Hattingen. . Vier Schülerinnen bringen am Gymnasium Holthausen die Spendenaktion ins Rollen. Ihre Mitschülern sammeln sogar bei Nachbarn und Händlern.
Nein, sagt Luzia Klose. Mit so einem Erfolg hätten sie und ihre Freundinnen Evelin Scharf, Jana Dornieden und Paula Patzig wirklich nicht gerechnet, als sie im Herbst dieses Jahres am Gymnasium Holthausen die Aktion „Deckel gegen Polio“ starteten. Insgesamt 102 619 Kunststoffdeckel haben Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 8 nun bis zum letzten Schultag des Jahres zusammengetragen. Je 500 finanzieren dabei eine Impfung gegen die in Afghanistan, Pakistan und Nigeria bis heute nicht ausgerottete Kinderlähmung. „Wir sind“, sagen die Initiatorinnen der Sammlung unisono, „hoch zufrieden.“
Auf die Idee brachte die 15 und 16 Jahre alten Schülerinnen der Jahrgangsstufe 10 (EF) Luzias Bruder, der sich in seiner Gemeinde um die Aktion „Deckel gegen Polio“ kümmert: Bei der werden Deckel aus hochwertigen Kunststoffen dem Recycling-Kreislauf zugeführt, zu Granulat geschreddert, mit frischem vermischt und zu neuen Produkten weiterverarbeitet. Der erwirtschaftete Erlös aus dem Verkauf der Kunststoffdeckel an die Verwertungsunternehmen kommt dann sozialen Projekten wie der weltweiten Kampagne „End Polio Now“, beendet Kinderlähmung jetzt, zu Gute.
„Wir fanden alle, ,Deckel gegen Polio’ ist ein echt tolles Projekt“, sagt Evelin. „Aber wir haben auch gedacht: Wenn wir das Sammeln an unserer Schule mit einem Wettbewerb verbinden, dann wird der Anreiz zur Teilnahme noch größer.“
Gedacht, gemacht. Denn auch Schulleiter Gerd Buschhaus gefiel die Aktionsidee und so machte er beim Förderverein eine finanzielle Unterstützung für die engagiertesten Klassen locker: in Form von Eisgutschein, Sitzsack oder auch einem Zuschuss für den nächsten Wandertagsausflug.
Fortan wurde „Deckel gegen Polio“ bei den Schülern des Gymnasiums Holthausen zum Selbstläufer. „Etliche Mädchen und Jungen haben uns erzählt, dass sie nicht nur bei sich zu Hause gesammelt haben. Sie haben auch in der Nachbarschaft und sogar in Getränke- und Supermärkten angefragt, ob sie Plastikdeckel von Flaschen abschrauben und mitnehmen dürfen“, sagt Luzia. Pfand muss schließlich auch für Flaschen ohne Kunststoffdeckel erstattet werden – jedenfalls, so lange auf dem Flaschenkörper das Pfandzeichen steht.
Und so hatten Luzia, Evelin, Jana und Paula mit „Deckel gegen Polio“ weit mehr als gedacht zu tun. Regelmäßig in den großen Pausen schoben sie in einem als Abgabestelle für die Plastikdeckel umfunktionierten Band-Proberaum Dienst. Sortierten ebenda aus den dutzendweise abgegebenen blauen Müllsäcken dann als erstes aus: ein paar Edelsteine, einen Magneten, eine Spielfigur, einige Kupfermünzen. Und ein Passfoto. Anschließend entsorgten die vier Freundinnen auch noch all’ die Plastikdeckel, die für eine Weiterverarbeitung zu Granulat nicht taugen: Metalldeckel, Sektkorken, aber auch Plastikverschlüsse von Nutella-Gläsern oder flüssigem Waschpulver, die zu groß sind, als dass sie von den Maschinen für die Granulierung zerkleinert werden könnten. Schließlich zählten sie: Deckel für Deckel. 102 619 insgesamt.
Die werden Luzia und ihre Eltern nun zu einer Lagerstelle in Essen bringen, von dort aus werden die Deckel dann an einen Verwerter weiter veräußert. Derweil überlegen die 16-Jährige und ihre Freundinnen bereits, ob „Deckel gegen Polio“ am Schulzentrum nicht eine Neuauflage wert wäre.