Hattigen. Im Lärchenweg mit vielen Migranten gaben fast 20 Prozent der Wähler den Rechten die Stimme. Viele sind mit dem Wohnumfeld unzufrieden.
- Das „Abstellgleis“ von Hattingen, die Welperstraße, wählte mit 17 Prozent die rechte AFD
- Durch Sperrmüll, Dreck und Lärm bis in die Nacht wächst bei vielen Hattingern der Unmut
- Viele kümmern sich nicht um den Nachwuchs und lassen die Kinder bis nachts auf der Straße
Nicht gerade attraktiv sieht sie aus – die Gegend um die Lärchenweg. Die Rasenflächen zwischen den Häuserblöcken sind geschnitten, aber die Häuserzeilen heruntergekommen. Irgendwie steril sieht die Siedlung aus, trotz der Grünanlagen und der Bäume. Und der Dauerregen am Tag zwei nach der Wahl macht’s nicht besser.
Das ist wirklich heftig
Kaum jemand ist an diesem Dienstag auf den Straßen. Autos zwängen sich an parkenden Wagen vorbei, die Menschen huschen in ihre Häuser. Dieses Fleckchen von Hattingen hat bei der Wahl einen einsamen Rekord erreicht: 19,91 Prozent der Bürger wählten hier die rechte AfD.
Sabine Albrecht (40) ist mit ihren beiden Kindern unterwegs. Als sie das Wahlergebnis hört, kann sie es nicht fassen. „Das kann doch nicht wahr sein“, sagt sie und ist sprachlos. „Meine Eltern wohnen noch hier, ich bin hier aufgewachsen, habe meine Kindheit hier verbracht. Das war schon immer sehr gemischt hier, die meisten arbeiteten auf der Henrichshütte. Das ist ja wirklich heftig.“ Sie selbst wohnt mittlerweile in der Südstadt, von ihren Eltern weiß sie, dass es „unten in den Hochhäusern öfter Polizeieinsätze gibt. Aber dass hier so viele AfD gewählt haben, ist wirklich krass“.
Es ist dreckiger geworden
Die Welperstraße hat den zweiten Platz mit über 17 Prozent „erobert.“ Sie nannte man schon vor Jahren das „Abstellgleis von Hattingen. Aber irgendwer ist ja immer schuld“, sagt Adam Madrzak (39) vom Hotel Avantgarde. Früher seien es die Türken gewesen, dann die Russen, heute die Flüchtlinge. Besser geworden sei es tatsächlich nicht in der Straße, an dessen Ende Hochhäuser stehen. Und vor allem dreckig sei es. Das Umfeld sieht wirklich nicht gerade einladend aus. Fährt man auf die Hochhäuser zu, die steile Straße hinunter, liegt an einem großen Hofeingang zu Mehrfamilienhäusern Sperrmüll. Die Mülleimer im Hof, gut sichtbar von der Straße, quellen über. Schön ist anders.
Der Spielplatz ist weg
„Einen Migrantenhintergrund hat hier fast jeder“, sagt Adam Madrzak. Er selbst, in Polen geboren und in seiner Wahlheimat Deutschland angekommen, ja genauso. „Aber, es kommt eben auf jeden einzelnen Menschen selbst an“, sagt er. Ja, es sei laut geworden in der ehemals sehr ruhigen Straße. Kinder, egal welchen Alters, spielten bis 22 Uhr auf der Straße und machten Lärm. „Dass jemand Kinderlärm nicht ertragen kann, kann ich nicht verstehen“, sagt er.
Dass man Kinder nicht allein bis zehn Uhr nachts auf der Straße spielen lassen sollte, stehe allerdings auf einem anderen Blatt. Hinzu komme, dass man den Spielplatz zwischen den Hochhäusern entfernt habe, ebenso wie den nahegelegenen Bolzplatz.