Gladbeck. Der Gladbecker Karneval hat einen Karnevalsmuffel zu einer Art Narren gemacht. Wie er das geschafft hat. Ein Kommentar.

Hand aufs Herz: Ich bin kein Karnevalist. Als Kind verkleiden und Kamelle sammeln beim Sermer Karnevalszug in Duisburg, ja. Aber das war’s dann auch. Und jetzt habe ich in den vergangenen Tagen oft und ausführlich über den Gladbecker Karneval geschrieben, war beim Rathaussturm, beim Schubkarrenumzug in Rosenhügel – und hatte Spaß. Wie ist das denn passiert?

WAZ-Redakteur Jonas Schlömer hat sich aus Versehen in den Gladbecker Karneval verliebt.
WAZ-Redakteur Jonas Schlömer hat sich aus Versehen in den Gladbecker Karneval verliebt. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Zur Wahrheit gehört, zugegeben, dass ich wohl nicht die gleiche Art Spaß hatte, wie die Jecken vor Ort. Schlager mit kölscher Selbstbeweihräucherung und süßen Alkohol aus winzigen Fläschchen mag ich immer noch nicht. Vielleicht wäre „erfreut“ das bessere Wort. Der Gladbecker Karneval hat mich erfreut. Weil er nämlich ganz anders ist als der große Karneval, für den die Menschen jährlich wahre Völkerwanderungen begehen. Ich kenne den Karneval in meiner Heimatstadt Duisburg und sogar den Kölschen Karneval, aus Studienzeiten. Und jetzt bin ich mal ganz ehrlich: Der Gladbecker Karneval ist schöner.

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Weil er familiär ist, klein im besten Sinne, irgendwie nah dran. Weil beim Schubkarrenumzug eine Polizistin reicht, die freundlich lächelnd sicherstellt, dass niemand von einem Bollerwagen überrollt wird. Weil der Umzug der Wittringer Ritter vor dem Rathaussturm mitten durch das schlagende Herz der Stadt geht und die Passanten am Wegesrand irgendwie Teil des Zuges sind. Weil der Gladbecker Karneval, und so viel Pathos erlaube ich mir, sich einfach gut anfühlt. Selbst für einen Karnevalsmuffel wie mich.