Gladbeck. Überflutete Keller und Schlimmeres: Wie hoch ist das Risiko in Gladbeck, wenn sich die Himmel öffnen – so wie für Montagnacht vorhergesagt?

Erst die gute Nachricht, dann die schlechte. Gladbeck steht bei Starkregen ziemlich gut da, Überflutungsszenarien wie nach dem Unwetter in Gelsenkirchen Mitte August sind eher unwahrscheinlich. Allerdings: Sollte es in Gladbeck richtig regnen, gibt es ein paar Straßenzüge, die im schlimmsten Falle unter Wasser stehen würden. Das legen zumindest Daten des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG) nahe, die sich jeder unter geoportal.de im Internet ansehen kann.

Aber erstmal zu den potenziellen Verursachern nasser Keller in Gladbeck. Das NRW-Umweltministerium hat für alle Städte und Kommunen im Rahmen der „Hochwasserrisikomanagementplanung NRW“ Steckbriefe erstellt. In Gladbeck sieht der Steckbrief drei mögliche Gefahrenquellen: die Boye, den Nattbach und den Wittringer Mühlenbach.

Starkregen in Gladbeck: Mühlenbach und Boye sind keine großen Gefahrenquellen

Alle drei Gewässer betrachtet der Steckbrief in drei Szenarien, HQhäufig (Hochwasser, dass per Statistik alle fünf bis 20 Jahre auftritt), HQ100 (statistisch alle 100 Jahre), HQextrem (statistisch seltener als alle 100 Jahre). Aber Vorsicht, mit Statistiken kann man nicht nur hervorragend schwarzmalen, sondern auch Gefahren kleinreden: Nur weil das HQ100 statistisch nur alle 100 Jahre geschieht, heißt das nicht, dass es nicht auch fünf Mal in einem Jahrhundert geschehen kann, es ist bloß unwahrscheinlicher.

So oder so, der Wittringer Mühlenbach ist jedenfalls keine Gefahrenquelle. In keinem der drei Szenarien kommt es zu „Ausuferungen“, wie das Ministerium die Überschwemmungen nennt. Die Boye macht schon mehr Probleme, ist für Wohngebiete aber eher unbedenklich: HQhäufig führt zu keinen Ausuferungen, HQ100 wird von den umliegenden Deichen aufgefangen und HQextrem überflutet „nur“ landwirtschaftliche Flächen, einzelne Höfe und Freiflächen.

Zwei Straßen in Brauck von Hochwasser gefährdet

Da ist dann aber leider noch der Nattbach. Hochwasser-Problemkind in Gladbeck, oder zumindest für die Bewohner von Brauck und Rosenhügel. HQhäufig und HQ100 gehen noch glimpflich aus, ein paar Freiflächen stehen unter Wasser, nichts wildes. HQextrem allerdings ist eine andere Geschichte. Tritt der Nattbach mal so richtig über die Ufer, versenkt er laut Ministerium Wohnbauflächen und Gewerbeflächen gleichermaßen, und tut sich in all seinem Überfluss auch gleich noch mit den Überflutungsflächen der Emscher zusammen.

Die Heringstraße in Gladbeck ist im Falle eines extremen Starkregens überflutungsgefährdet.
Die Heringstraße in Gladbeck ist im Falle eines extremen Starkregens überflutungsgefährdet. © funkegrafik nrw | Anna Stais

Das ist erstmal sehr abstrakt, die geoportal.de-Karte zeigt aber sehr anschaulich, was ein solches Hochwasserereignis genau bedeuten würde. Erstmal nichts Gutes für die Anwohner der Heringstraße, die ab den Hausnummern 20/21 aufwärts quasi komplett unter Wasser stehen würde. Ob die Namensgebung der Straße historische Gründe hat, oder nur ein bitterböser Zufall ist, ist nicht überliefert. Nicht ganz so schlimm, aber schlimm genug, träfe es auch die Anwohner der Straße „Am Südpark“.

Vorsorgen gegen Hochwasser: Stadt Gladbeck gibt Tipps

Einer kleinen Stichstraße in Ellinghorst, nämlich der Eikampstraße 60a bis 84, könnte der angrenzende Haarbach zum Verhängnis werden, der das kleine Gebiet sogar schon bei HQ100 ein bis zwei Meter tief unter Wasser setzen würde. Ansonsten kommt Gladbeck mit Blick auf die Karten und Daten glimpflich davon, laut Gefahrenkarte bleibt das Wasser meist dort, wo es hingehört, zum Beispiel im Wittringer Schlossteich oder im Nordpark-Teich.

Nun muss ja aber nicht direkt ein ganzer Straßenzug im Wasser versinken, um Starkregen zur Unannehmlichkeit zu machen, ein vollgelaufener Keller tut es auch schon. Deswegen gibt die Stadt Gladbeck Tipps, um sich gegen Starkregen-Lagen zu rüsten, der erste ist gleich ganz einfach: Unwetterwarnungen verfolgen, im Radio und im Fernsehen, der WarnWetter-App des deutschen Wetterdiensts und der NINA-App.

Als nächster Schritt empfiehlt die Stadt, mögliche Angriffspunkte für das Wasser am und im Haus ausfindig zu machen, dafür stellt die Stadt drei Leitfäden bereit. Allerdings, merken die Experten an, bestehe trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer ein Restrisiko der Überflutung. Um dann nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben, empfehle es sich, finanzielle Rücklagen zu bilden – oder eine Elementarschadenversicherung abzuschließen.

>> WANN ES IN GLADBECK DAS NÄCHSTE MAL STARKREGEN GEBEN KÖNNTE

  • Die Unwetterzentrale warnt in Gladbeck vor Gewittern mit Starkregen zwischen Montag, 11. September, 20 Uhr, und Dienstag, 12. September, 8 Uhr.
  • Tagsüber prophezeit die Internetseite wetter.com am Dienstag eine Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent.
  • Am Mittwoch, 13. September sinkt die Regenwahrscheinlichkeit laut wetter.com allerdings schon wieder auf fünf Prozent.