. Jürgen A. Weber (FDP) arbeitet als Anästhesist und Oberarzt. Er sagt, dass der Pflegenotstand nicht kommt, sondern schon da ist.
- Jürgen A. Weber arbeitet als Anästhesist und Oberarzt.
- Er sagt, dass der Pflegenotstand nicht kommt, sondern schon da ist
- Hattingen ist für ihn der wärmste Punkt im Ennepe-Ruhr-Kreis
Jürgen A. Weber ist Anästhesist. Nicht überraschend also, dass Gesundheitspolitik ihm besonders am Herzen liegt. Und er ist auch ein bisschen stolz darauf, dass einige Sätze und Inhalte, die er zu diesem Bereich zusammengetragen hat, ins FDP-Wahlprogramm aufgenommen wurden.
„Wir haben im Gesundheitsbereich ein strukturelles und ein personelles Problem“, sagt der 56-Jährige im WAZ-Gespräch und erklärt: „Es ist fatal, dass zugelassen wurde, dass private Unternehmen um die zehn Prozent Rendite aus Kliniken ziehen können. Dadurch ist eine Geldknappheit für Pflege und Versorgung entstanden. Das führt zum Teil dazu, dass bei Patienten Behandlungen durchgeführt werden, nur weil es Geld dafür gibt.“ Auch für Sanierungen an älteren Häusern stünden oft nicht die nötigen Mittel zur Verfügung.
Qualität und Masse gehen verloren
Zweitens: das Personal. „Die Ärzte sind gar nicht mein Thema“, sagt Weber. „Aber was von Pflegekräften arbeitsmäßig verlangt wird und anschließend an Lohn gezahlt wird, das passt nicht zusammen. Politik muss das System so ausstatten, dass es einen vernünftigen Personalschlüssel und eine Wertschätzung für die Arbeit gibt.“
Der immer wieder angeführte Pflegenotstand sei kein Zukunftsproblem, „er ist jetzt schon da“. Zwar nicht in den Großstädten, in denen noch genügend Arbeitskräfte vorhanden seien, „aber auf dem Land ist das anders – Qualität und Masse gehen verloren.“
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Mammutaufgabe für das Land
Was dem Freien Demokraten klar ist: „Um die Situation zu verbessern, müssten wir die Beiträge erhöhen. Das kann aber nicht eine Partei alleine machen, die dann nur Prügel beziehen würde, das müssen alle gemeinsam machen. Das ist eine Mammutaufgabe, bei der das ganze Land gefordert ist, auch über die Politik hinaus.“
Jürgen A. Weber steht für das Gesundheitsprogramm der FDP, Christian Lindner für die ganze Partei. „Natürlich ist er sehr präsent, aber die Partei steht dahinter. Die öffentliche Wahrnehmung ist aber typisch FDP – bei anderen wird das anders bewertet. Schauen Sie doch mal bei CDU, da ist nur Merkel, bei der SPD ist nur Schulz, bei der Linken nur Wagenknecht. Ist doch auch nicht anders. Wir haben eine exzellente Kampagne.“
Und die hat Jürgen A. Weber des Öfteren nach Hattingen geführt, eine der fünf Städte in seinem Wahlkreis. „Alle Städte sind verschieden, aber die Innenstadt hier ist unbeschreiblich. Hattingen ist für mich der wärmste Punkt im Ennepe-Ruhr-Kreis“, sagt er. „Normalerweise bin ich mit acht km/h Schrittgeschwindigkeit unterwegs. In Hattingen sind’s nur fünf.“
Das sind die Kandidaten des Wahlkreises 139 (EN-Kreis II)