Hattingen. . Stephan Anpalagan von der Hattinger Band Microclocks, will wachrütteln. Er entlarvt die Strategien der AfD und warnt vor rechtem Gedankengut.

Das Maß ist für Stephan Anpalagan voll. Der Keyboarder der Band Microclocks macht seinem Ärger über die AfD Luft. Und seine Facebook-Nachricht wird zum Hit.

Anpalagan hat sich gerade den Film „Der Pianist“ angeschaut, der den Überlebenskampf der Menschen im Warschauer Ghetto während des Nationalsozialismus thematisiert, als er des Nachts seine Facebookseite öffnet. Dort sieht der studierte Theologe neben Nachrichten aller Parteien auch die der AfD. „Da ist mir dann der Kragen geplatzt und ich habe mich hingesetzt und einfach alles runtergeschrieben, was mir auf den Nägeln brannte“, erzählt Anpalagan.

Anpalagan ist lange politisch interessiert

Das, was er einfach so runterschreibt in dieser Nacht, ist eine lange Nachricht gerichtet an die „Damen und Herren von der AfD“. Anpalagan erläutert dort, warum er sich wundert, dass die AfD sich über die Bezeichnung Nazis beschwert. In komprimierter Form und mit mehr als einem Dutzend Quellennachweisen fasst er einige der gröbsten „Grenzüberschreitungen“ der Parteimitglieder zusammen und versucht, sie ihrer rechten Gesinnung zu überführen.

„Ich beobachte schon seit geraumer Zeit die politische Großwetterlage. Dass rechtsradikale Kräfte so viel Rückenwind durch die Wähler erhalten, wie in Frankreich oder den Niederlanden, hätte ich mir bis vor Kurzem in Deutschland nicht vorstellen können.“

Nicht alle AfD-Wähler sind Nazis

Anpalagan war schon immer politisch interessiert. Als Keyboarder der Hattinger Band ­Microclocks greift er seit 14 Jahren sozialpolitische Themen auf und engagiert sich im Rahmen von Benefiz-Veranstaltungen. Die Äußerungen der AfD-Politiker und deren fehlende Distanzierung zur rechtsextremen NPD verbunden mit dem Erfolg, den sie bei den vergangenen Wahlen genossen, bewegten den 34-Jährigen zu seinem Text. Björn Höckes Kritik über „das Denkmal der Schande im Herzen unserer Hauptstadt“, wie der Versuch der AfD, Begriffe aus der Sprache des Nationalsozialismus neu und positiv zu besetzen, sind für Anpalagan gezielte Strategien, um rechtes Gedankengut wieder salonfähig zu machen.

Mit seiner Auflistung einiger dieser Äußerungen will der 34- Jährige gerade die Menschen erreichen, die noch schwanken. „Wir müssen mit offenen Ohren auf die Menschen zugehen, die die AfD gewählt haben oder wählen wollen. Es sind ja nicht alle AfD-Wähler Nazis. Aber diesen Menschen muss klar sein, dass sie die Nazis stark machen, wenn sie die AfD wählen. Wir müssen zeigen, was diese Leute mitwählen, wenn sie sich für die AfD entscheiden.“

Tausend Male über Facebook geteilt

Viele schlossen sich seiner Meinung an, teilten die Nachricht viele tausend Male über soziale Netzwerke. „Die Reaktionen sind größtenteils positiv.“ Aber einige Kommentare habe er vorsichtshalber löschen müssen, weil sie juristisch problematisch sein könnten. „Teilweise sind die Äußerungen auch amüsant. Im Großen und Ganzen stelle ich aber fest, dass wir als Gesamtgesellschaft etwas vor der Brust haben und aufklären müssen“, fasst der Musiker seine Sicht auf die Reaktionen zusammen.

Deshalb plant er, auch in Zukunft über die neuesten Äußerungen der Partei aufzuklären. „Soziale Netzwerke sind einfach ein gutes Medium, wenn man schnell viele Menschen erreichen will“, findet Anpalagan. „Ich hoffe, das ist der Anfang von Vielem.“ Es seien auch schon Institutionen auf ihn zugekommen, die auf sein Engagement aufmerksam geworden sind. Genaues könne er aber noch nicht verraten.