Essen. Anfang Januar hatte das Landeskriminalamt vor Betrügern gewarnt, die sich mit einem dreisten Telefonanruf in Microsoft-Rechner einhacken. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, könnte man meinen. Aber so ist es nicht: Die Betrüger machen weiter. Ein Computerbesitzer aus dem Märkischen Kreis, bei dem diese Woche das Telefon klingelte, berichtet.
Um übers Ohr gehauen zu werden, muss man erst einmal Englisch können. So war es jedenfalls im Fall von Herrn B. aus dem Märkischen Kreis, als diese Woche sein Telefon klingelte. Der Mann am anderen Ende der Leitung sprach Englisch und gab sich als australischer Mitarbeiter des Software-Herstellers Microsoft aus. Zwar klang sein Englisch nicht so wie das eines Muttersprachlers, aber was er an Neuigkeiten hatte, war alarmierend.
„Einer Ihrer Windows-7-Rechner verschickt heimlich Daten und Viren nach Australien“, so gibt Herr B. den Anrufer wieder. Und dann habe der eine Lösung angeboten: B. solle den Rechner hochfahren und von einer bestimmten Website ein Fernwartungsprogramm herunterladen. Mit Hilfe dieses Programms werde der angebliche Microsoft-Mann dann auf den Rechner zugreifen und die Fehlerquelle beheben.
Die Masche wird jetzt drei Jahre alt
Wer hierbei mitmacht, bringt nicht nur seinen Rechner in Gefahr – er muss auch mit dem schlechten Gefühl leben, auf einen sehr alten Trick hereingefallen zu sein. Schon 2011 meldete Microsoft, dass unter seinem Namen Kriminelle anrufen und Trojaner auf Windows-Rechnern verbreiten würden.
Das Erstaunliche daran: Die breit gestreuten Warnungen des IT-Riesen hinderten die Betrüger nicht daran, mit ihren Anrufen weiterzumachen. Und als Anfang Januar das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) meldete, die alte Microsoft-Masche trete wieder vermehrt auf, da beeindruckte das die Kriminellen offenbar ebenso wenig - siehe den Anruf bei Herrn B.
Eine fünfstellige Nummer - aus Australien?
Herr B. gibt zu, dass er nicht von Anfang an misstrauisch war. „Wenn da jemand Englisch spricht, hat man ja auch erst mal damit zu tun, den zu verstehen“, sagt B. Und dann hat er ja auch tatsächlich einen Rechner, auf dem Windows 7 läuft. Doch dann machte ihn die Nummer des Anrufers skeptisch, die in seinem Display angezeigt wurde: Nur fünf Stellen, das sah nicht gerade nach einem Überseegespräch aus.
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Und schließlich hat Herr B. gesunde Reflexe gegenüber Fremden, die sich Zugang auf seinen Rechner verschaffen wollen. „Ich schlug dem Mann vor“, erzählt B., „ich würde mich mit Microsoft Deutschland in Verbindung setzen, damit die das Problem beheben können. Da erwidert er: Ich sollte das auf keinen Fall tun, die Kollegen von Microsoft Deutschland hätten keine Ahnung.“
Der Anrufer blieb hartnäckig
Herr B. hörte sich die Argumente des Fremden noch eine Weile an, dann legte er einfach auf. Nur Ruhe hatte er damit noch immer nicht: „Der Kerl hat an dem Tag bestimmt noch fünfmal angerufen“, berichtet B. Womit die Hartnäckigkeit dieser Leute einmal mehr belegt wäre.
Auflegen, am besten sofort: Das rät das Landeskriminalamt allen, die von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern angerufen werden. Niemand muss dabei Angst haben, etwas Wichtiges zu verpassen. Denn Microsoft selbst erklärt: „Wir nehmen ungefragt keinerlei telefonischen Kontakt zu Personen auf.“
Bis zu 200 Euro sind sofort weg
Laut Landeskriminalamt verlangen die Betrüger allein schon 80 bis 200 Euro für das Herunterladen der angeblichen Reparatursoftware. Mit ihrer Hilfe könnten sie dann den finanziellen Schaden noch deutlich erhöhen – indem sie Konto- und Kreditkartendaten ausspähen und damit auf Einkaufstour gehen.
Ist bei Herrn B. nicht passiert, wie er erleichtert feststellt. Aber man ahnt ja schon, dass sich die Betrüger auch von diesem Rückschlag nicht beeindrucken lassen werden.