Gladbeck. . Computerkriminalität: Ganoven gehen mit immer neuen Tricks das Tempo vor, auch in Gladbeck und dem Kreis Recklinghausen – die Polizei kann darauf zwangsläufig immer nur reagieren. Die Aufklärungsquote ist noch sehr gering.

Das Tastaturzeichen „@“ steht wie kein anderes Symbol für das Internetzeitalter. Sehr zum Leidwesen von Bürger und Polizei hat der kulturelle Umbruch durch neue Medien auch Schattenseiten. 1290 Delikte aus dem Bereich Computerkriminalität beschäftigten die Recklinghäuser Polizei im Jahr 2013. Das Präsidium ist zuständig für den Kreis Recklinghausen und die Stadt Bottrop, angesichts von rund 730 000 Bürgern muten 1290 Straftaten bescheiden an. Zumal die Zahl in Recklinghausen gegenüber dem Trend im Land NRW stabil blieb. Es ist der Langzeitvergleich, der ein Schlaglicht auf die Entwicklung wirft: 2004 waren es noch 469 Delikte.

Es bedarf schon eines gewissen Einfallreichtums und technischen Wissens, um andere Leute mit dem PC um ihr Hab und Gut zu bringen: Diebstahl von Zugangsdaten, Computersabotage, „Einkaufen“ im Internet unter falscher Identität, Abfischen von PIN-Nummern am Geldautomaten. Gangster lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen, die Polizei hinkt zwangsläufig immer hinterher. Außer durch Aufklärungsarbeit kann sie kaum agieren, sie kann immer nur reagieren, wenn sich Kriminelle eine neue Masche haben einfallen lassen. „Für uns kommt es darauf an, dass wir dann so rasch wie möglich gegensteuern“, erklärt Michael Franz von der Pressestelle der Recklinghäuser Polizei.

Niedrige Aufklärungsquote

Von den 1290 Fällen im Jahr 2013 weist die Statistik gerade einmal 152 als geklärt aus. Das macht eine Aufklärungsquote von 11,78 Prozent. 2006 lag sie bei 46,09 Prozent. So schnell, wie sich die digitale Welt entwickelt, so rasch geraten die Fahnder ins Hintertreffen. Die Polizei muss bei der Ermittlung eines Tatverdächtigen beweissicher arbeiten. „Es gibt Verschleierungsprogramme und Ähnliches, die die Arbeit der Polizei nicht gerade leichter machen“, sagt Franz. Etliche Server stehen im Ausland, oft gibt es keine entsprechenden Rechtshilfeabkommen – potenzielle Sackgassen für Ermittler. „Um an bestimmte User heranzukommen, die auf Barbados oder sonst wo sitzen, ist man auf das Mitwirken von Telekommunikationsunternehmen angewiesen. Es gibt aber etliche, die nicht ansatzweise daran denken, das zu tun.“

Einige der miesen Maschen schlafen nach einiger Zeit allerdings auch wieder ein. Wie etwa das „Skimmung“, also das Ausspähen von Geheimnummern am Geldautomaten. Andere Tricks dagegen laufen und laufen. „Phishing“ gehört dazu. Das Kunstwort steht für das Abschöpfen von Zugangsdaten, Kontonummern, Geheimnummern. Ihnen wird mit Hilfe von E-Mails in offiziell anmutender Aufmachung vorgegaukelt, dass ein angebliches Bank- oder Telekommunikationsunternehmen dringend sensible Kundendaten benötigt. Wer sich darauf einlässt, hat verloren. „Es ist kein Sachverhalt denkbar, dass ein Kreditinstitut so etwas im Internet einfordert“, sagt der Polizei-Sprecher. „Wir können die Leute nur immer wieder davor warnen.“