Gladbeck. Ein todbringendes Bakterium breitet sich immer weiter aus. Bislang ist kein Gegenmittel bekannt. Die ZBG-Grünpflege ist in großer Sorge, dass bald auch die schöne Kastanie vor dem Rathaus befallen wird. Ein schleichender, unaufhaltsamer Abschied vom beliebten Park- und Straßenbaum

Seit Dienstagmorgen knattern Kettensägen in der Josefstraße und fressen sich in das Holz der Kastanien am Straßenrand. Rund 30 relativ junge Bäume müssen gefällt werden. Sie sind nicht mehr zu retten, weil sie von einem todbringenden Bakterium befallen sind, gegen das es kein Gegenmittel gibt. „Wenn der Befall weiter so schnell um sich greift, wird es in wenigen Jahren im Gladbecker Stadtgebiet keine Kastanien mehr geben“, befürchtet Bernhard Schregel.

Was der ZBG-Abteilungsleiter meint, ist die Ausbreitung des Bakteriums Pseudomonas syringae. Eine aus den Niederlanden vor etwa sieben Jahren eingewanderte Plage, die sich Richtung Osten ausbreitet und sowohl weiß- wie rotblühende Kastanienarten befällt.

Die Bäume weisen schwarzbraune, teils „blutende“ Flecken auf. Schwachstellen in der schützenden Rinde, die gnadenlos von Sekundärschädlingen befallen werden, von schnell holzzersetzenden Pilzen wie Winterrübling, Austernpilz oder Hallimasch, die den geschwächten Bäumen den Rest geben. „Zunächst sterben Astspitzen ab. Das Absterben von ganzen Kronteilen erfolgt dann sehr rasch. Auch für den Laien ist gut erkennbar, dass viele kranke Bäume schon jetzt blattlos sind“, erklärt Schregel. Die Kastanien werden im

Stammbereich stark zersetzt, verlieren dramatisch an Standsicherheit, so dass sie zur Verkehrssicherung gefällt werden müssen.

Ihn beunruhigt, sagt Schregel, dass an der Josefstraße erstmals auch junge, gerade 15 Jahre alte Bäume befallen seien, „die eigentlich als widerstandsfähiger im Vergleich zu alten Kastanien gelten“. Bekämpfungsmöglichkeiten gegen das todbringende Bakterium seien bislang nicht bekannt. Schon in den vergangenen vier Jahren mussten so immer wieder Kastanien gefällt werden, etwa an der Kampstraße, an der Postallee oder im Linnerott, insgesamt 70 Bäume.

Sorge um große Rathauskastanie

Bakterium seit 1902 als Krankheitserreger bekannt

Die Rosskastanie ist eine vor etwa 200 Jahren nach Westeuropa gelangter, beliebter Park- und Alleebaum.

Pseudomonas syringae ist seit 1902 als Krankheitserreger am Gemeinen Flieder bekannt.

In Indien wurde Pseudomonas erstmals in den 1970er Jahren an Kastanien beschrieben.

Die Hauptverbreitung in Europa setzte ab 2002 in den Niederlanden ein, seit 2006 sind dort 40-70 % der Kastanien befallen.

„Natürlich besteht auch die große Sorge, dass die schöne große und standortbestimmende Kastanie am Rathaus befallen wird“, sagt Schregel. Vorteil sei, dass das Baumensemble relativ solitär im weiteren Abstand zu anderen Kastanien stehe, „so dass bislang kein Befall festgestellt wurde“.

Wenn kein Gegenmittel gefunden werde, „dann verlieren wir eine schöne Baumart“. Ein schleichender Abschied von der Kastanie, „da Nachpflanzungen keinen Sinn machen“, so Schregel. Die gefällten Bäume an der Josefstraße werden im Winterhalbjahr 2014/15 ersetzt, mit welcher Baumart, das steht noch nicht fest