Gladbeck. Im Gladbecker Rathaus arbeitet nun ein Sicherheitskoordinator. Das sind die Aufgaben von Feuerwehrmann Richard Schulze-Holthausen (55).

Das Hochwasser in Niedersachsen hat uns aktuell vor Augen geführt: Dank des Klimawandels und seiner Folgen müssen die Menschen überall in Deutschland lernen, mit Extremwetterlagen fertig zu werden. Zudem haben auch bereits die vergangenen Jahre mit Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise gezeigt, dass jederzeit weitere Krisen drohen können. Um möglichst optimal auf Lagen, ausgelöst durch Stromausfälle, Unwetter oder auch Cyberattacken, vorbereitet zu sein, hat die Stadt Gladbeck seit Anfang Januar einen Sicherheitskoordinator. Das sind seine Aufgaben.

Gladbecks neuer Sicherheitskoordinator soll Bevölkerungsschutz weiter optimieren

Richard Schulze-Holthausen vertrödelt nicht gern Zeit mit endlos langen Sätzen. Das wird im Gespräch schnell klar. Der 55-Jährige ist vielmehr ein Mann der Tat. Die Unwetter-Katastrophen und andere Lagen in Deutschland der vergangenen Monate rattert er runter wie das kleine Einmaleins. Den Fokus dabei immer auf der Tatsache, wie wichtig es ist, dass alle Beteiligten im Fall der Fälle eng und gut zusammenarbeiten, keine Zeit verschwenden, keine Fehler machen, die möglicherweise sogar Menschenleben gefährden.

Richard Schulze-Holthausen, hier im Bild mit der Beigeordneten Marie-Antoinette Breil (l.) und Bürgermeisterin Bettina Weis, ist Gladbecks erster Sicherheitskoordinator.
Richard Schulze-Holthausen, hier im Bild mit der Beigeordneten Marie-Antoinette Breil (l.) und Bürgermeisterin Bettina Weis, ist Gladbecks erster Sicherheitskoordinator. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Und genau das wird nun auch seine Aufgabe in Gladbeck als neuer Sicherheitskoordinator für den Bevölkerungsschutz sein: Alle Akteure in der Stadt bestmöglich auf Ernstfälle vorzubereiten und die Abläufe entsprechend zentral zu koordinieren. Besonders wichtig ist es dabei auch, sozusagen als Schnittstelle zwischen der Administrativen (Stadtverwaltung und Kreis) und der Operativen (z.B. Feuerwehr), zu agieren für einen reibungslosen Ablauf. Bei dem 55-Jährigen laufen deshalb ab sofort in der neugebildeten Stabsstelle „Sicherheitskoordination und Bevölkerungsschutz“ im Dezernat der Beigeordneten Marie-Antoinette Breil alle Fäden zusammen.

Feuerwehrmann weiß: „In der Krise muss man vor die Lage kommen“

Was den Bevölkerungsschutz angehe, sagt die Beigeordnete, sei Gladbeck bereits gut aufgestellt. Doch es gelte, ihn weiter zu optimieren, um bei Lagen bestmöglich aufgestellt zu sein. Und auch Bürgermeisterin Bettina Weist betont, dass mit der Einführung des städtischen Krisenstabs bereits eine gute Vorarbeit geleistet worden sei in Gladbeck. „Die Grundlagen sind also da, nun geht es darum, Konzepte und Strukturen zu optimieren und weiterzuentwickeln“, so Weist. Da genau kommt Richard Schulze-Holthausen ins Spiel.

Der Rekener ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele, und das seit seinem 17. Lebensjahr. Zuletzt hat er die hauptamtliche Wache der Stadt Coesfeld geleitet. „Im Fall einer Krise“, sagt der Experte, „ist es immer wichtig, vor die Lage zu kommen.“ Dafür sei es unerlässlich, dass alle Akteure reibungslos zusammenarbeiten. Dass Systeme wie beispielsweise auch die Sirenen zur Warnung der Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Jahren wieder zunehmend an Bedeutung gewonnen haben, sei ein wichtiger Faktor beim Thema Bevölkerungsschutz. Doch was ist zu tun, wenn sich beispielsweise in Gladbeck tatsächlich einmal ein Chemieunfall bei Ineos Phenol ereignet? Und zwar ein so großer, dass auch die Evakuierung von ganz Zweckel angedacht werden müsste? „Dass es zu einem solchen Unfall kommt, will natürlich niemand, aber wir müssen bestens darauf vorbereitet sein“, betont Schulze-Holthausen. Für den Krisenstab sei dann ein schnelles und sicheres Handeln angesagt.

Im Gladbecker Rathaus wird der Ernstfall bereits geübt

Im Gladbecker Rathaus hat man den Umgang mit solchen Lagen bereits in der Vergangenheit trainiert – künftig sollen solche Übungen und entsprechende Workshops regelmäßig stattfinden. „Im Ernstfall müssen alle Aktiven wissen, was ihre Aufgaben sind. Der Gladbecker Krisenstab ist zudem bereits so gut aufgestellt, dass alle Posten auch dreifach vergeben sind, um so auch längere Einsätze überstehen zu können“, erklärt Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs. Die Corona-Pandemie und alle nachfolgenden Krisen seien da gutes Übungsterrain gewesen.

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Gladbecks neuer Sicherheitskoordinator weist auf einen weiteren wichtigen Punkt bei der Bewältigung von Krisen hin. Die Menschen müssten sich ebenfalls so gut wie möglich in ihrem privaten Umfeld auf mögliche Katastrophen vorbereiten. „Auch ein optimaler Bevölkerungsschutz bedeutet niemals ein All-inclusive-Paket“, unterstreicht Richard Schulze-Holthausen. Dass beispielsweise im Fall eines mehrtägigen Stromausfalles funktionierende Taschenlampen in den Haushalten vorhanden sind, sei Sache eines jeden einzelnen. Genauso sollte ein Kurbelradio im Haus sein. „Wenn nämlich Smartphone und TV nicht mehr funktionieren, kommt man so immerhin noch weiter an Informationen.“

Notfall-Informationspunkte in Gladbeck

Für den Ernstfall sind in Gladbeck spezielle Anlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger eingerichtet. An diesen Notfallinformationspunkten (NIP) können im akuten Krisenfall z.B. beim Ausfall des Telefonnetzes akute Notfälle (medizinische Notlagen und Brände) gemeldet werden.

In Gladbeck sind diese Notfall-Infopunkte: das Bürgerhaus Gladbeck (Bülser Straße 172), die Feuerwache Gladbeck (Wilhelmstraße 60), das Feuerwehr-Gerätehaus Nord (Berliner Straße 44), das Feuerwehr-Gerätehaus Süd (Welheimer Straße 30), der Marktplatz Zweckel (Tunnelstraße), die Polizeiwache (Jovyplatz 6), das Schulzentrum Brauck (Kortenkamp 19-21), Tankstelle (Bottroper Straße/ Rockwoolstraße).

Erkennbar sind die Notfall-Infopunkte an großen, roten Schildern mit weißer Aufschrift „Notfall-Infopunkt“.