Gladbeck/Essen. . Strafrechtlich wird das Familiendrama, bei dem ein 18-Jähriger seinen 17-jährigen Bruder mit einem Küchenmesser getötet hat, wohl keine Konsequenzen haben. Die Staatsanwaltschaft hat beantragt, dass der Ältere zunächst unbefristet in der Psychiatrie untergebracht wird. Entscheiden muss darüber das Essener Landgericht.
Tragisch ist ein Wort, das oft gefallen ist nach diesem schrecklichen Familiendrama. Tragisch, dass ein 18-Jähriger seinen eigenen Bruder mit einem Küchenmesser getötet hat. Tragisch, dass es nur ein einziger Stich war, der dem 17-Jährigen in der Wohnung der Familie das Leben nahm. Tragisch, dass die Eltern, die während der Tat vor dem Haus mit handwerklichen Arbeiten beschäftigt waren, am Mittag des 26. Mai gleich beide Söhne verloren haben.
Strafrechtlich wird das Gladbecker Familiendrama wohl keine Konsequenzen haben. Die Essener Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der ältere Bruder zum Tatzeitpunkt schuldunfähig war. Sie hat beantragt, dass der 18-Jährige dauerhaft und zunächst unbefristet in einer psychiatrischen Klinik untergebracht wird. Die Entscheidung darüber trifft eine Jugendkammer in einem noch nicht terminierten sogenannten Sicherungsverfahren vor dem Essener Landgericht.
Seit der Tat in der geschlossenen Psychiatrie
Seit der Tat und wohl auch bis zum Beginn der Verhandlung befindet sich der 18-Jährige bereits in der geschlossenen Psychiatrie. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll es sich bei seiner Erkrankung um eine Psychose mit schizophrenen Zügen handeln. Eine Erklärung für die Tat wird es möglicherweise nie geben. Zu seinem Motiv hat sich der 18-Jährige bislang nicht geäußert. Klar war bislang nur, dass die Brüder vor dem tödlichen Stich einen massiven verbalen Streit ausgetragen haben. Eingeräumt hat der Ältere die Tat in seinen ersten Vernehmungen.
Wegen psychischer Auffälligkeiten hat sich der 18-Jährige bereits vor der Tat in ambulanter Behandlung befunden. Allerdings betont die Staatsanwaltschaft, dass es sich um eine ganz normale Familie gehandelt habe, die in Zweckel ein unauffälliges Leben geführt habe. Die Tat muss wie aus heiterem Himmel gekommen sein. Vor der Attacke im Mai war der 18-Jährige noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.
Im Gartenhaus der Familie festgenommen
Der 18-Jährige konnte unmittelbar nach der Tat gegen 13 Uhr mittags noch fliehen. Auch mit einem Suchhubschrauber wurde nach ihm gefahndet. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot im Einsatz war, stellte ihn gegen 18 Uhr am Sonntagabend - im Gartenhaus der Familie. Er hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen und trug eine Kette mit einem sogenannten Thorshammer um den Hals.
Es hatte Gerüchte gegeben nach der Tragödie, die den 18-Jährigen in die Nähe der rechten Szene rückten. Entsprechende Fotos des jungen Mannes kursierten auch im Internet. Zwar haben die Ermittler in seinem Zimmer Plakate und Musik aus diesem Umfeld entdeckt. Es habe allerdings keinerlei Aktivitäten des 18-Jährigen in der rechten Szene gegeben, sagt die Staatsanwaltschaft, für die die Tat in keinem Zusammenhang dazu steht. Die genauen Umstände des tödlichen Stiches werden wohl im Unklaren bleiben. Es macht den Fall nicht weniger tragisch.