. Kunstglaser Günter Pohl restauriert im Mauritius-Dom die Kirchenfenster. Muss er etwas neu fertigen, bewahrt der Sprockhöveler das Original auf.

  • Kunstglaser Günter Pohl restauriert im Mauritius-Dom in Niederwenigern die 23 Kirchenfenster
  • Teils überarbeitet er nun ganze Fenster, teils aber auch nur Teile – je nach Bedarf
  • Ersetzt er Stücke, greift er auch zum Pinsel und zeichnet die auf Glas ausgeführte Malerei nach

In schwindelerregender Höhe sicher mit Glasfenstern zu arbeiten, das macht Günter Pohl nichts aus. Der Kunstglaser aus Sprockhövel restauriert gerade Kirchenfenster des Mauritius-Doms in Niederwenigern.

Kirchenfenster zu restaurieren, das ist nicht das tägliche Brot des 51-Jährigen, der sein Handwerk seit gut 30 Jahren ausübt. Bei ihm ist auch Glas für normale Fenster, Schaufenster, Spiegel zu haben, er fertigt geätzte und gebogene Glasscheiben. „Die Aufträge in dem Kirchenfenster-Bereich werden eben immer weniger, weil es auch immer weniger Kirchen gibt“, erklärt er.

Teils weist in Niederwenigern die Bleiverglasung Risse auf. Sie werden sichtbar, wenn die Steinmetze an den Maßwerken arbeiten, dafür die Fenster ausbauen müssen. „Für die Sanierung der Fenster hätte man allein kein Gerüst aufgestellt, um kleinere Schäden an den Fenstern zu beheben“, sagt Pohl. Aber so sei die Gelegenheit günstig.

Teils überarbeitet er nun ganze Fenster oder aber auch nur Teile – je nach Bedarf. „Bei allen 23 Fenstern kam allerdings das untere Feld raus. Denn dort habe ich jeweils eine neue Schwitzwasser-Ableitung gebaut, die nach draußen führt. Bei der Einfachverglasung entsteht Schwitzwasser, das ist ganz normal. Das wurde bislang in Kästen aufgefangen, man setzte auf Verdunstung“, berichtet der Experte.

Jetzt läuft das Wasser durch Schlitze nach außen – was für die Kirche besser ist.

Ein Fenster im Mauritius-Dom. Ersetzt Günter Pohl Stücke, muss er auch zum Pinsel greifen, um die auf Glas ausgeführte Malerei mit Schmelzfarbe zu erneuern.
Ein Fenster im Mauritius-Dom. Ersetzt Günter Pohl Stücke, muss er auch zum Pinsel greifen, um die auf Glas ausgeführte Malerei mit Schmelzfarbe zu erneuern. © Fischer

Risse im Glas würden heute geklebt. „Bis vor 30, 40 Jahren hat man die Elemente schlicht erneuert. Aber heute ist man der Ansicht, dass das Original nach Möglichkeit erhalten bleiben sollte – und es gibt inzwischen gute Kleber, die das ermöglichen.“

Muss er doch mal ein Originalteil neu fertigen, so behält er das ausgewechselte Fensterstück. „Das bewahre ich in einer Grabbelkiste auf, kann mir ansehen, wie die Sachen gemacht sind. Auftraggeber wollen diese Originalstücke oft nicht haben. Zum Wegschmeißen sind sie viel zu schade.“ Hauptsächlich in Nordrrhein-Westfalen ist er im Einsatz. „Aufträge weiter weg sind für mich mit meinem Ein-Mann-Betrieb nicht machbar.“

Von außen ist nicht zu erkennen, wie die Fenster von innen bemalt sind. Ersetzt Pohl Stücke, muss er auch zum Pinsel greifen, um die Schwarzlotmalerei zu ersetzen. Als Schwarzlotmalerei wird die auf Glas ausgeführte Malerei mit Schmelzfarbe bezeichnet.

Starke Verschmutzungen von innen

Seit 2014 arbeitet Günter Pohl, der seine Ausbildung in Münster absolvierte, auf Zuruf am Dom. Er holt die Fenster ab, bearbeitet sie in seiner Werkstatt in Sprockhövel – und setzt sie wieder ein, schön gereinigt. Mit dem Putzen allein ist es dabei meist nicht getan. Starke Verschmutzungen muss er teils mit dem Skalpell lösen. Rost beispielsweise oder Haftputz von den Steinen. Die Fenster des Doms sind „von innen stärker verschmutzt als von außen. Das liegt an der ländlichen Lage der Kirche. Von innen setzt sich Ruß ab“, erklärt Pohl – und berichtet, dass das bei Kirchen in Großstädten eher andersherum wäre.

Das Fenster aus dem Chorraum, das er gerade wieder eingesetzt hat, hatte er vor Weihnachten abgeholt. Zwei Wochen Arbeit stecken darin. Die größeren Fenster sind mit einer so genannten Windstange gesichert. „Wenn das Feld groß ist, besteht die Gefahr, dass das weiche Blei sich verformt.“ Für die Arbeit an den Fensterelementen wiederum sei die leichte Verformbarkeit des Bleis gut, denn man könne es in die gewünschte Form bringen, die Elemente auch zur Bearbeitung leicht aus der Form bekommen. „Man muss beim Löten nur aufpassen, dass man die Dämpfe nicht einatmet“, sagt Pohl, da Blei flüssig oder gasförmig Schadstoffe freisetze.

Hat Pohl einmal an einer Kirche gearbeitet, spürt er eine besondere Verbindung zu dem Sakralbau. „Natürlich guckt man ihn dann ganz anders an, blickt hoch zu den Fenstern, wenn man vorbeifährt.“ Die Restaurierung der Kirchenfenster begeistert ihn: „Etwas zu erhalten, das es schon so lange gibt, das ist einfach toll.“