Gladbeck. Die Bremsen haben versagt. Das ist die Ursache für die Kollision eines Gefahrgutzuges mit einem Kohlenzug vor knapp zwei Wochen in Gladbeck. Die Bremsen von sieben der acht Tankwaggons des Unglückszuges funktionierten nicht, ergaben die Ermittlungen der Bundespolizei.
Ein Großteil der Bremsen des Gefahrgutzuges, des Unglückszuges vom 26. Oktober in Gladbeck, versagten, als er an einem roten Licht gebremst werden sollte. Das ist die Ursache für die Kollision mit einem Kohlenzug und wurde jetzt durch die ermittelnde Bundespolizei bestätigt.
Die Bremsen von sieben der acht Tankwaggons des Unglückszuges funktionierten nicht, ergaben die Ermittlungen der Bundespolizei. Lediglich die Bremsen der Lok und des ersten Waggons sprachen an. Das reichte aber nicht, so ein Sprecher der Bundespolizei, um den Zug rechtzeitig zum Stehen zu bringen. Die ungebremste Wucht der je 33 Tonnen schweren Waggons war zu heftig, um den Zug letztlich vor der Kollision mit dem entgegenkommenden Kohlenzug zu bewahren.
Luftdruckhebel verschlossen
Die Bundespolizei ermittelte, dass hinter dem ersten Waggon ein Luftdruckhebel verschlossen war. Da die für den Bremsvorgang nötige Druckluft nicht zu den hinteren Waggons weitergleitet wurde und fehlte, fiel die Bremswirkung der hinteren Waggons komplett aus, bestätigte auch ein Sprecher der „Bahnen der Stadt Monheim (BSM)“, die Lok und Lokführer für den Zug stellte. Unklar ist noch, ob der Lokführer den Vorschriften entsprechend die Bremsen vor Fahrtbeginn gecheckt hat. Die Ermittler stellten allerdings einen von ihm unterschriebenen „Bremszettel“ sicher.
Der Gefahrgut-Unglückszug fuhr, so bestätigte die Bundespolizei weiter, deutlich schneller als bislang angenommen. Die Lok und acht Kesselwagen fuhren etwa mit 80 km/h über ein Durchgangsgleis im Bahnhof West und weiter nach Bottrop, bevor der Zug an einem Rotlicht in Höhe der Brücke über die Bottroper Straße hätten halten sollen.
Bis dahin hatte der Zug ab Chemiepark Marl etwa 10 Kilometer bei „grüner Welle“ zurück gelegt. Da nur die Bremsen der Lok und des ersten Waggons funktionierten, prallte der Zug noch mit einer Geschwindigkeit von rund 40 km/h auf den entgegenkommenden Kohlenzug. Kurz vor dem Zusammenprall sprang der 52-jährige Leverkusener Zugführer bei eben etwa noch 40 km/h drei Meter tief in das Schotterbett, um nicht - wie er wohl fürchtete - von den Kohlen aus den umstürzenden Kohlenwaggons überschüttet zu werden. Bei der Sprung verletzte er sich schwer: Er zog sich Knochenbrüche, Kopfverletzungen und Organquetschungen zu. Er liegt nach wie vor im künstlichen Koma im Bergmannsheil Buer und konnte bislang noch nicht vernommen werden.
Nichts „unter den Tisch“ fallen lassen
Die BSM, ein Tochterunternehmen der Stadt Monheim, betonten inzwischen, nichts „unter den Tisch“ fallen zu lassen, so Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann. Ja, der Kohlenzug sei vorfahrtsberechtigt gewesen, der BSM-Zug habe warten müssen. „Unser Lokführer bremste, doch es half nichts.“ Die BSM mutmaßt, ob beim Zusammenstellen des Zuges Fehler gemacht wurden und die Bremswirkung daher ausblieb. Immerhin habe der Zug nach dem Umkoppeln acht statt geplant sieben Waggons gehabt. Unklar sei, ob der Lokführer die Bremsen vor Fahrtbeginn tatsächlich gecheckt habe. Zimmermann gab aber zu, dass BSM „einen Großteil der Schuld“ tragen könnte.