Gladbeck. Von Starkregen bis Dürreperioden: Das Wetter ist für Gladbecks Landwirte unberechenbar geworden. So reagieren sie auf die Klimaveränderungen.

  • Zurzeit regnet es in Gladbeck viel, doch es gab auch in diesem Jahr schon Dürrephasen.
  • Die klimatischen Veränderungen machen den Landwirten zu schaffen – in den vergangenen Jahren hatten sie bereits Mindererträge bei der Ernte, da es zu trocken war.
  • In diesem Jahr sieht die Ernte gut aus – ein Ausgleich für die schlechteren Jahre.
  • Dennoch sei der Anbau laut Landwirt Frederik Steinmann ein „Lotteriespiel“.

Das Getreide in Gladbeck ist goldgelb und reif, doch die derzeit regnerischen Tage verzögern die Ernte für die Landwirte. Michael Overgünne vom Hof Overgünne freut sich dennoch über den Regen, gab es doch in den vergangenen Jahren immer wieder Mindererträge durch anhalte Trockenheit. Auch in diesem Jahr gab es sowohl im Frühjahr, als auch im Sommer bereits Dürrephasen. Strahlt die Sonne im Hochsommer in einem Jahr wochenlang mit 35 Grad auf die Felder herab, regnet es im nächsten Jahr in Strömen – das Wetter ist unberechenbar geworden. Dies mache die Ernte für Frederik Steinmann, der unter anderem das Blaubeerfeld an der Hornstraße in Gladbeck betreibt, zu einem „Lotteriespiel“.

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Landwirt Michael Overgünne wartet darauf, endlich den reifen Roggen ernten zu können, der anhaltende Regen macht ihm allerdings gerade einen Strich durch die Rechnung – er muss bis zur nächsten Trockenphase warten. „Dann müssen wir Vollgas bei der Ernte geben“, erzählt Overgünne. Denn während Gerste und Weizen in Gladbeck in diesem Jahr schon geerntet wurden, steht die Roggenernte noch bevor. Bisher sei Overgünne sehr zufrieden mit den Ernteerträgen, dies liege auch daran, dass es in diesem Jahr reichlich geregnet habe.

Gladbecker Landwirt: „Gute Ernte in diesem Jahr gleicht schlechte Jahre aus“

Regelmäßiger Regen ist dabei schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr für den Landwirt: Trockene Hitzeperioden ließen die Böden in Gladbeck in den vergangenen Jahren austrocknen, sodass es beispielsweise beim Weizen vom Hof Overgünne immer wieder Mindererträge gegeben habe. Ein kompletter Ernteausfall kam bisher aber – zum Glück – noch nicht vor. Auch in diesem Jahr gab es bereits mehrere Phasen, in denen es zu wenig regnete, zuletzt Anfang Juli. Fest steht: Michael Overgünne ist dankbar für den derzeitigen Regen, auch wenn dieser gerade bei der Ernte gerade aufhält. „Eine so gute Ernte wie in diesem Jahr kann die Mindererträge aus anderen Jahren ausgleichen.“, so der Landwirt.

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Die Menschen in Gladbeck kennen das typische Bild der vergangenen Sommer: Verdörrtes Gras am Straßenrand, rissige Böden auf den Feldern. „Dass es zu wenig regnet merken wir Landwirte nicht erst, wenn wir im Sommer bei 30 Grad schwitzen, sondern oft schon im Frühjahr. Für uns Menschen ist es da noch angenehm kühl, sodass wir oft nicht mitbekommen, dass es eigentlich viel zu wenig regnet. Aber die Pflanzen merken das sehr wohl“, erklärt Frederik Steinmann.

Klimawandel zeigt sich in Landwirtschaft mittlerweile zu jeder Jahreszeit

Mittlerweile zeige sich der Klimawandel zu jeder Jahreszeit, so auch im Winter. „Die meisten Winter sind nicht mehr so hart wie früher, was auch Vorteile hat – es gibt beispielsweise weniger Ernteausfälle durch Frost,“ berichtet der Landwirt. Gleichzeitig gebe es durch die milden Temperaturen mehr Schädlinge. Auch Pilze wachsen bei milderen Temperaturen schneller, was sich negativ auf die Ernte auswirken könne. „Es gab auch früher Mal milde Winter oder besonders heiße Sommer. Aber die Extreme häufen sich.“

In den vergangenen Jahren hatte Michael Overgünne vom Gladbecker Hof Overgünne bereits Mindererträge bei der Ernte, da es zu trocken war.
In den vergangenen Jahren hatte Michael Overgünne vom Gladbecker Hof Overgünne bereits Mindererträge bei der Ernte, da es zu trocken war. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Wie sehr eine Dürreperiode der Landwirtschaft schadet, hängt vom jeweiligen Zeitpunkt ab, an dem es zu wenig regnet. Steinmann erzählt: „Wenn in einer Zeit zu wenig Regen fällt, in der die Pflanzen schon kurz vor der Ernte stehen, ist das nicht so schlimm wie in einer Phase, in der die Pflanzen noch heranwachsen.“

Das Ruhrgebiet sei dabei eine Region in Deutschland, die noch relativ wenig Probleme mit Dürre habe, in anderen Regionen sei die Lage noch deutlich schlimmer. Dennoch müssen immer mehr Felder zusätzlich bewässert werden. „Auf lange Sicht kommen wir beispielsweise auch bei Maisfeldern nicht ohne Bewässerung aus“, so der Landwirt. „Da fragt man sich schon, ob das alles überhaupt Sinn ergibt, was wir hier machen, wir müssen schließlich verantwortungsvoll mit Wasser umgehen.“

Bewässerung mit Tropfschläuchen führt zu weniger Wasserverbrauch

Wichtig sei deshalb eine gezielte Bewässerung, Steinmann setzt auf eine punktuelle Technik: die Tröpfchenbewässerung. Dadurch wird genau dort bewässert, wo die Pflanzen das Wasser benötigen und es wird kein Wasser verschwendet – anders als beispielsweise bei Sprinkleranlagen, wo das Wasser viel weitläufiger verteilt wird.

Die Tröpfchenbewässerung auf dem Blaubeerfeld von Landwirt Frederik Steinmann sorgt dafür, dass beim Gießen so wenig Wasser wie möglich verschwendet wird.
Die Tröpfchenbewässerung auf dem Blaubeerfeld von Landwirt Frederik Steinmann sorgt dafür, dass beim Gießen so wenig Wasser wie möglich verschwendet wird. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Die Tröpfchenbewässerung wird auch auf dem Heidelbeerfeld in Gladbeck eingesetzt. Die blauen Früchte benötigen laut Steinmann viel Wasser, besonders bei hohen Temperaturen. Mit den Tropfschläuchen ließe sich der Wasserverbrauch gut regulieren, weshalb der Landwirt auch für die Zukunft optimistisch ist: „Eigentlich sind Blaubeersträucher sehr gut an unsere Temperaturen hier angepasst und haben geringe Ansprüche. Die Pflanzen kriegen zwar Hitzestress, aber das ist erstmal nicht weiter schlimm. Auch mit dem Gerste- und Maisanbau haben wir in diesem Jahr Glück – wie es nächstes Jahr aussieht, weiß keiner.“

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