Gladbeck. Wer bei Terraheimbau mietet, wohnt bei Heuschreckens. Und bekommt deutlich zu spüren, dass der Eigentümer zwar gern eine satte Rendite kassiert, aber höchst ungern Geld für Reparaturen und Instandhaltung ausgibt. Die Folge: Der Wohnungsbestand verwahrlost zusehends. Wer kann, zieht weg.

„Hier möchte ich wohnen“ wirbt ein großes Schild an der Marienstraße um neue Mieter. Dass es ausreichend freie Wohnungen gibt, zeigen die Reihen leerer Fenster in den Mehrfamilienhäusern hinter dem Schild. Diese Mieter sind allerdings ausgezogen, weil sie vom schönen Wohnen andere Vorstellungen haben.

Denn wer bei Terraheimbau mietet, wohnt bei Heuschreckens. Und bekommt deutlich zu spüren, dass der Eigentümer zwar gern eine satte Rendite kassiert, aber höchst ungern Geld für Reparaturen und Instandhaltung ausgibt. Die Folge: Der Wohnungsbestand verwahrlost zusehends. Wer kann, zieht weg.

Von den 200 Terraheimwohnungen an Marien-, Alma- und Horster Straße stehen aktuell 44 leer. „Es herrscht eine regelrechte Flucht“, hat György Angel festgestellt. Er und die Mitglieder der Initiative „Gemeinsam leben in Brauck“, die sich seit Jahren für ein besseres Leben im Stadtteil miteinander engagieren, haben ein besonders wachsames Auge auf das Wohnviertel. Dort „brennt“ es seit geraumer Zeit. Besonders schlimm wurde es, als diese ehemaligen Viterrawohnungen nach mehrfachem Eigentümerwechsel von den israelischen Asim-Brüdern übernommen wurden und wechselnde Wohnungsverwaltungen mit Minimalbudget den Bestand in Deutschland mehr schlecht als recht verwalteten.

Vandalismus, Diebstahl und auch Einbrüche

„Das Viertel kippt“, warnte die Initiative schon früh. Denn wenn Wohnungsbestand verwahrlost, verändern sich auch die sozialen Strukturen. Es entstehen soziale Brennpunkte, weil sich niemand um die Mieterstruktur kümmert. 2009 schlug die Initiative laut Alarm, nahm sich das Mieterforum Ruhr der Thematik an. Ende 2009 schaltete sich auch die Stadt ein und erreichte, dass eine andere Wohnungsverwaltung (Rothe) eingesetzt wurde. Seitdem funktionierte die Kommunikation mit den von der Initiative eingesetzten Mietersprechern besser, wurden dringende Reparaturen ausgeführt. Mehr, geschweige denn eine Instandhaltung, ist allerdings nicht drin. Dafür reichen die Finanzmittel der Verwaltung nicht.

Verhindern konnten die Bemühungen daher den Auszug vieler langjähriger Mieter nicht. Die Leerstände nehmen zu, in einigen Häusern ist nur noch eine Wohnung bewohnt. Die Folgen sind zunehmender Vandalismus, Diebstahl und auch Einbrüche. Ebenso werden die dunklen Ecken zum Treffpunkt zwielichtiger Gestalten und es entstehen Angsträume, weil auch die Außenbeleuchtung nicht gewartet wird. Von mindestens einer Vergewaltigung im Bereich des Spielplatzes zwischen Alma- und Gertrudstraße, der abends im Dunkeln liegt, weiß die Initiative.

„Es wird nicht besser“, hatte György Angel bereits Anfang des Jahres 2011 mitgeteilt. Da wusste er schon, dass die Landesbank Berlin, bei der die das Unternehmen Terraheimbau hoch verschuldet war, bereits als Sicherheit die Mieten einbehielt. Jetzt, zum Ende des Jahres, muss er sagen: „Es wird noch schlimmer.“ Denn nun ist die Landesbank selbst in Schwierigkeiten geraten und der gesamte Terraheimbau-Wohnbestand wieder weiter verkauft worden. An zwei Firmen in Berlin, ebenfalls israelischen Ursprungs, wie es heißt. Und vermutlich ebenfalls Heuschrecken.

Terraheimbau: Ein trauriges Beispiel

Die Terraheimbau-Wohnungen sind ein trauriges Beispiel für das Wohnen bei Heuschreckens: Der Eigentümer sitzt irgendwo in der Welt, hat ein Wohnungspaket erworben, um daraus möglichst viel Gewinn zu erzielen.

Dass dies auch Investition bedeutet, interessiert ihn so wenig wie die Mieterstruktur oder das soziale Umfeld. Wenn die Gewinne ausbleiben, lassen sich die Verluste abschreiben. Und am Ende geht das Paket, das allerdings immer wertloser wird, eben an eine weitere Heuschrecke. Die Probleme, die das der Kommune macht, interessieren nicht.

Die Initiative „Gemeinsam Leben in Brauck“ bemüht sich weiter um Besserung der Situation und hat durch die guten Kontakte zum Mieterforum Ruhr bereits einige Gespräche mit der Landesregierung geführt, erst kürzlich war die Staatssekretärin Zülfiye Kaykin zu Gast in Brauck.

Eine eigens zu dem Zweck gegründete Enquete-Kommission im Landtag erarbeitet zurzeit Modelle für Kommunen zum Umgang mit solchen Schrottimmobilien. „Denn das ist“, so György Angel, „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Er könne sich auch dieses Lösungsmodell vorstellen: Wenn sich seriöse Wohnungsgesellschaften für die Bestände interessierten und in die Wohnungen investieren würden, wäre das zum Wohle des ganzen Stadtteils.