Hattingen. Ralf Brauksiepe saß Ralf Kapschack dicht im Nacken. Dann wurde es eng mit seinem Listenplatz. Am Ende reichte es für beide Kandidaten.

Ralf Brauksiepe (CDU) gehört mit seinen 50 Jahren und vier Legislaturperioden fast schon zu den alten Hasen im Bundestag. Sein Wahlabend glich einer Achterbahnfahrt. Noch nie war er seinem SPD-Kontrahenten im Wahlkreis 139 so dicht auf den Fersen gewesen – und gleichzeitig noch nie so kurz davor, den Sprung ins Parlament über die sonst für ihn sichere Landesliste doch nicht zu schaffen.

Die starken Verluste beider großer Parteien bei der Bundestagswahl haben die NRW-Landesgruppe der CDU von 63 auf 42 Mitglieder schrumpfen lassen. „Da sind natürlich Leute unverhofft herausgefallen,wo man mitfühlt und traurig ist“, so Brauksiepe, den dieses Schicksal nach 19 Jahren als Abgeordneter fast selbst ereilt hätte. Auf der Landesliste war er mit Platz neun abgesichert – bei zehn war Schluss.

FDP und AfD gewannen stark hinzu

Die SPD holte wieder die meisten Direktmandate im Ruhrgebiet, umgekehrt die Union viele woanders in NRW. Je mehr Direktmandate, desto weniger greift die Liste. Die starken Zugewinne von FDP und AfD taten ihr Übriges – sie nahmen den großen Parteien viele Mandate weg.

Nun, am Ende hat es diesmal wieder für beide Abgeordnete aus dem EN-Kreis gereicht. Ralf Kapschack verteidigte das SPD-Direktmandat mit gut drei Punkten Vorsprung (36,7 Prozent, knapp -6) vor Brauksiepe (33, knapp -3). Bei den Zweitstimmen war der Abstand noch geringer: SPD 29,9 Prozent (knapp -9), CDU 27,3 (knapp -6).

Weniger Vertrauen in die Parteien

Trotz aller Verluste gab sich Brauksiepe nach der Bundesvorstandssitzung in Berlin verhalten optimistisch. „Es herrscht keine euphorische Stimmung. Aber wir haben unser wichtigstes Ziel erreicht, die mit Abstand stärkste Kraft zu werden. Gegen uns ist keine Regierungsbildung möglich“, sagte er. Man sei sich mit der Kanzlerin einig gewesen, dass es nur einen Weg gebe: „Wir müssen die Probleme der Menschen lösen.“ Das Vertrauen in die Parteien sei gesunken, was die „Problemlösungskompetenz“ der Politik im Allgemeinen angehe.