Hattingen. . In Hattingen gibt es Regeln für die Musiker – aber sie brauchen keine Genehmigung und müssen nicht vorspielen.

  • Stadt fordert Ortswechsel von mindestens 100 Metern nach 30 bis 45 Minuten
  • In Hattingen findet sich eine große Bandbreite an Instrumenten von Flöten bis Spinett
  • Straßenmusiker Rasmus Schumacher spricht von teils mafiösen Strukturen

Wer in der Hattinger City arbeitet, kennt das Phänomen, besonders im Sommer: Straßenmusiker – sehr unterschiedlich talentiert – spielen ihr Repertoire rauf. Und runter. Und wieder rauf. Und runter. Oft in gefühlter Endlosschleife.

Das darf eigentlich nicht sein: „Nach einer Spielzeit von 30 bis 45 Minuten ist der Platz zu wechseln – und zwar deutlich zu wechseln“, sagt Stadtsprecherin Jana Golus. Mindestens 100 Meter werden angestrebt, damit eben nicht „immer derselbe Personenkreis beschallt wird“.

Elektrische Verstärker sind unerwünscht

Von den Instrumenten her findet sich in Hattingen eine große Bandbreite von Gitarren über Flöten bis sogar hin zu einem Spinett.

Mancher Musiker läuft auch mit Verstärker in der Altstadt auf. Die sind der Stadt ein Dorn im Auge. „Musikanten mit elektrischen Verstärkern werden sofort dazu aufgefordert, den Verstärker auszustellen“, sagt Jana Golus.

Teils erteilen städtische Mitarbeiter Platzverweise

Anders als in anderen Städten müssen Straßenmusiker hier keine Genehmigung beantragen – und vorspielen muss auch niemand, „wie es in München der Fall ist. In Hattingen lassen wir die Straßenmusiker erst einmal spielen, da sie zum Bild einer Innenstadt gehören.“

Allerdings: Stellen die städtischen Bediensteten bei Kontrollgängen fest oder gehen Beschwerden ein, dass ein Musiker zu lange an einem Platz spielt, wird er erst auf den erforderlichen Ortswechsel hingewiesen. Führt das nicht zum Erfolg, folgt ein Platzverweis.

Rasmus Schumacher freut sich jedes Mal auf die Stadt

Wie das Leben als Straßenmusiker ist, weiß Rasmus Schumacher. Er spielte schon in vielen Städten, sogar in Australien, verdient so seinen Lebensunterhalt. Er hat eine eigene Homepage, produziert CDs – und ließ Stimme wie Gitarre zwar noch nicht einfach so auf Hattinger Straßen erklingen, dafür aber auf Anfrage des Stadtmarketings bei Hattingen Live und Altstadtfest. Von der Stadt ist er begeistert: „Ich freue mich jedes Mal darauf, die Stimmung ist super.“

Dass der Kölner hier zuvor nicht als Straßenmusiker aufgeschlagen ist, ist Zufall. „Ich habe mich oft ins Auto gesetzt, Städte angefahren, in denen ich Freunde hatte.“ Er berichtet von teils mafiösen Strukturen in der Straßenmusikerszene: „Da werden Musiker aus Osteuropa hierher verschleppt. Einerseits nerven sie, andererseits tun sie mir leid.“