Gladbeck. .

Terraheimbau, das klingt irgendwie heimelig, ja richtig harmlos-nett. Dass sich dahinter eine der berüchtigen Wohnungs-Heuschrecken verbirgt, wissen allerdings nicht nur Insider des Immobilienmarkts.

Auch die rund 200 Mieter in Brauck an der Alma-, Marien- und Horsterstraße erfahren tagtäglich, was es heißt, wenn der Eigentümer möglichst wenig Geld für die Wohnungsverwaltung ausgibt und so gut wie gar keins für die Instandhaltung vorhält. Dann werden Klingelanlagen und Briefkästen nicht repariert, Eingänge nicht gepflegt, marode Balkone und von Schimmel befallene Wohnungen nicht ordentlich saniert. Mit einem Satz: Mit so einem Wohnviertel geht es bergab, „es kippt“, wie Immobilienfachleute das nennen und damit auch die Mieterstruktur meinen. Denn wer kann, zieht weg. 20 Prozent der Gladbecker Terraheimbau-Wohnungen stehen dauerhaft leer, neue Mieter sind oft Kunden der Arge, die die Miete im Rahmen von Hartz IV bezahlt.

Neu ist diese Wohnungsproblematik nicht, im Gegenteil: 2004 schon, als die Viterra ihren Wohnungsbestand in Brauck verkauft hat, hat die Initiative „Gemeinsam leben in Brauck“ vor einer solchen Entwicklung gewarnt und einen Brandbrief an den damaligen Ministerpräsidenten Steinbrück geschickt. „Und es ist schlimmer gekommen als wir gedacht haben“, resümiert der Sprecher György Angel jetzt. Nicht für alle zwar – viele Wohnungen wurden von der Deutschen Annington übernommen –, für die Mieter der jetzigen Terraheimbau kam es aber besonders schlimm. Ihre Wohnungen gehörten erst der Mira, dann der Bochumer Häuserbau, 2006 dann ging das Paket an die Terraheimbau, deren Eigentümer in Israel leben und die ihre Firma vom Steuerparadies Gibraltar aus führen. Und mit jedem Weiterverkauf wurde die Wohnsituation in dem Braucker Viertel ein bisschen schlechter.

Die Initative kümmerte sich früh, schlug Alarm. Das Mieterforum Ruhr nahm die Thematik auf, Ende 2009 schaltete sich auch die Stadt ein. Ein Ergebnis: Zumindest eine andere Wohnungsverwaltung (Rothe) wurde eingesetzt, die Kommunikation mit den Mietersprechern und der Initiative funktioniert besser. Im Februar 2010 wurden in einem Roundtable-Gespräch mit dem Verwalter klare Ziele vereinbart und ein Konzept zur Wiederaufwertung des Wohnviertels entwickelt.

Anfang 2011 aber muss Angel feststellen: Wenig hat sich zum Guten verändert. Der Zustand der Wohnungen ist nicht viel besser geworden, nur notwendigste Reparaturen werden ausgeführt. In den Mietersprechstunden fühlen sich die Mieter unfreundlich von unprofessionellen Mitarbeitern abgefertigt, Betriebskostenabrechnungen stimmen nicht, Mietverträge werden auf der Straße unterschrieben, Neuvermietungen ohne Rücksprache mit den Mietersprechern, die ein Auge auf die Belegung der Wohnungen haben sollen, vorgenommen . .

„Es gibt so viele Klagen, dass wir seit zwei Jahren keine Mieterversammlung mehr abgehalten haben“, so Angel. Denn die ehrenamtlichen Mietersprecher wollen sich für die Versäumnisse der Wohnungseigentümer nicht verhauen lassen.

Das ist der Stand der Dinge. Wie es nun weiter geht? Vermutlich nicht besser. Im Zuge der Finanzkrise hat die Landesbank Berlin, Kreditgeberin, die Terraheimbau-Wohnungen neu begutachtet und wegen mangelnder Instandhaltung schlechter bewertet. Dazu verlor der Euro gegenüber dem Schekel (israelische Währung) 30 Prozent an Wert. Jetzt behält die Bank die Mieten als Sicherheit ein, investiert natürlich gar nicht in den Wohnungsbestand - und will die unrentablen Wohnungen am liebsten los werden.

„Die Bank versucht zurzeit ein Paket zu schnüren und die gessamte Terraheimbau an den Markt zu bringen“, weiß György Angel. Allerdings sei es wohl schwierig, einen Investor zu finden. Was ja nicht wundert.