Hattingen. . Heidi Schlender organisiert mit ihrem Ehemann den Fahrdienst der Flüchtlingshilfe. Sie holt ab was Spender nicht selbst bringen können.

Heidi Schlender (68) und ihr Mann Peter (71) haben im vergangen Jahr ordentlich Kilometer gemacht. Mit ihrem 20 Jahre alten, kleinen Auto sind sie in ganz Hattingen unterwegs gewesen, um das zu sammeln, was andere für Flüchtlinge spenden wollten. Schon beim ersten Treffen der Helfer, noch bevor es die Flüchtlingshilfe gab, war Heidi Schlender dabei. Und sofort bot sie an: „Wir organisieren den Fahrdienst.“

Seitdem ist viel passiert. „Wir haben bei Null angefangen und dann hat sich das wahnsinnig entwickelt“, erinnert sich die 68-Jährige. Für sie bedeutete das in den ersten Monaten 25 bis 30 Anrufe pro Tag. „Wir haben alles abgeholt, was die Leute nicht an die alte Feuerwache bringen konnten.“ Inzwischen haben die Schlenders zum Beispiel insgesamt 70 bis 80 Fahrräder in ihren kleinen Nissan gequetscht. Außerdem Kleidung, Geschirr und vieles mehr. „Meist rufen ältere Leute an oder Berufstätige, die am Montag, wenn die Spendenstelle geöffnet ist, keine Zeit haben“, weiß Schlender.

Um alles abliefern zu können, hatte sie als erste den Schlüssel zur alten Feuerwache. Gerade am Anfang war das Rentner-Ehepaar oft von morgens bis abends unterwegs – in allen Ortsteilen und sogar bis nach Essen und Bochum-Linden. „Wir haben so viele Leute kennengelernt, vom Hochhaus bis zur Villa.“ Besonders beeindruckt haben Heidi Schlender die, die spendeten, obwohl sie selbst wenig hatten. „Einige haben Dinge gespendet, die sie selbst sicher auch gern gehabt hätten“, ist die Helferin gerührt.

Auch ihr Mann und sie haben in diesem Jahr persönlich etwas zurückgesteckt: „Ein Urlaub musste erstmal warten.“ Aber sie betont: „Wir machen das gern und sehen es als unsere Aufgabe, etwas zu machen.“ Immerhin war Heidi Schlender ehrenamtliche Vorsitzende der Obdachlosenhilfe in Essen und arbeitete dort 25 Jahre beim Deutschen Roten Kreuz. Und auf jeden Fall soll der Fahrdienst für die Flüchtlingshilfe weitergehen. Denn noch immer bekommt Heidi Schlender Anrufe – wenn auch nicht mehr ganz so viele.

Deshalb hat sie seit einem halben Jahr eine neue Aufgabe angenommen. Gemeinsam mit ihrem Mann betreut sie eine Flüchtlingsfamilie mit drei kleinen Kindern aus dem Kosovo. Außerdem kümmert sie sich um unbegleitete Jugendliche. „Als die jetzt Kleidung und Schuhe brauchten, die wir in der Spendenstelle nicht hatten, sagte das DRK sofort, dass wir vorbeikommen können. Und im Schuhaus Heller durften sich zehn Jugendliche neue Schuhe aussuchen.“ Für Heidi Schlender war das wohl der schönste Abschluss des Jahres.