Gladbeck. Auf Plakaten, die sie an ihren Traktoren befestigt haben, tragen die Bauern ihre Forderungen vor. Am Morgen waren sie in Gladbeck unterwegs.

„Farmers for Future“ oder auch „Uns hält keine Ampel auf“ – mit diesen oder ähnlichen Parolen, die sie an ihren Schleppern angebracht hatten, rollten am Montagmorgen die Bauern in ihren Traktoren durch Gladbeck. Ihr Ziel: Die Kundgebung in Recklinghausen. Der Bauernverband hatte zu den bundesweiten Protesten aufgerufen. Grund sind die Sparpläne der Bundesregierung, die diese zum Teil aber schon wieder zurückgenommen hat.

Gegen 8.30 Uhr kurvte ein erster kleinerer Pulk durch die Gladbecker Innenstadt. Mehrmals drehten die Landwirte – den Kennzeichen nach hauptsächlich aus dem Kreis Borken – ihre Runde über Schützenstraße und Konrad-Adenauer-Allee. Mit lautem Hupen sorgten sie dafür, dass sie nicht nur nicht übersehen, sondern auch nicht überhört werden konnten.

Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen!
Plakat an einem Traktor

Etwas später, gegen 9 Uhr, traf dann die größere Gruppe in Gladbeck ein. Sie hatten sich von Kirchhellen aus auf den Weg gemacht. Über die Kirchhellener, die Sandstraße und die Konrad-Adenauer-Allee durchquerten sie, eskortiert von der Polizei, die Stadt. Über Gelsenkirchen und Herten steuerten auch sie Recklinghausen an. Sie zogen eine lange Kolonne von Fahrzeugen hinter sich her, die den geschlossenen Konvoi der Landmaschinen nicht überholen durften. Das war aber auch schon die einzige Einschränkung im morgendlichen Berufsverkehr in Gladbeck. Die Polizei sprach dann auch von einem störungsfreien Verlauf. In Recklinghausen waren am Ende nach Polizeiangaben rund 600 Trecker unterwegs. Die Recklinghäuser Zeitung berichtet, dass auf dem innerstädtischen Wall der Verkehr zusammenbrach.

Auch der Gladbecker Landwirt Bernd Im Winkel hat sich den Protesten angeschlossen. Er lehnt Kompromisse ab. Dabei hatte die Bundesregierung schon zugesagt, die Befreiung von der Kfz-Steuer doch erhalten zu wollen und den Rabatt beim Agrardiesel schrittweise abzuschmelzen. Doch auch das bringe am Ende immer noch eine große jährliche Mehrbelastung mit sich, hat Im Winkel ausgerechnet. Die Mehrkosten fürs Tanken lägen schlussendlich bei 8500 Euro, erklärte er der Lokalredaktion. Er will mit seinen Berufskollegen für den Erhalt des Rabatts beim Agrardiesel kämpfen.

Zustimmendes Nicken und aufmunterndes Hupen der Gladbecker

Was den Gladbecker Landwirt generell umtreibt: Er würde sich mehr Planungssicherheit wünschen – etwa bei Investitionen in Stallungen. Einige Kollegen hätten das getan, nach Anpassungen von Tierwohlnormen müssten diese neuen Ställe nun aufwendig und teuer umgebaut werden.

In dieselbe Richtung gingen wohl auch einige der Plakate, die die Bauern an ihren Treckern befestigt hatten. „Politik mit Weitsicht? Fehlanzeige!“ hieß es dort beispielsweise. Immer wieder war aber auch die Mahnung zu lesen, die regionalen Bauern nicht zu ruinieren, um nicht auch bei Lebensmitteln abhängig vom Import zu werden. Oder wie es einer der Landwirte ausgedrückt hatte: „Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen!“

Deutliche Worte der Landwirte bei ihrer Protestfahrt durch Gladbeck.
Deutliche Worte der Landwirte bei ihrer Protestfahrt durch Gladbeck. © Funke Foto Services | Thomas Gödde

Wie reagierten die Gladbecker auf den Protest? Bei Passanten sah man von Zeit zu Zeit zustimmendes Nicken, einige Autofahrer signalisierten Unterstützung durch aufmunterndes Hupen. Unterstützung für die Bauern gab es auch in den Sozialen Medien, etwa auf der Facebookseite der Lokalredaktion. Im Großen und Ganzen aber nahmen die Passantinnen und Passanten den Protestzug zur Kenntnis, ohne größere Regung.

Bauern-Proteste in NRW

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    Unterstützung kam von der CDU-Ratsfraktion. „Wir stehen entschieden an der Seite unserer Landwirtschaft, Forstwirtschaft und des Gartenbaus“, teilt die Fraktion am Montag mit. „Auch nach Rücknahme der geplanten Abschaffung der Kfz-Steuer wird die stufenweise Abschaffung der Steuerrückerstattung beim Agrardiesel eine erhebliche finanzielle Belastung unserer Grünen Branche bedeuten. Diese Maßnahme wirkt sich direkt kürzend auf das Einkommen der zumeist familiär geführten Betriebe aus und stellt damit einen zusätzlichen Wettbewerbsnachteil im europäischen und internationalen Vergleich dar“, so Ratsherr Peter Rademacher. Angesichts des intensiven Wettbewerbs auf dem europäischen Markt werde es den Betrieben nicht möglich sein, diese Mehrkosten an die Kunden weiterzugeben, so die CDU-Einschätzung.

    Man Teile die Anliegen der Land- und Forstwirtschaft sowie des Gartenbaus. Gleichzeitig distanziert sich die CDU-Fraktion von Gewalt, Drohungen oder auch Autobahnblockaden. Fraktionschef Dieter Rymann: „Demokratie lebt von der Diskussion und einem respektvollen Miteinander.“ An die Bundesregierung appelliert die Gladbecker CDU-Fraktion, die Maßnahmen „vollumfänglich zurückzunehmen“.

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    In Höhe der Artur-Schirrmacher-Halle hatte sich ein einsamer Demonstrant aufgestellt. Er nutzt den Protest der Bauern, um Parolen gegen die Ampelregierung durch sein Megaphon zu verbreiten. Bernd Im Winkel hatte im Vorfeld bereits klargestellt, dass es ihm nicht darum gehe, dass die Regierung wegmüsse. Er hatte sich auch gegen Protestformen wie Galgen, Volksverräter-Slogans oder rechte Erkennungszeichen ausgesprochen. Passend dazu ein Plakat an einem der Trecker: „Landwirtschaft ist bunt, nicht braun.“