Gladbeck. Postbank- und Postkunden ärgern sich über den oft defekten Geldautomaten, denn der verlängert die Wartezeiten. So erklärt die Bank die Probleme.

In der Vorweihnachtszeit ist das ein vertrauter Anblick: Menschen, die meisten mit Päckchen unter dem Arm, stehen vor der Postbank-Filiale an der Ecke Barbarastraße/Postallee Schlange. Bis Weihnachten dauert es noch einige Zeit. Deshalb fragen sich etliche Passanten: Warum stehen da so viele Leute vor der Tür?

In der Tat: Zu Stoßzeiten – meist vormittags kurz nach Öffnung der Filiale und auch am frühen Nachmittag – bilden sich oft lange Warteschlangen. Päckchen oder Pakete wollen die meisten jetzt nicht verschicken. Sie haben etwas bei der Postbank zu erledigen, sie wollen Briefe, deren Gewicht sie nicht genau wissen, frankieren lassen, Briefmarken kaufen. . .

Für den Gang zur Post müssen Gladbecker aktuell viel Zeit mitbringen

Aktuell müssen sie besonders viel Zeit mitbringen. „Oh nee, nicht schon wieder“, stöhnt ein Mann. „Defekt kaputt“ steht auf dem Zettel, der auf dem Geldautomaten klebt. „Jetzt muss ich mich hinten anstellen, und es dauert ewig, bis ich endlich am Schalter bin“, beschwert sich der Postbankkunde. Die Wartenden, die noch in der prallen Sonne stehen, wären sicher froh, wenn sie schon bis in den schattigen Mini-Vorraum vorgedrungen wären. „Der blöde Geldautomat ist dauernd kaputt“, schimpft eine Frau. „Die sollen doch endlich mal einen neuen aufstellen.“

Die Filialen der Postbank in der Gladbecker Innenstadt, viele Kunden ärgern sich, dass der Geldautomat häufig kaputt ist, das führt dann immer wieder zu langen Warteschlangen vor der Tür – gerade zu Stoßzeiten.
Die Filialen der Postbank in der Gladbecker Innenstadt, viele Kunden ärgern sich, dass der Geldautomat häufig kaputt ist, das führt dann immer wieder zu langen Warteschlangen vor der Tür – gerade zu Stoßzeiten. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

„Warten muss man hier sowieso immer, weil häufig nicht alle Schalter besetzt sind. Aber jetzt dauert es noch länger, weil auch die Leute anstehen, die Geld holen wollen“, ergänzt der Mann hinter ihr. „Ich brauche doch bloß ein paar Briefmarken“, seufzt eine betagte Frau und setzt sich erschöpft auf ihren Rollator. „Den Briefmarkenautomaten, der bis vor Kurzem im Vorraum stand, haben sie ja auch entfernt. Jetzt muss ich warten, bis ich am Schalter bin.“ Vortritt lässt ihr niemand. Jeder ist offenbar froh, wenn er dem Ziel ein bisschen näher kommt.

Schließung von Deutscher Bank und Commerzbank erhöhen Andrang bei der Postbank

Den Ärger der Kunden über lange Wartezeiten kann Hartmut Schlegel, Pressesprecher der Postbank, nachvollziehen, aber er hat eine Erklärung für die Unannehmlichkeiten: „Der Geldautomat ist in der Tat schon mehrmals in diesem Jahr defekt gewesen. Ihn auszutauschen, würde das Problem aber nicht lösen“, sagt er im Telefongespräch mit der WAZ. Die Störanfälligkeit liege nicht am Zustand des Geräts, sondern sei der Benutzerhäufigkeit geschuldet.

Und der Grund dafür wiederum sei die Tatsache, dass Commerzbank und Deutsche Bank ihre Niederlassungen in Gladbeck geschlossen haben. „Sie gehören, wie die Postbank und andere Geldinstitute, zu einer gemeinsamen Cashgroup. Das bedeutet: Kunden jeder dieser Banken können gebührenfrei Geld an allen Automaten abheben.“ Sprich: Auch viele Kunden der Commerzbank und der Deutschen Bank benutzen seit deren Filialschließungen den einzigen Geldautomaten der Postbankfiliale in Gladbeck. Schlegel: „Je öfter ein Gerät benutzt wird, desto häufiger treten nun mal Störungen auf. Das gilt ja nicht nur für Geldautomaten.“

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Sein Tipp für die Betroffenen: „Sie sollten, vor allem, wenn unser Gerät nicht funktioniert, das Cashback-Verfahren nutzen. In vielen Lebensmittelgeschäften kann man sich, wenn man dort seine Ware bezahlt, auch gleich Geld von unserer Bank und anderen Geldinstituten auszahlen lassen. „Das ist echter Mehrwert für alle Bürger“, findet er. „Sie können zwei Dinge miteinander verbinden, sparen sich den separaten Gang zu einem Geldautomaten und haben keine Wartezeiten.“

Ungeachtet dessen werde jeder Störung des Geldautomaten in der Postbank-Filiale hohe Priorität eingeräumt. Schlegel: „Allerdings sind dazu Spezialisten erforderlich, die wegen der allgemeinen Situation am Arbeitsmarkt nicht immer sofort verfügbar sind. Wir dringen darauf, dass der Automat möglichst bald repariert wird.“ Zur Verbesserung der Personalsituation habe das Unternehmen kürzlich einen neuen Mitarbeiter eingestellt, der gerade eingearbeitet wird. „Wir sind zuversichtlich, dass sich die Wartezeiten spürbar verbessern werden, sobald der neue Kollege alle Aufgaben selbstständig übernehmen kann.“

Statt Briefmarken: Frankieren mit der Post-App oder im Internet

Auch für den „verschwundenen“ Briefmarkenautomaten hat er eine Erklärung: „Diese Geräte stammen aus den 80er Jahren. Es gibt kaum noch Ersatzteile. Deshalb werden sie abgebaut, wenn sie defekt sind.“ Es gebe aber eine gute Alternative – zumindest für online-affine Menschen: Mit der Post-App oder im Internet könne man alle Postsendungen in Sekundenschnelle frankieren.