hattingen. . Die Gesellschaft sei viel sensibler geworden, was die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen betrifft, sagen die Behinderten-Vereine.
- Bis auf wenige Ausnahmen ist die Wunschliste vom Behindertensport- und Blindenverein abgearbeitet
- Im Lehrschwimmbecken Rauendahl kommen Behinderte nicht ins Wasser
- Viel mehr Sensibilität in der Gesellschaft festgestellt, Rücksichtslose sind Ausnahmen
Es gibt positive Nachrichten. Die Situation für Menschen mit Behinderungen hat sich deutlich verbessert – auch im öffentlichen Raum. Das sagen übereinstimmend der Vorsitzende der Behindertensportgemeinschaft Achot Agakhanian (59) und der Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hattingen-Sprockhövel im BSV Westfalen, Ingo Arnst (56). Die Beurteilung der Situation klang am 30. September 1987 noch komplett anders.
Da lautete die Überschrift in der WAZ Hattingen: „Fallen für Behinderte. Parkplätze sind oft schon besetzt. Grünphasen bergen Gefahr“. Rücksichtslos abgestellte Autos, zugeparkte Behindertenparkplätze, keine abgeflachten Bordsteinkanten, Gefahren beim Überqueren von Ampeln - all’ das waren vor 30 Jahren Beispiele, wie wenig Gesellschaft, Politik und Verwaltung die Bedürfnisse von behinderten Menschen im Blick hatten.
Mehr Sensibilität in der Gesellschaft festgestellt
Bis auf wenige Ausnahmen, die noch auf der Wunschliste stehen, sind Arnst und Agakhanian voll des Lobes über das, was die Politik in den vergangenen Jahrzehnten auf den Weg gebracht hat und auch über viel mehr Sensibilität, die sie in der Gesellschaft feststellen. Ja, sagen beide, es gebe immer noch rücksichtslose Menschen, aber insgesamt sei die Hilfsbereitschaft ausgesprochen groß in der Bevölkerung.
So sei – was sich heute von selbst versteht – die Reha-Klinik in Holthausen absolut barrierefrei auch bis ins Therapiebecken für die Wassergymnastik. Es gebe außerdem auch einen Lift, so dass es für jeden möglich sei, problemlos ins Wasser zu kommen. Agakhanian lobt auch die Turnhalle in der Lessingstraße, wo der Behindertensport stattfindet. Da gebe es Handgriffe in den Umkleidekabinen.
Kleine Kanten oft unüberwindbar
Im übrigen seien Bordsteine meistens abgesenkt, so dass auch Menschen mit Rollatoren ohne Gefahr rauf und runter kämen. Ebenso komfortabel sei der Ein- und Ausstieg bei Bus und Bahn. Das sei früher völlig anders gewesen. „Die meisten können sich kaum vorstellen, dass schon kleine Kanten für Menschen mit Rollatoren zu unüberwindbaren Hürden werden. Es reichen ein paar Zentimeter und man kommt einfach nicht weiter“, sagt der Vorsitzende der Behindertensportgemeinschaft.
Was noch auf seiner Wunschliste steht, ist ein Umbau beim Lehrschwimmbecken Rauendahl. „Die Nachfrage ist da“, betont er. Aber Behinderte kommen erst gar nicht ins Becken, denn es gibt nur Stufen an der Wand und es geht steil runter. Was ihm am Herzen liegt, ist vor allem, im sozialen Bereich, der Schule und der Familie schon die Kinder für die Probleme zu sensibilisieren. Ingo Arnst wünscht sich dringend mehr Lichtkontraste für Sehbehinderte und mehr Markierungen im vorderen Bereich von Kanten und Stufen. Um besetzte Behinderten-Parkplätze kümmere sich das Ordnungsamt.