Hattingen. . Das Dokument war im April bei der Domsanierung aufgetaucht. Monatelang retteten Fachleute das Schriftstück. Nun ist es zurück.

  • Eine Lateinlehrerin aus Niederwenigern übersetzte die lesbaren Stellen der Urkunde
  • Im Dokument findet sich auch der Text, der auf einem Stein nicht mehr lesbar ist
  • Das Pergament wird wieder ins Mauerwerk gelegt – mit einer Urkunde zur Restaurierung

Kein Scherz – am 1. April, zur Wiedereröffnung des Doms, brachten die Restaurierungsarbeiten am Dom hervor, was Niederwenigerns ehemaliger Pastor Werner Bering während seiner Amtszeit immer gesucht hatte: die Grundsteinlegungsurkunde von St. Mauritius. Monatelang ist sie restauriert worden. Nun ist sie zurück in der Gemeinde, inklusive einer Kopie. Und übersetzt ist sie auch.

Unter welchem Papst und welcher Regentschaft der Dom entstand, wer Repräsentanten der Gemeinde waren, findet sich in der Urkunde ebenso wie die Erklärung, wie es zum Gotteshauses kam, dass die Spenden schneller flossen als gedacht – und wie groß die vorige Kirche war. „Den Stein, den wir in der Mauer der Apsis für den Grundstein hielten, weil er größer und umrahmt ist, hatte eine Inschrift, die nicht mehr lesbar war.

Glasrolle lag in einer Aushöhlung eines Steins

In der Urkunde findet sich der Text. Der soll wieder auf den Stein“, sagt Pastor Mirco Quint. In Latein steht da: „Dem einen dreifaltigen Gott, der ohne Sünde empfangenen Jungfrau und Gottesgebärerin und dem Heiligen Mauritius und seinen Gefährten sei Ehre und Dank in Ewigkeit“. Der echte Grundstein war einige Steine über dem großen Stein – in einer Aushöhlung lag die Urkunden-Rolle, die bei den Arbeiten nach unten fiel.

An dieser mit Spanplatten verschlossene Stelle der Apsis des Doms in Niederwenigern war der Stein, der für den Grundstein gehalten wurde und dessen Inschrift nicht mehr lesbar war – in Wirklichkeit war der Grundstein aber inklusive Grundsteinlegungsurkunde drei Steinreihen höher.
An dieser mit Spanplatten verschlossene Stelle der Apsis des Doms in Niederwenigern war der Stein, der für den Grundstein gehalten wurde und dessen Inschrift nicht mehr lesbar war – in Wirklichkeit war der Grundstein aber inklusive Grundsteinlegungsurkunde drei Steinreihen höher. © Barbara Zabka

In dem Text steht zudem, dass 1858 die Glasrolle mit der Urkunde von „Joseph Freusberg, Titularbischof von Sidyma und Weihbischof von Paderborn, feierlich in die Mauer eingefügt worden ist“. „Mit dem Stadtarchivar fanden wir heraus, dass das nicht stimmt. Die Urkunde war geschrieben, der Weihbischof offenbar krank geworden, darum kam der damalige Bischof selbst“, schmunzelt Quint. Der es sehr menschlich findet, dass zwei Schreibfehler in der Urkunde sind, das Latein eher holprig ist.

In einer Klimakammer verlor Dokument seine Steifheit

Übersetzt hat die Urkunde eine Lateinlehrerin aus Niederwenigern, Sonja Geistelfeldt – zumindest die lesbaren Stellen. „Manche waren nicht mehr rekonstruierbar“, sagt Quint. Denn die Glasrolle, in der das Pergament lag, war beschädigt, „wohl durch einen Querschläger im Zweiten Weltkrieg, der die Fenster im Dom auch zerspringen ließ“. Feuchtigkeit drang ein, Schimmelpilz befiel das Dokument, das auch mal ein Siegel trug. Das Papier hatte Risse und Löcher. „Von April bis September musste die Urkunde im Kölner Atelier für Papierrestaurierung Ferlmann in einer Klimakammer bleiben, damit sie die Steifheit verliert.“

Dann konnten Risse und Löcher gefüllt, mit ultraviolettem Licht sichtbar gemachte Fehlstellen mit Tusche ergänzt werden“, erörtert Quint. Das alles dauerte weitere vier Wochen und kostete „eine kleine vierstellige Summe“.

Urkunden-Kopie bald im Nikolaus-Groß-Haus zu sehen

Die Grundsteinlegungsurkunde von 1858 in lateinischer Sprache kommt zurück ins Mauerwerk von St. Mauritius in Hattingen-Niederwenigern. Unten rechts war ein Siegel. Die Flecken zeigen die Feuchtigkeits- und Schimmelpilzstellen.
Die Grundsteinlegungsurkunde von 1858 in lateinischer Sprache kommt zurück ins Mauerwerk von St. Mauritius in Hattingen-Niederwenigern. Unten rechts war ein Siegel. Die Flecken zeigen die Feuchtigkeits- und Schimmelpilzstellen. © Barbara Zabka

Die Kopie der Urkunde soll künftig im Nikolaus-Groß-Haus zu sehen sein. Das Original aber wird in einem Glas- oder Plexiglas-Behälter wieder in den Grundstein gelegt, der selbst wiederum in eine noch zu schaffende Aushöhlung des großen Stein eingefügt wird. Noch liegt er bei einem Steinmetz.

„Und wir werden eine zweite Urkunde dazulegen, in der über die Fugenpredigten, die Restaurierung des Doms berichtet wird. Der Text ist in Arbeit“, verrät Quint und – diese Urkunde wird auf Deutsch verfasst und von einem Kalligraphen in Schönschrift geschrieben.