Langenberg. . Sie sprühten Graffiti und machten Straßenmusik: Drei Tage lebten 21 Wuppertaler Gesamtschüler in einem Zeltdorf am alten Güterbahnhof Langenberg.
Hören konnte man sie am Mittwochnachmittag vor Angelos Eisdiele, sehen bis heute Mittag: 21 Schüler und Schülerinnen der Gesamtschule Wuppertal Langerfeld, die mit ihrem Schulprojekt „Street Art“ seit Montag auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs lagerten und vor allem Sprayaktionen künstlerisch umsetzten.
„Das Gesamtprojekt heißt Stadt-Land-Fluss“, erläutert Peter Döring, einer der vier Lehrer, die die Gruppe in Langenberg betreuen. Neben dem Langenberger Street-Art-Projekt, bei dem vor allem Bauzaunplanen gestaltet und Straßenmusik gemacht wurden, konnten die Schüler sich für den Bau eines Floßes, eine Wanderung auf römischen Spuren durch die Eifel, für soziales Engagement bei der Tafel oder die Begleitung all dieser Projekte als Journalisten entscheiden.
Vor allem der „Gangsta Style“ hat es Chantal angetan
„Wir haben die Schüler dann über das letzte Schuljahr verteilt auf die Projekte vorbereitet, zum Beispiel wie der rechtliche Rahmen gerade bei Graffiti gestaltet ist“, so Döring. Das Ergebnis zeigte sich im Gespräch mit Chantal Ohl, die selbst schon immer „mal rumsprühen und Graffiti machen wollte“. Können konnte sie es vorher nicht, doch: „Es macht Spaß, vor allem der Gangsta Style.“ – Und die 15-Jährige hat bei der Vorbereitung gut zugehört: „Sprayen aber nur da, wo man es darf.“
Für Jan Naschke steht die Gemeinschaftsaktion im Vordergrund. Dazu gehört es, draußen zu sein, Musik zu hören, abends am Lagerfeuer zu sitzen. Er hatte sich an einer Schablone, so genannte Stecils, versucht. Der 14-Jährige hätte gern eine Biene auf die Plane gebracht.Über dieses Projekt hat er die Kunst für sich entdeckt: „Den Spaß am Zeichnen nehm’ ich auf jeden Fall mit, ich werde bestimmt zuhause weiter zeichnen!“
Für jeden Straßenmsiker gab’s am Kirchplatz ein Eis
Während Jan und Chantale in ihren Wunschgruppen unterkamen, ist Charlotte Pauksch, die „Journalistin“ des Teams, unfreiwillig dort gelandet. Sie wollte in die Eifel, doch dieses Projekt „war schon voll.“ Was sie bei ihren Beobachtungen hier feststellen konnte: „Es ist ziemlich lustig, es gibt viele Pannen“. Ob Aufbau und Sicherung von Schlaf-, Küchen-, Versorgungs- und Gemeinschaftszelt, die organisierte Nutzung der sanitären Anlagen oder die Versorgung: Bei allem haben die Schüler viel in der Projektwoche lernen können.
Jeden Abend durfte Charlotte an die zentrale Redaktion ihrer Schule berichten. So schrieb sie zu Tag drei: „Die Maler haben sich Vorlagen gemacht, mit welchen sie dann immer das gleiche Motiv sprayen konnten. Der Auftritt der Musiker war nicht ganz so gut wie erhofft…“ – Doch auch dort gab es trotz des plötzlichen Regens ein Highlight für die Straßenmusiker: „Da wir vor einer Eisdiele gespielt haben, hat uns der Eismann auch allen einen ausgegeben“.
Bahnhofsbesitzer unterstützte das Street-Art-Projekt tatkräftig
Wahl-Langenberger Peter Döring hatte den Ort für das Projekt ausgesucht. Zur Umsetzung am alten Güterbahnhof mit dem Platz zwischen Bahnstrecke und Deilbach war Bahnhofseigentümer Andreas Beyer sofort bereit und unterstützte umfassend und begeistert. „Er hat alles kostenfrei zur Verfügung gestellt“, freut sich Döring. Auch habe Beyer das Gelände gesichert, einen Toilettenwagen, Strom und Wasser bereitgestellt, die Wiese vorher noch komplett gemäht. Fast täglich war Beyer zu Besuch: „Ich würde gerne häufiger Projekte mit Kindern und Jugendlichen dort durchführen. Von Beginn an wollte ich die Güterabfertigung mit dem Gelände auch für soziale Projekte nutzen. Das bietet sich an.“
Auch wenn die Schüler und Schülerinnen am heutigen Freitag im wahren Wortsinn ihre Zelte abbrechen: Einige ihrer Kunstwerke werden bleiben und für die vorbeifahrenden S-9-Fahrgäste einen bunten Eindruck hinterlassen.