Politisch, düster und philosophisch:Die Musiker der Band Microclocks proben in Bredenscheid und starten im Oktober ihre erste Tournee

Wenn plötzlich der Wahn ausbricht und die gesamte Gesellschaftsordnung umstürzt – was dann? Die Band Microclocks hinterfragt mit ihrem ersten offiziellen Album „Opinions are on sale“ die Welt, in der wir heute leben. Auf die Frage, wie philosophisch die Band ist, bekommt der Keyboarder Stephan Selvarajah große Augen: „Sehr!“ Dann lacht der 28-Jährige. „Wir haben schon überlegt, das mit der Musik sein zu lassen, und uns lieber als Trio auf die Bühne zu setzen, über Tagesthemen zu reden, gewisse Leute zu beschimpfen.“ Doch stattdessen geben sie jetzt ihre erste Tour: vom 2. Oktober bis zum 12. Oktober.

Die Band als längste Beziehung

Stephan Selvarajah, Jens Tetzner und Andreas Nikolaou spielen „elektronischen Rock“. Gemeinsam mit der Duisburger Gruppe Paperstreet Empire starten sie die Tour „Opinions are afraid of us“.

Den elektronischen Rock proben die Microclocks in Bredenscheid. Seit rund sieben Jahren gibt es die Band, die aus dem Soloprojekt des Sprockhövelers Jens Tetzner hervorging. „Das ist die längste Beziehung, die ich bisher habe“, sagt Stephan Selvarajah. „Die Band ist nämlich durchaus eine Beziehung. Es wird viel besprochen, man kann sich über alles Mögliche streiten: über Songs, die Reihenfolge und Namen der Titel oder einzelne Noten“, erklärt er. „Dann wird aber alles basisdemokratisch diskutiert.“ Denn schließlich ist die Musik „das Transportmittel, das unsere Gedanken und Ideen den Zuhörern überbringt, und sie selbst zum nachdenken und interpretieren anregen soll“, so Selvarajah. „Wir singen nicht darüber, dass irgendjemand den DJ liebt, sondern über politische, aktuelle Themen.“ Mit dem Lied „All eyes on you“ kritisiert die Band die Überwachung der Bevölkerung. „Dass man kontrollieren kann, wer wann was macht, halten wir für bedenklich“, erklärt der Keyboarder. Mit weiteren Songs nehmen sie Bezug auf Goethes Werk „Faust“ und dem Zitat „Ich bin der Geist, der stets verneint.“ Selvarajah: „Es geht um jemanden, der das Schicksal in dunkle Mächte legt.“ Oder fragen sich, über „das Sein jenseits der eigenen subjektiven Wahrnehmung“. Die Single „Is anybody out there“ schaffte es auf Platz acht der deutschen „Alternative Charts“.

Auch mit der Heimat befassen sich die Musiker. Selvarajah: „Wir kommen alle aus dem Ruhrgebiet, ohne Hattingen würde es uns nicht geben. Wir haben oft auf dem Altstadtfest gespielt, unsere Ideen entstehen in unserem Proberaum in Bredenscheid. Das Video zum Lied ,Is anybody out there’ haben wir auf dem ehemaligen Hüttengelände gedreht. Im Video gibt es eine Verfolgungsjagd bei Nacht.“