Gladbeck. Auch in Gladbeck müssen Kinder hungrig zur Schule gehen. Das Projekt „Brotzeit“ schafft Abhilfe – und sucht nun ehrenamtliche Helfer.
Mit vollem Magen lernt es sich leichter. Ist einfach so. Trotzdem sitzen auch in Gladbeck allmorgendlich Schüler mit grummelnden Bäuchen im Unterricht, ein Zustand gegen den Uschi Glas’ Verein „Brotzeit“ etwas unternehmen will. Und in Gladbeck auch schon erfolgreich getan hat. Seit Januar 2023 wird jeden morgen in der Mosaikschule aufgetischt, die Wittringer Schule soll Ende August folgen, doch dafür braucht es noch ehrenamtliche Helfer. Aber wie können die eigentlich genau helfen? Und wie fällt die Bilanz nach einem halben Jahr Brotzeit an der Mosaikschule aus?
„Wir sind sehr zufrieden, wir haben ein total engagiertes Team.“ Anne-Christiane Gordes betreut als Brotzeit-Projektleiterin das nördliche Ruhrgebiet und ist stolz auf die sieben Ehrenamtler an der Mosaikschule. 60 bis 70 Kinder kommen täglich vor dem Unterricht in die Mensa, nach 100 Schülern zum Start. „Wir können auch auf große Unterstützung der Schule bauen, die Schulleitung, ein Lehrer und ein Sozialarbeiter sind morgens dabei.“
Für Gladbecker Frühstückshelfer beginnt der Tag um 7 Uhr
Für die jeweils zwei Helfer beginnt der Tag um kurz vor 7 Uhr. In 20 Minuten bauen sie das Frühstücksbuffet in den Räumen der Mensa auf, ein „ausgewogenes Frühstück“ steht auf dem Speiseplan, sagt Gordes, auf das Prädikat „gesund“ verzichtet Brotzeit mit Absicht, ein zu weites Feld. Die Kinder können sich auf Haferflocken und Cornflakes, Käse, (Geflügel-)Wurst und mehr freuen, Kakao und Säfte zum runterspülen gibt es auch. Wie bei allen 335 Teilnehmerschulen in Deutschland kommen die gespendeten Lebensmittel vom Discounter Lidl.
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Gegen 20 nach Sieben trudeln die Kinder ein und können sich sattessen, kostenlos natürlich, und ohne Anmeldung. „Um acht Uhr schicken unsere Ehrenamtler die Schüler dann in den Unterricht“, sagt Anne-Christiane Gordes, ungefähr um 9.30 Uhr haben die Helfer dann „Feierabend“. Zwei bis zweieinhalb Stunden Arbeit für satte Kinder ohne grummelnde Mägen? Ein guter Deal.
Bei „Brotzeit“ hat der frühe Vogel Vorteile
Der soll so auch an der Wittringer Schule über die Bühne gehen, in trockenen Tüchern ist er aber noch nicht. „Im Schnitt brauchen wir fünf bis sechs ehrenamtliche Helfer pro Schule“, erklärt Gordes, für die Wittringer Grundschule haben sich bisher zwei gemeldet. Wie muss man so gestrickt sein, als freiwilliger Frühstückshelfer?
„Man muss nicht viel mitbringen, eigentlich nur Spaß an der Arbeit mit Kindern“, und natürlich, das gehört zur Wahrheit, Spaß am frühen Aufstehen – oder zumindest einen gewissen Hang in die Richtung des frühen Vogels. Eine Altersgrenze gibt es nicht, „aber wir peilen meistens Menschen ab 55 Jahren an. Das hat sich als eine verlässliche Altersgruppe entpuppt.“ Mit jedem potenziellen Frühstücksmacher führt Anne-Christian Gordes ein Vorabgespräch, bevor er oder sie sich in die gute Gesellschaft der deutschlandweit 1900 Freiwilligen einreiht.
Warum kommen so viele Kinder hungrig zur Schule?
Kostenloses Frühstück für alle Kinder, serviert von engagierten Ehrenamtlern: bei so vielen guten Taten und satten Kindern kann – oder möchte – man leicht vergessen, warum es die „Brotzeit“ überhaupt braucht. Jedes fünfte Kind, erklärt der Verein, geht in Deutschland hungrig zur Schule. Die Gründe seien vielfältig, überforderte, alleinerziehende Eltern, Jobs im Schichtdienst, prekäre Familienverhältnisse. Gut, dass die ehrenamtlichen Helfer da sind und leere Kindermägen füllen.
>> EHRENAMTLICHE HELFEN BEI „BROTZEIT“ IN GLADBECK: SO GEHT’S
- Wer ab August an einigen Tagen in der Woche an der Wittringer Schule Frühstück servieren möchte, kann sich ab sofort beim Verein „Brotzeit“ melden.
- Anne-Christiane Gordes ist per E-Mail an gordes@brotzeit.schule oder telefonisch unter 0176 57 82 80 58 zu erreichen
- Unter brotzeitfuerkinder.com gibt es im Internet mehr Informationen zum Verein – und ein Kontaktformular für potenzielle Frühstückshelfer.