Hattingen. Mohamed Bouchbouk erklärt arabische Tradition, Islam und politische Lager. Kursus der Hattinger Flüchtlingshilfe soll Vorurteile abbauen.
Die Hattinger Flüchtlingshilfe geht in ihrer Arbeit neue Wege und hat jetzt zum ersten Mal den Kurs „Arabisch für Flüchtlingshelfer angeboten“. 30 Ehrenamtler kamen in die Räumlichkeiten der Flüchtlingshilfe, um am Kursus teilzunehmen.
„Das ist aber kein Sprachkursus. Vielmehr behandeln wir darin die kulturelle Unterschiede“, betont Steffanie Bienick von der Flüchtlingshilfe. „Die Flüchtlingspaten haben häufig den Wunsch geäußert, besser auf die Besuche bei den geflüchteten Familien vorbereitet zu werden“, so Bienick weiter. Genau das ist Ziel des 90-minütigen Kurses.
Der Dozent kennt beide Seiten
Dozent Mohamed Bouchbouk stammt aus Marokko. Vor 22 Jahren ist er nach Deutschland gekommen. „Ich möchte ein Vorbild sein und zeigen, dass Integration nicht schwer ist. Man muss einander nur verstehen“, erklärt er . Aufgrund seiner eigenen Biografie kennt er die Ängste der Geflüchteten und der einheimischen Bevölkerung. „Wenn uns etwas fremd ist, haben wir häufig Angst davor“, erklärt Bouchbouk, der unter anderem fließend Arabisch und Deutsch spricht.
„Ich möchte in dem Kurs vermitteln, wie Araber ticken“, sagt der Nordafrikaner . So spricht er beispielsweise über die arabische Tradition, den Islam, Höflichkeitsformen, die Sprache und auch über die politischen Lager.
Gastfreundschaft in arabischen Familien
Und wenn man eine arabische Familie besucht? „Dann brauchen sie ganz viel Zeit“, sagt Mohamed Bouchbouk. Denn arabische Familien sind vor allem: gastfreundlich. „Unter fünf, sechs Stunden geht da nicht viel. In der arabischen Kultur ist der Gast König und bekommt Tee und meist ein Mehr-Gänge-Menü angeboten“, erklärt der Dozent. „Also nehmen Sie sich Zeit. Ein solcher Besuch ist ein Erlebnis“, versucht er den Flüchtlingspaten die ersten Berührungsängste zu nehmen. Einen wichtigen Tipp hat er dann auch noch: „Man darf sich in der arabischen Kultur auf keinen Fall beim Essen die Nase putzen.“
Dann stehen auch die arabischen Schriftzeichen auf dem Programm und jeder Kursteilnehmer kann versuchen, seinen Namen selbst auf arabisch zu schreiben. „Gar nicht so leicht“, sind sich die Teilnehmer einig. „Wenn man als Flüchtlingshelfer aber Guten Tag auf arabisch kann, reicht das für den ersten völlig aus“, ist sich Bouchbouk sicher. Vielmehr müsse man der anderen Kultur aufgeschlossen sein. „Die Geflüchteten und die Deutschen lernen durch den Kontakt täglich hinzu. Deutschland ist ein Einwanderungsland“, sagt Bouchbouk.
Weil das Interesse so groß war, plant die Flüchtlingshilfe Hattingen in der Zukunft einen weiteren Kursus.