Gladbeck. Am 3. Advent hat Thomas Zander das Amt als Propst angetreten. Weihnachten geht‘s richtig los. Über Ankunft im Advent und harte Zeiten für Kirche.
Es hat was Symbolisches: Mitten im Advent, der Zeit der Ankunft, kommt der neue Propst nach Gladbeck. Am dritten Advent wurde Thomas Zander feierlich in sein neues Amt als Propst von St. Lamberti eingeführt. Jetzt zu Weihnachten geht es richtig los. Und darauf freue er sich, sagt der 61-Jährige im Gespräch mit der Lokalredaktion. Es sei sein Wunsch gewesen, das Amt noch vor Weihnachten anzutreten. „Ich wollte hier in Gladbeck mit der Gemeinde Weihnachten feiern.“
Es sei immer etwas Besonderes und ein schönes Erlebnis, den Weihnachtsgottesdienst zu feiern. Das gelte auch nach fast 32 Jahren als Priester, sagt Thomas Zander. Denn selbstverständlich sei es schön, in einer großen Gemeinschaft, einer vollen Kirche zu feiern. „Es ist schön dazustehen, zu erleben, wenn viele Menschen da sind.“
Vorfreude und Spannung auf das Weihnachtsfest in Gladbecker Gemeinde
Klar wisse man nach all den Jahren, wie ein Gottesdienst geführt wird, trotzdem gebe es gerade Weihnachten immer noch eine besondere Spannung und Neugierde – gerade jetzt in einer neuen Pfarrei. „Weil jede Kirche, jede Pfarrei ja trotz allem ihre eigene Kultur hat. Ich bin gespannt, wie das in Gladbeck ist.“ Hinzu komme, dass er Weihnachten viele Menschen erleben könne, die sonst vielleicht nicht den Gottesdienst besuchen, so die Hoffnung des neuen Propstes.
Gladbeck ist für ihn nicht ganz unbekannt. Seine erste Stelle als Kaplan hatte er in St. Johannes in Bottrop-Boy. Dort hat er sich auch bei den Pfadfindern eingebracht, war Kurat im DPSG-Bezirk Bottrop-Gladbeck. So sind ihm einige Anlaufpunkte in Gladbeck durchaus bekannt. Und als gebürtiger Bueraner hat er eine spezielle Beziehung zu St. Lamberti. „Vom Balkon meiner Eltern geht der Blick nach Gladbeck. Da habe ich schon als Kind immer den Kirchturm von St. Lamberti im Blick gehabt.“ Es musste quasi irgendwann so kommen, dass Thomas Zander hier Priester wird.
Thomas Zander will wieder mehr Seelsorger sein
Vor der Station in Gladbeck war er zehn Jahre Dompropst in Essen, davor hat er weitere zehn Jahre das Kardinal-Hengsbach-Haus – das damalige Tagungshaus des Bistums – geleitet. Die Stelle in Gladbeck sei eine von mehreren gewesen, die man ihm nun angeboten habe. Doch ihm sei schnell klar gewesen, dass er hierher wolle. Das nördliche Ruhrgebiet sei Heimat, „da fühle ich mich mentalitätsmäßig gut aufgehoben“. Und aus den Zeiten in Bottrop habe er auch noch Kontakte hier. Was dem passionierten Radfahrer zudem in die Karten spielt: die kurzen Wege ins Grüne und bis hinein ins Münsterland. Dazu komme, dass er mit Lamberti eine gut aufgestellte Pfarrei übernehme. Das bezieht Zander ausdrücklich auch auf den Pfarreientwicklungsprozess. Den gelte es nun fortzusetzen. Das heißt unter anderem, dass neue Nutzungen für die aufgegebenen Kirchen gefunden werden müssen.
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Was Thomas Zander zudem wichtig ist: Seine Aufgaben in Essen zuletzt hatten auch starken administrativen Charakter. Ihm sei es wichtig, jetzt wieder als Seelsorger aktiv zu werden. Das habe sich auch mit den Wünschen der Pfarrei gedeckt, berichtet Zander aus ersten Gesprächen, auch von dieser Seite sei der Wunsch nach Seelsorge gekommen. Auch deshalb hat Zander, anders als sein Vorgänger André Müller, nicht mehr die alleinige Verantwortung für die Pfarrei.
Die Gladbecker Pfarrei gehört nun zu denen im Bistum mit einem alternativen Leitungsmodell. An der Spitze steht nicht mehr der Pfarrer allein, sondern ein –in dem Fall – vierköpfiges Team. Zander ist selbstverständlich Teil des Teams, gleichzeitig befreie ihn aber genau dieses Team ein Stück weit von administrativen Aufgaben, so seine Hoffnung. Neben dem Propst gehören zum Gladbecker Leitungsteam Gemeindereferentin Beatrix Klein-Wiele, Pastoralreferent Mark Bothe sowie Projektentwickler Norbert Dahlmann.
„In so einem Team bringt jeder seine Persönlichkeit, seine Stärken mit ein“, sagt Zander. Weiterer Vorteil aus Sicht der Propstes: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es in der Kirche nicht gut ist, wenn sich die ganze Macht auf eine Person fokussiert.“ Teile man das dagegen auf, so werde das System durchlässiger. Hier wird deutlich: Thomas Zander weiß, dass die katholische Kirche gerade schwere Zeiten durchmacht. Mit Blick auf die zuletzt gemeldeten Rekord-Autrittszahlen fürchtet er für das Bistum Essen nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen Gründungsbischof Franz Hengsbach noch einmal mehr Kirchenaustritte.
Kirche war in der Vergangenheit unglaubwürdig, kritisiert Gladbecks neuer Propst
Das mache ihn traurig, denn: „Es ist nie schön, einem Verein anzugehören, dem die Mitglieder verloren gehen.“ Allerdings glaube er nicht, dass die Kirche dagegen im Moment viel tun könne. Womöglich müsse man es aushalten, dass die Menschen sich entscheiden, der Kirche den Rücken zu kehren, so weh das tue. „Gleichzeitig müssen wir das, was für uns wichtig ist, tun: Gottesdienste feiern, Menschen stärken, die sich engagieren und den Menschen zugewandt sein.“ Dazu gehöre es, da zu sein, Angebote zu machen und sich in allen Bereichen immer wieder zu fragen, „ob die Angebote, die wir machen, noch passen“. Wichtig sie in allem Handeln die Glaubwürdigkeit. „Im Moment, werden viele Dinge aufgedeckt, die zeigen, wie unglaubwürdig Kirche in der Vergangenheit war.“
Vor Ort bedeutet das für Thomas Zander auch, sich in der Ökumene einzubringen. Das ist ein Thema, das dem Propst am Herzen liegt, entsprechende Kontakte will er knüpfen. Doch zunächst einmal ist Weihnachten. Wie feiert Thomas Zander? Heiligabend zwischen dem Gottesdienst um 17 und um 21 Uhr werde er die Zeit mit seiner Mutter verbringen, gemeinsam essen. „Den ersten Feiertag verbringe ich bei Freunden und meinem Patenkind.“ Am zweiten Weihnachtstag stehe schon traditionell ein Essen mit Freunden an. „Also bei mir ist es auch klassisch ein Fest mit Familie und Freunden.“