Hattingen. 927 der insgesamt 5473 Schulkinder kommen aus Nachbarstädten. Stadt trägt Kosten für die Beförderung, sieht aber kein Konkurrenzproblem.

Jeder sechste Hattinger Schüler kommt aus einer anderen Stadt und pendelt ein. Die Schulverwaltung verzichtet dennoch darauf, den eigenen Schülerinnen und Schülern Vorfahrt einzuräumen, wie andere Städte es tun – auch wenn sie als aufnehmende Kommune die Kosten für die Beförderung der Kinder und Jugendlichen trägt, die hier zur Schule gehen.

„In schwierigen Zeiten wie etwa während der Schließung der Marie-Curie-Realschule sind solche Fragen auch an uns herangetragen worden“, erinnert sich Beigeordnete Beate Schiffer. Derzeit sei es aber kein Thema in der Stadt, eigene Schülerinnen und Schüler zu bevorzugen.

Laut Schulstatistik 2017 der Verwaltung besuchten im vorigen Schuljahr insgesamt 5473 Kinder und Jugendliche eine Grund- oder weiterführende Schule. (Die aktuellen Zahlen für das laufende Schuljahr wird die Verwaltung Ende Februar vorlegen.) Davon kamen 927 Einpendler aus anderen Städten. Wobei die 44 Grundschüler zahlenmäßig kaum ins Gewicht fallen.

Die meisten wohnen in Sprockhövel

Der Löwenanteil – weit mehr als die Hälfte aller auswärtigen Schüler – kommt aus Sprockhövel. Darunter zwei von damals insgesamt 16 Förderschülern. Inzwischen ist die St.-Georg-Schule geschlossen. Im Nachbarort Sprockhövel betreibt die Stadt eine Hauptschule, der EN-Kreis eine Gesamtschule. Ein eigenes Gymnasium ist zwar in der Diskussion, existiert aber bisher noch nicht. Rechtlich gesehen könnte die Stadt Hattingen Schüler aus Nachbarstädten nur dann ablehnen, wenn die gewünschte Schulform dort vorhanden ist. Gibt es am Standort etwa kein Gymnasium, wie in Sprockhövel, „müssen Schülerinnen und Schüler von dort in Hattingen genauso behandelt werden wie die eigenen“, sagt Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung in Arnsberg.

„Wir stecken in dem Dilemma, eine gute Mischung anzubieten“, sagt Beate Schiffer. Vor diesem Hintergrund soll es möglichst keine Ablehnung für Einheimische geben, die vielleicht in der Nähe der Schule wohnen, und dennoch Zuschläge für Kinder und Jugendliche aus anderen Städten. Die gute Mischung bezieht sich aber auf ein ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen ebenso wie auf Leistungsstandards und die Möglichkeit, die Schüler zum gewünschten Abschluss zu bringen.

Sowohl die Infrastruktur als auch die Qualität hat die Verwaltung dabei im Auge – zum Wohl aller Schüler, die in Hattingen unterrichtet werden. In den Blick rücken im Rahmen der Diskussion für die Verwaltung aber auch die Geburtenzahlen, die mit 471 Neugeborenen im Vorjahr einen Höchststand innerhalb der letzten zehn Jahre bedeuten, so Beate Schiffer. Ursprünglich sei man von einem Ausreißer ausgegangen, doch der Trend habe sich bestätigt. Auch diese Kinder müsse die Stadt bei der Kita- und Schulplanung im Auge haben.

Ursprünglich sollte dazu der Schulausschuss am 21. Februar tagen. Jetzt ist eine gemeinsame Sitzung mit dem Jugendhilfeausschuss am 27. Februar geplant.