“, sondern sich sehr um den Naturschutz kümmerte. „Von dem habe ich sehr viel gelernt. Es ist etwas anderes, ob ich Wissen aus einem Buch habe oder ob ich das direkt in der Natur vermittelt bekomme. Schnell konnte ich bei jeder Feder bestimmen, von welchem Vogel sie stammt.“
Nachdem der Naturfreund in Bochum den Nabu-Stadtverband, in Unna den Kreisverband mit initiiert und in Hattingen die Ortsgruppe gegründet hatte, musste er feststellen, dass er noch nie eine so „naturfremde Stadt wie Hattingen erlebt hat“. Vielleicht, mutmaßt Thomas Griesohn-Pflieger, hänge das mit der Hütte zusammen. Damals habe eine Beton- und Stahlmentalität geherrscht, um Natur habe man sich hier nicht gekümmert.
Hattinger Nabu-Gruppe ist die aktivste
Das habe sich mittlerweile etwas geändert. „Die Hattinger Nabu-Gruppe gilt mit 200 Mitgliedern als die aktivste unter den 800 bis 900 Mitgliedern, die der Ennepe-Ruhr-Verband insgesamt hat.“ Ganz besonders freut Thomas Griesohn-Pflieger, dass der Naturschutz wieder beachtet werde und mehr Gewicht bekomme – vor allem seit Dirk Glaser Bürgermeister sei.
„Auch mit der HWG, die uns in Holthausen ein Stück Land überlassen hat, arbeiten wir gut zusammen. Wir wollen dort eine Ökozelle schaffen mit Obstbäumen, Hecken, Tümpel, Totholz- und Steinhaufen.“ Damit wird den unterschiedlichsten Tieren wieder eine Heimat gegeben. Mäuse, Eidechsen, Erdkröten, Frösche und Molche können sich wieder ansiedeln und finden ideale Lebensbedingungen.
Flächen sehen grün aus, sind aber tot
„Viele Flächen, die die Stadt pflegt, sehen schön grün aus, sind aber tot“, sagt der Umweltexperte. Denn normalerweise arbeiten die meisten Städte und auch Privatleute mit Mulchmähern. „Sie hinterlassen das Gras als Spinat und zermetzeln alles, was eigentlich in der Wiese zu Hause ist.“
Viele Arten von Insekten und Vögeln seien in Hattingen komplett von der Bildfläche verschwunden. Das hänge nicht nur mit versprühten Giften zusammen, sondern eben auch mit der Art der Wiesen- und Rasenpflege. Die Zeit ein wenig zurückzudrehen, ist oft Fortschritt“, sagt der Nabu-Gründer. So legten Landwirte früher Steinhaufen an und schufen Lebensbedingungen.