Gladbeck. Gitarre, Schlagzeug, Oboe? Was Eltern beachten sollten, wenn sie ihr Kind zur Musikschule schicken. Der Gladbecker Musikschulleiter gibt Tipps.

Irgendwie schon eine familienidyllische Vorstellung: Heilig Abend, alle Lieben versammelt bei Kerzenschein um den Weihnachtsbaum, und der eigene Filius haucht ein herzerwärmendes „Stille Nacht“ auf der Geige. Damit es so weit kommt, sollte das Kind natürlich erstmal lernen, wie das Streichinstrument denn überhaupt zu bedienen ist. Dafür ist seit Jahr und Tag die Musikschule Gladbeck zuständig – und hat entsprechend Erfahrung: Welches Instrument taugt für welches Kind, was gilt es zu beachten, wie stellt man es an, dass die Nachwuchsmusiker nicht den Spaß am Klang verlieren? Die WAZ hat Musikschulleiter Rolf Hilgers die wichtigsten Fragen gestellt. Wie soll die Musikkarriere für ein ungefähr sechsjähriges Kind starten, nachdem es idealerweise schon die musikalische Früherziehung genossen hat?

Welche Instrumente sind für Kinder geeignet – und welche nicht?

„Da hat sich zum Glück viel getan“, sagt Hilgers, „gerade im Instrumentenbau.“ Waren Querflöten früher zu lang für kurze Kinderärmchen, gibt es heute gebogene Mundstücke. Sorgten Trompeten einst für ein Übergewicht nach vorn, existieren sie heute im kompakteren Taschenformat. Es gibt aber noch mehr zu beachten. „Die Körpergröße spielt eine Rolle, etwa bei der Posaune oder dem Euphonium, und wenn der Zahnwechsel eintritt, muss man natürlich bei Blasinstrumenten aufpassen.“ Denn wenn kein Ton mehr aus dem Instrument kommt, wird es frustrierend, da verflüchtigt sich die Leidenschaft auch schnell.

Auf der sicheren Seite ist man mit dem Klavier, aber auch die Blockflöte, einst Universal-Einsteigerinstrument und nicht selten Geißel der Grundschüler, hält sich tapfer. „Da erzielt man schnell musikalische Erfolge und lernt die Grundlagen kennen, und dann kann man sich die anderen Instrumente noch mal anschauen.“ Ein Instrument, das für junge Musiker gänzlich ungeeignet ist: die Oboe. „Der nötige Atemdruck ist einfach zu hoch.“ Nun mögen sich einige Eltern fragen, wieso sie sich im Angesicht von „Jekits“ denn überhaupt noch auf eine Reise zur Musikschule einlassen sollten. „Die Auswahl der Instrumente ist hier größer“, sagt Hilgers, „und bei Jekits legt man sich schon sehr früh auf ein Instrument fest. Und da bleibt man dann.“

Lieber Einzel- oder Gruppenunterricht?

„Für den Einstieg ist Gruppenunterricht nie verkehrt“, da spricht Rolf Hilgers aus langjähriger Erfahrung. „Zu zweit, idealerweise mit einem Freund aus der musikalischen Früherziehung, hat man einfach mehr Spaß.“ Und darum geht es zum Instrumental-Start: Wer keinen Spaß hat, lässt das mit der Musik auch ganz schnell wieder bleiben. „Gemeinsam zu spielen, motiviert ungemein, man kann sich ja auch an die ersten Duette wagen.“ Dass sich die Lehrbücher im Laufe der Zeit gewandelt haben, helfe auch, sagt Hilgers. „Früher war das ja nur die Etüde im Notentext, heute ist alles bunt, es gibt Lieder, Comicfiguren. Das motiviert.“

Mann mit Ahnung: Der Gladbecker Musikschulleiter Rolf Hilgers erklärt, wie Kinder in ihre instrumentale Laufbahn starten können.
Mann mit Ahnung: Der Gladbecker Musikschulleiter Rolf Hilgers erklärt, wie Kinder in ihre instrumentale Laufbahn starten können. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Wie viel Zeitaufwand ist es, ein Instrument zu lernen?

Die alte Regel besagt, dass es 10.000 Stunden Übung braucht, um etwas zu meistern. Darum geht es bei Instrumental-Neulingen zum Glück noch nicht, aber ein bisschen Zeit sollten Kinder, oder vielmehr ihre Eltern, trotzdem einplanen. Den Unterricht selbst, versteht sich, „aber es hat nicht so viel Sinn, in den Unterricht zu gehen und dann nur einmal in der Woche zu üben.“ Zehn Minuten pro Tag üben („Das ist ja wirklich nicht viel“), das könne schon helfen, Automatismen aufzubauen und die Muskulatur zu trainieren. „Denn wer Fortschritte bemerkt, ist auch motivierter, dranzubleiben“, sagt Rolf Hilgers. Motivierend ist es auch, im Ensemble zu spielen. Das wird an der Gladbecker Musikschule möglichst früh in die Tat umgesetzt – bedeutet aber auch zusätzlichen Zeitaufwand.

Mit welchen Kosten kann man rechnen?

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Erstmal sind da die Kosten für den Unterricht selbst, die variieren je nach Unterrichtsform und -dauer. Bleibt das Instrument selbst. „Egal, um welches Instrument es geht – die günstigste Variante zu kaufen, empfiehlt sich nicht“, sagt Hilgers. Springender Punkt ist einmal mehr die Motivation. „Wenn nach ein paar Wochen oder Monaten die Lötstellen aufgehen, hat man natürlich keinen Spaß mehr an der Musik.“ Die Musikschule selbst bietet an, Instrumente auszuleihen, Musikläden locken mit Mietkaufmodellen – und die Lehrer der Musikschule helfen bei der Entscheidung.

Die Eltern wollen, dass ihr Kind ein Instrument lernt, dass Kind aber nicht. Dürfen Eltern ein bisschen „nachhelfen“?

„Auf keinen Fall“, sagt Rolf Hilgers, „die Voraussetzung ist, dass das Kind will.“ Es komme immer wieder vor: „Ich hätte damals so gerne Klavier gespielt“, aber dazu kam es nie – und jetzt soll halt der Sprössling als Substitut ran. „Man kann ein Kind nicht dazu zwingen“, so Hilgers, „es muss einen Bezug zum Instrument entwickeln, ein Kind kann das sehr schnell einschätzen, ob das was ist oder nicht.“ Schnupperstunden seien immer möglich, vielleicht findet der Nachwuchs dann von selbst Gefallen an einem Instrument. Und vielleicht kommt die „Stille Nacht“ dann eben aus dem Euphonium statt aus der Geige.

>> SO ERREICHEN SIE DIE MUSIKSCHULE DER STADT GLADBECK

  • Die Musikschule ist telefonisch unter 02043 97 28 0 und per E-Mail an info@musikschule-gladbeck.de zu erreichen.
  • Mehr Informationen zum (Instrumental-)Angebot der Schule gibt es im Internet unter musikschule-gladbeck.de.
  • Dort findet sich auch das Angebot zur musikalischen Früherziehung – vom Kurs „Wiegen- und Kinderlieder“ für Kinder zwischen drei und 18 Monaten bis zum „Musicus II“ für Fünf- bis und Sechsjährige.