Gladbeck. . Als Mark Kurella (34) durch Gladbeck joggte, wurde er Zeuge eines Handtaschenraubs. Kurzentschlossen verfolgte er den Täter, der eine ältere Dame brutal überfallen hatte, und hielt ihn fest. Für sein mutiges Verhalten wurde er nun von der Polizeipräsidentin geehrt - zusammen mit anderen Menschen, die Gutes getan und Leben gerettet haben.
Nein, als Held fühlt sich Mark Kurella nicht. „Es war selbstverständlich, was ich gemacht habe“, sagt der 34-Jährige. So ganz selbstverständlich fand Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen sein Verhalten nicht. Sie hat den Gladbecker, mit anderen couragierten Bürgern aus dem Kreis Recklinghausen, ausgezeichnet. Die „Zeugenbelobigung“ für sein „beispielhaftes Verhalten“ hängt jetzt in seiner Wohnung an der Wand.
Es war der 8. September 2012, ein Samstag. Mark Kurella joggte am Vormittag gerade über die Europabrücke, als er einen Mann mit einer Damen-Handtasche quer über die Wiese am Bahnhof West rennen sah. „Das war ein so ungewöhnliches Bild, dass ich die Kopfhörer aus den Ohren genommen und dann auch sofort Hilferufe gehört habe“, erzählt Kurella.
Als er Hilfeschreie hörte, rannte er einfach los
Und weil die akustische und die optische Wahrnehmung in seinem Kopf sofort ein Gesamtbild ergaben, rannte er los, dem Mann hinterher, der die Tasche kurz zuvor bei einem brutalen Überfall auf eine 72-jährige Frau erbeutet hatte. Der Räuber geriet nach wenigen Metern ins Straucheln und fiel. „Da hatte ich ihn schon eingeholt, habe ihn festgehalten, mich auf ihn gesetzt und darauf geachtet, dass ich seine Hände immer im Blick hatte“, erzählt Kurella. „Schließlich hätte er ja ein Messer bei sich haben können.“
Mark Kurella rief die Polizei an, und der Beamte, dem er den Vorfall schilderte, glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er auf seine Frage, ob der Täter flüchtig sei, die Antwort bekam: „Nein, ich sitze drauf.“ Der Räuber versuchte nicht, sich loszureißen. Er leistete auch bei seiner Festnahme keinen Widerstand. Der 32-Jährige wurde in der vergangenen Woche vom Landgericht Essen in die Psychiatrie eingewiesen.
Dass er sich in Gefahr begeben hatte, fiel ihm erst später auf
Angst habe er nicht gespürt, sagt Mark Kurella jetzt, ein dreiviertel Jahr später. Er habe auch gar nicht nachgedacht, als er losrannte. Aber später dann – „ich bin erst noch zwei Stunden gejoggt“ – und in den Tagen danach „musste ich die ganze Geschichte doch erstmal verarbeiten“. Da sei ihm bewusst geworden, dass die Sache auch übel für ihn hätte ausgehen können.
Aber nach wenigen Tagen wusste er: „Ich bin froh, dass ich mich so verhalten habe. Sonst wäre der Täter, der die Frau so brutal getreten und schwer verletzt hat, wahrscheinlich entkommen und nie geschnappt worden.“
Lauter Heldengeschichten im Polizeipräsidium
Die Auszeichnung durch die Polizeipräsidentin empfindet der Gladbecker als Bestätigung dafür, dass er richtig gehandelt hat – nicht mehr und nicht weniger. „Andere, die in Recklinghausen geehrt wurden, haben viel tollere Sachen gemacht als ich“, sagt er und erzählt von dem Mann, der eine 27-jährige Frau, die aus einem Fenster im dritten Stock stürzte, aufgefangen hat. Und von der jungen Frau, die eine Gleichaltrige, die von einer Brücke springen wollte, durch gutes Zureden vor dem Selbstmord bewahrt hat. „Die beiden haben wirklich Menschenleben gerettet“, sagt Mark Kurella voller Bewunderung.
Der 34-Jährige wünscht sich, „dass mehr Menschen hinschauen und helfen“. Dabei kann er sich unter „Hilfe“ ganz unterschiedliche Reaktionen vorstellen: „Die Polizei anrufen, Erste Hilfe leisten oder als Zeuge zur Verfügung stehen zum Beispiel – man muss ja nicht unbedingt einen flüchtigen Räuber verfolgen und fixieren.“