Gladbeck/Recklinghausen. Ein Update für Android-Smartphones stiftet aktuell viel Verwirrung. Die Kreisverwaltung Recklinghausen hat eine dringende Bitte an die Nutzer.

Seit dem Update auf Android 13 haben viele Smartphones ein schwerwiegendes Problem: Auch im Kreis Recklinghausen haben sich nach Angaben der Kreisverwaltung die Meldungen über unbeabsichtigte Notrufe gehäuft, die in der Kreisleitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst (Tel. 112) landen. Aber auch die Leitstelle der Polizei (Tel. 110) ist betroffen.

Der Kreis rät Smartphone-Besitzern mit Android-Betriebssystem dringend dazu, ein weiteres Update zu laden. Dadurch soll der Fehler behoben werden. „Durch die Updates kann die Bevölkerung uns in diesem Punkt also deutlich entlasten“, sagt Sven Wehrhagen, Leiter der Kreisleitstelle.

In dem zurückliegenden, problematischen (Android-13-)Update sind Funktionen enthalten, die es den Nutzern erleichtern sollen, einen Notruf auszulösen. Diese Funktion sorgt allerdings dafür, dass die Handys, die sich in der Handtasche, in der Hosen- oder Jackentasche befinden, schon bei leichtesten Berührungen automatisch und ohne Zutun des Nutzers einen Notruf absetzen. Meistens bemerkt es der Smartphone-Benutzer noch nicht einmal.

Oftmals hören die Disponenten in der Leitstelle nur ein Rascheln

Das Problem ist, dass die Mitarbeiter der Leitstellen derartige Anrufe – auch „Hosentaschenanrufe“ genannt – nicht einfach beenden können, sondern lange damit beschäftigt sind, eventuelle Anzeichen für einen Notruf zu erkennen. „Solche Fehlanrufe kosten die Disponenten in der Leitstelle enorm viel Zeit, da wir erst absolut sicher sein müssen, dass es sich nicht um einen Notruf handelt“, sagt Sven Wehrhagen.

Die Disponenten in der Leitstelle müssen aus den Geräuschen heraushören, ob es sich um einen unbeabsichtigten Anruf handelt oder ob tatsächlich ein Notfall dahintersteckt. Oftmals vernehmen die Mitarbeiter nur ein raschelndes Geräusch, das beim Laufen durch das Handy in der Hosentasche entsteht. Im Zweifelsfall muss auch ein Rückruf erfolgen, um sich zu vergewissern, dass es wirklich ein unbeabsichtigter „Hosentaschenanruf“ war.

Ähnlich sei die Situation bei der Polizei, sagt Andreas Wilming-Weber, Leiter der Pressestelle im Präsidium Recklinghausen. Auch hier berichteten die Kollegen aus der Leitstelle von derartigen Fällen. Es sei dabei eben grundsätzlich das Problem, herauszufinden, ob es ein versehentlicher Anruf oder ein echter Notfall sei. „Es ist ja denkbar, dass der Anrufer im Moment nicht sprechen kann, etwa weil er bedroht wird.“ Die Kollegen müssten also versuchen, mit jedem Anrufer Kontakt aufzunehmen, erläutert Wilming-Weber. Das könne einige Zeit in Anspruch nehmen und gegebenenfalls sei – siehe oben – ein Rückruf nötig.

Das Problem besteht nicht nur in Gladbeck und im Kreis – sondern bundesweit

Bundesweit ist dieses Phänomen zu beobachten. Leitstellen berichten teilweise von irrtümlichen Anrufen in täglich dreistelliger Zahl. Der Kreis Recklinghausen führt nach eigenen Angaben keine Statistik darüber. Die Zahl der Notrufe sei jedoch „spürbar gestiegen“, so Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister. Aus dem Nachbarkreis Coesfeld heißt es, die dortige Leitstelle nehme täglich rund 60 Notrufe mehr entgegen, die versehentlich ausgelöst worden seien.