Gladbeck. Wer das Fahrrad über den Winter wegsperrt, sollte im Frühjahr einiges überprüfen. Gladbecker Experten geben Tipps für den Frühlingscheck.
Ob Rost an den Bremsen, lockere Schrauben am Lenker oder zu wenig Luft in den Reifen: Auf Radfahrer warten im Frühling oft ein paar Tücken, wenn sie ihren Drahtesel über den Winter im Keller oder Schuppen verbannt haben. Wie das Rad nach dem Winterschlaf wieder fit wird und wie lange Gladbecker auf einen Termin in der Werkstatt warten, erklären Experten aus der Stadt.
Reifen, Bremsen, Beleuchtung und Schrauben sind die Baustellen, um die sich Radfahrer nach der Winterpause als erstes kümmern sollten – „noch bevor man eine Probefahrt macht“, rät Markus Mischke, Inhaber des Zweirad-Centers Kleine-Gung.
Reifen, Bremsen, Licht, Schrauben: Die Rad-Baustellen im Frühling
Die Reifen verlieren meist Luft, wenn sie länger nicht bewegt werden. Mischke empfiehlt: „Zuerst nach äußeren Schäden schauen und den Luftdruck prüfen, dann die Reifen aufpumpen, wenn nötig.“ An den Bremsen könne sich Rost bilden, vor allem, wenn das Rad nicht trocken untersteht. Also: „Nach rostigen Stellen schauen und überprüfen, ob die Bremse auch über die gesamte Bewegung funktioniert.“
Radfahrer sollten ebenfalls überprüfen, ob nach dem Winter noch alle Leuchten und Reflektoren funktionieren und an Ort und Stelle sitzen. Gleiches gilt für die Schrauben am ganzen Rad: Sind alle noch festgedreht und nicht verrostet? Wenn doch: „Entweder selber festziehen, oder zur Sicherheit mit dem Rad in die Werkstatt kommen“, erklärt Mischke.
Tipps: So überlebt der E-Bike-Akku den Winter
Wer nicht mehr ohne elektrische Unterstützung in die Pedale tritt, sondern auf ein Pedelec oder E-Bike setzt, sollte noch mehr beachten – und das schon während des Winters. So dürfe der Akku nicht über lange Zeit im Rad bleiben, wie der Experte meint. Besser sei es, ihn im Flur, Keller oder in der Abstellkammer zu lagern und etwa einmal im Monat eine Runde mit dem Rad zu drehen, damit sich der Akku entlädt.
Bevor die erste große Radtour ansteht, sollten Radler mit ihrem Zweirad noch eine Probefahrt machen. In der Regel genüge eine Strecke von etwa einem Kilometer. Außerdem rät der Chef des Zweirad-Centers: „Am besten putzt man das Rad einmal komplett. Dann sieht man am besten, ob etwas nicht stimmt.“ Zusätzlich sollte jedes Rad mindestens einmal pro Jahr zur Kontrolle in eine Werkstatt.
Markus Mischke und seine Kollegen im Zweirad-Center spüren den Frühjahrsansturm noch nicht: „Bisher war das Wetter ja meistens schlecht, dann fahren auch nicht viele Rad.“ Entsprechend kurz sind die Wartezeiten in seiner Werkstatt: „Wer sein Rad zur Inspektion bei uns abgibt, hat es in der Regel nach ein bis zwei Tagen zurück.“
Mechaniker in Rentfort: „So viel Arbeit wie in den vergangenen 30 Jahren nicht“
Etwas länger dauert es bei Jörg Lindemanns Radsportservice in Rentfort, denn der Zweiradmechanikermeister ist eine Ein-Mann-Werkstatt. Neue Fahrräder zusammensetzen und verkaufen, alte reparieren oder zu einem E-Bike umrüsten – Lindemann macht alles höchst selbst und ganz alleine. Dementsprechend warten Kunden bei ihm auch zwischen zwei und drei Wochen auf das reparierte Rad.
Anders als das Zweirad-Center hat Lindemann gerade Hochbetrieb, so wie die vergangenen drei Jahre beinah durchgehend: „So viel Arbeit hatte ich in den vergangenen 30 Jahren noch nie.“ Eine Winterpause, in der weniger Menschen radfahren und er weniger Kundschaft hat, gebe es seit dem Fahrrad-Boom während Corona nicht mehr: „Viele fahren jetzt auch im Winter mit dem Fahrrad einkaufen oder zur Arbeit, wahrscheinlich auch, um Sprit zu sparen“, sagt er.
Zu mindestens einer Inspektion im Jahr rät auch Jörg Lindemann. Vielfahrer und Menschen mit Elektrorädern sollten ihr Rad noch häufiger begutachten lassen. Lindemann meint: „Nach 3000 bis 5000 Kilometern ist die Kette platt.“ Außerdem seien viele Räder mittlerweile zu komplex gebaut, um Schäden mal eben zu Hause selbst zu beheben.
Warum im Winter mehr Räder unterwegs sind
Trotzdem ist nicht für jede einfache Reparatur am Rad eine abgeschlossene Meisterprüfung nötig, sagt Vera Bücker, Sprecherin der Gladbecker Ortsgruppe des ADFC: „Schrauben überprüfen, Luft in den Reifen pumpen und die Kette ölen schafft man auch zu Hause.“ Ob die Bremsen funktionieren, könnten Laien ebenfalls selber feststellen: „Wenn man zu stark am Hebel ziehen muss, ist wahrscheinlich etwas nicht in Ordnung.“
Dass im Winter immer mehr Leute zum Rad greifen, merkt auch die ADFC-Sprecherin: „Die Rad-Ständer in der Innenstadt sind mittlerweile auch bei schlechtem Wetter viel voller als noch vor ein paar Jahren.“ Viele hätten während der Pandemie die Vorteile des Rads erkannt: weniger Probleme bei der Parkplatz-Suche, Spaß beim Fahren und mehr Zeit an der frischen Luft. Und Bücker findet’s gut: „Mehr auf das praktische Fahrrad zu setzen, ist nur vernünftig.“
Ist das Fahrrad verkehrstauglich? Diese Ausstattung ist Pflicht
Wie Fahrräder ausgestattet sein müssen, um am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen, steht in der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO). Der Gladbecker ADFC fasst die Punkte auf seiner Webseite zusammen. Demnach müssen Fahrräder ausgestattet sein mit:
- zwei voneinander unabhängigen Bremsen,
- einer lauten Klingel,
- je zwei Reflektoren an den Speichen oder Reifen,
- einem roten Rücklicht und Reflektor hinten,
- einem weißen Frontscheinwerfer und Reflektor vorne sowie
- rutschfesten Pedalen mit je zwei Reflektoren.
Außerdem verdeutlicht der Gladbecker ADFC: „Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten.“ Radfahrer sollten ihr Abbiegen mit einem Handzeichen ankündigen, Abstand von größeren Fahrzeugen halten und insgesamt defensiv fahren.