Gladbeck. .
Ein Jahr lang kämpfte ein Hausbesitzer in Gladbeck vergeblich: 20 Hunde und diverse weitere Tiere hielten zwei Mieterinnen in seiner Wohnung. „Bei Temperaturen über 20 Grad stinkt es im ganzen Haus bestialisch“, erinnert sich ein Nachbar. Jetzt wurden die Tiere befreit.
20 Hunde, acht Katzen und diverse Kleintiere wie Kaninchen und Frettchen haben Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes aus einer 76 qm großen Mietwohnung an der Ringeldorfer Straße geholt. Ein Jahr lang hatten sich Hausbesitzer Dirk Große und sein Mieter Markus Strater bis dahin vergeblich bemüht, irgendeine Stelle zu finden, die dem Treiben im 2. Stock des Dreifamilienhauses ein Ende setzen würde.
Im April letzten Jahres waren die neuen Mieterinnen, zwei Frauen, 26 und 29 Jahre alt, in die Dachgeschosswohnung gezogen. Zwei Hunde hielten sie – kein Problem für Dirk Große. Als die beiden Frauen allerdings ihre Hunde wiederholt im Hausgarten Gassi gehen ließen, ohne die Haufen zu entfernen, entzog er ihnen das Gartennutzungsrecht. „Seitdem sind die Hunde kaum noch raus gekommen“, hat er beobachtet.
Tiere verrichteten in der Wohnung auch ihre Notdurft
Richtig los ging der Ärger, als der Vermieter im September Hundenachwuchs in der Dachgeschosswohnung bemerkte. Zwei erwachsene Tiere und acht Welpen tummelten sich jetzt dort – und verrichteten in der Wohnung auch ihre Notdurft. „Im Freien hat man die Tiere so gut wie nie gesehen. Bei Temperaturen über 20 Grad stinkt es im ganzen Haus bestialisch“, erzählt Markus Strater, der bis vor kurzem im 1. Stock wohnte, jetzt aber ausgezogen ist, weil er als Allergiker wegen des Gestanks ständig unter Atemnot litt. „Wenn die beiden Damen ein Fenster öffneten, konnte man es nicht einmal auf der Terrasse aushalten“, schildert Dirk Große die Zustände.
Er schickte seinen Mieterinnen eine schriftliche Kündigung. Im September 2010 war das. Die einzige Reaktion: „Sie haben einen Rechtsanwalt eingeschaltet und die Miete gekürzt, weil das Dach angeblich undicht ist, und seit Dezember bezahlen sie gar nicht mehr.“ Wo die Flecken in den Zimmerecken herkommen, ist für Markus Strater keine Frage: „Da ist nichts undicht, da schlagen sich, hat ein Tierarzt zusammengerechnet, jeden Tag sechs Liter Urin von den Hunden nieder.“
Im Januar 2011 schließlich teilte der Rechtsanwalt der Mieterinnen Dirk Große mit, die beiden Frauen seien auf der Suche nach einer neuen Wohnung – sie sind bis heute nicht ausgezogen. Und zwischenzeitlich hat die Hündin erneut geworfen.
Alle Hebel in Bewegung gesetzt
Dirk Große und Markus Strater haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die unhaltbaren Zustände beenden zu lassen: den Tierschutzverein benachrichtigt, sich beim Ordnungsamt beschwert, die Polizei gerufen, wenn das Gejaule und Gekläffe ganz unerträglich wurde. „Die Hunde haben sich gegenseitig zerrissen, wenn ihre Frauchen nicht zu Hause waren“, erzählt Markus Strater. Niemand konnte etwas ausrichten. Alle standen vor verschlossener Wohnungstür oder fühlten sich nicht zuständig.
Besonders sauer ist der 39-jährige Vermieter auf das Kreisveterinäramt, die wirklich zuständige Stelle. „Da haben wir wöchentlich angerufen, wir haben geschrieben und uns an höherer Stelle beschwert, weil nichts passiert ist.“ Zwei Mal sei eine Amtstierärztin vor Ort gewesen, hat den Hundehalterinnen angeblich Auflagen erteilt – kontrolliert wurde die Einhaltung nicht. Dirk Große: „Was hat das mit Tierschutz zu tun?“
Ein Polizeibeamter schließlich fand bei einem neuerlichen Einsatz vor Ort den Gestank im Treppenhaus so unerträglich, dass er aktiv wurde. Per richterlicher Anordnung wurden die Tiere am vergangenen Freitag befreit.
Wie seine Wohnung, die er 2009 mit einem Kostenaufwand von 24000 Euro hat renovieren lassen, jetzt aussieht, mag sich Dirk Große gar nicht vorstellen. „Wenn es so ist, wie ich befürchte, muss ich das Haus verkaufen. Bei den beiden Frauen ist nichts zu holen.“
Andere Nachbarn haben das Duo übrigens am vergangenen Sonntag gesehen – sie hatten angeblich einen kleinen Hund bei sich.