Gladbeck. .

Katzen haben sich in der leer stehenden Schlägel&Eisen-Siedlung in Zweckel zu einer richtigen Plage entwickelt. Rund 40 Tiere tummeln sich dort bereits. Jetzt greift der Tierschutzverein ein und stellt Lebendfallen auf.

Wenn man ganz leise ist, hört man aus einem alten Schuppen im Hinterhof an der Schlägel&Eisenstraße ein zartes Wimmern. Kaum hat Dieter Scherlies die morsche Tür des Holzverschlags geöffnet, schlägt ihm ein bestialischer Gestank entgegen. Es riecht nach Exkrementen, Verwesung.

Binnen kürzester Zeit holen Scherlies und andere Mitarbeiter des Tierschutzvereins Gladbeck eine Handvoll Katzenbabys aus dem Schuppen. Alle sind unterernährt, schon augenscheinlich krank, schwach . . . Für ein Tier kommt jede Hilfe zu spät. „Die scheint schon länger tot zu sein“, schätzt Tierschützerin Astrid Mansk und wickelt den steifen Kadaver in eine Zeitung ein. Dieter Scherlies schüttelt den Kopf. „Eigentlich wollten wir nur Lebendfallen aufstellen, aber dass wir so schnell fündig werden. . . “

Denn es ist erst Tag eins der „Aktion Bohnekamp“ in der ehemaligen Zweckeler Siedlung an der Bohnekamp-/Eisen&Schlägelstraße. Die Aktion hat der Tierschutzverein Gladbeck gestartet, um die dort herrschende Katzenplage in den Griff zu bekommen.

In diese Katzenfalle  werden sie hoffentlich reingehen, die verwilderten Katzen in der Siedlung. Das hofft der Tierschutzverein, der den oft kranken Tieren helfen will.  Foto: Sebastian Konopka
In diese Katzenfalle werden sie hoffentlich reingehen, die verwilderten Katzen in der Siedlung. Das hofft der Tierschutzverein, der den oft kranken Tieren helfen will. Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool

In den seit Jahren leer stehenden Häusern – Eigentümerin ist die Deutsche Annington – hausen mittlerweile zahlreiche Katzen. Sie leben hier sozusagen in „freier Wildbahn“, verhalten sich auch so und sorgen dazu ungehemmt für reichlich Nachwuchs.

„Um die 40 Katzen leben dort mittlerweile“, schätzt Dieter Scherlies, 1. Vorsitzender des Vereins. Das ist für das Umfeld nicht ganz unproblematisch, weiß er, und hört es auch von den Anwohnern rund um die Siedlung. Denn die wilden Katzen stromern nachts gern auch außerhalb ihres Siedlungsreviers, treffen auf Höfen und in Vorgärten auf andere, eher zahme Stubentiger, was nicht ohne ohrenbetäubendes Geschrei und „Kloppereien“ abgeht, so Scherlies. Die genervten Anwohner können davon ein Klagelied singen. „Das ist eine regelrechte Katzenplage in der Gegend“, so der Tierschützer, der überhaupt kein Verständnis für diejenigen „Tierfreunde“ hat, die den wilden Katzen auch noch Futter hinstellen und somit für ihre weitere Vermehrung sorgen. „Da kann man sich den Mund fusselig reden“, sagt der Tierschützer, „aber diese Menschen kapieren das einfach nicht.“

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Von DerWesten

Gemeinsam mit Anwohnern will der Tierschutzverein der Plage nun Herr werden und hat deshalb in dieser Woche die „Aktion Bohnekamp“ organisiert. Jeden Abend werden Katzenfallen aufgestellt, um die Tiere darin einzufangen. Alle Fallen sind mit vom Tierschutzverein gekennzeichnet, damit jeder weiß, dass diese Tiere zu ihrem eigenen Schutz gefangen werden. Ziel der Aktion ist es, die oft kranken Tiere von einem Tierarzt behandeln zu lassen, zu kastrieren und wenn möglich in eine andere Bleibe zu vermitteln. Als normale Hauskatze können diese verwilderten Katzen allerdings nicht mehr leben. „Die kratzen alles kaputt“, so Scherlies. Allenfalls auf Reiterhöfen sind die wilden Gesellen gern gesehen, weil sie in den Ställen Mäuse und Ratten jagen.

Aktion soll drei Wochen andauern

Circa drei Wochen wird die Aktion Bohnekamp andauern, die Erkenntnisse des ersten Tages bestätigen den Tierschützern, wie sinnvoll diese Aktion ist. Die Kosten für die Kastration der Tiere – 95 Euro pro Katze – bringt der Tierschutzverein übrigens selbst auf. Wer hier helfen will, kann spenden: Kontonr. 12815, Stadtsparkasse Essen, Stichwort: Aktion Bohnekamp