Gladbeck. Heidrun Kerkhoff ist Vorsitzende des Bezirksverbands der Gladbecker Kleingärtner. Was sie über ihr Amt und den „neuen Mix“ in den Anlagen sagt.
Endlich scheint die Sonne! Wenn die Temperaturen auch noch ziemlich frisch sind, so kann man sich jetzt doch so langsam auf wärmere Tage einstellen und freuen. In den Beeten entlang der Wege in der Kleingartenanlage Allinghof in Gladbeck setzen Frühlingsblumen erste Farbtupfer. Und auch in den Gärten selbst erwacht die Natur langsam aber sicher wieder zum Leben. Zehn Kleingartenanlagen gibt es in Gladbeck. Eine Parzelle in einer der Anlagen zu erhalten – das ist gar nicht so einfach. Die Wartelisten sind lang.
„In der Pandemie haben viele Menschen für sich das Gärtnern entdeckt und sind Mitglied in einem Kleingartenverein geworden“, sagt Heidrun Kerkhoff. Und dieser Trend hält auch jetzt, wo Corona gefühlt so gut wie überstanden ist, weiter an. Seit knapp einem Jahr ist Heidrun Kerkhoff als Vorsitzende des Bezirksverbands der Gladbecker Kleingärtner aktiv. Sie hat Stefan Winter abgelöst, der nach zwölf Jahren als Bezirksverbandsvorsitzender in den Landesverband gewechselt ist.
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Bezirksverband der Gladbecker Kleingärten: Was zu den Aufgaben gehört
Ein wenig länger darüber nachgedacht hat Heidrun Kerkhoff schon, als sie zur Wahl der neuen Vorsitzenden vorgeschlagen wurde. Schließlich war ihr Alltag mit Job, Familie mit zwei Kindern sowie der Arbeit im Vorstand der Kleingartenanlage August Wessendorf, in der die Kerkhoffs eine Parzelle haben, eigentlich schon ausgefüllt genug. Aber dann hat sie doch zugestimmt, fungiert seitdem als Mittlerin zwischen den zehn Gladbecker Anlagen, der Stadt, dem ZBG und dem Landesverband.
„Ich habe ein super Team an meiner Seite, und auch die Zusammenarbeit mit Stadt und ZBG klappt in Gladbeck wunderbar“, sagt die Vorsitzende nach gut elf Monaten im Amt. Auch in Bürgermeisterin Bettina Weist habe man eine Befürworterin des Kleingartenwesens in der Stadt zur Seite. „Zwei Frauen an der Spitze, das passt doch gut“, sagt Kerkhoff und lacht. Wobei, fügt sie gleich hinzu, Frauen in den Vorständen der Kleingartenanlagen mittlerweile keine Seltenheit mehr seien. „Nicht gerade an der Spitze, aber andere Ämter im Vorstand haben sie schon inne. Und die Anlage Linnerott ist sogar fast komplett in weiblicher Hand!“
Seit 1948 hat die Gladbecker Familie eine Parzelle in der Kleingartenanlage August Wessendorf
Das Büro des Verbands in der Allinghof-Anlage nutzt Heidrun Kerkhoff mehr oder weniger nur für Versammlungen, kann viel an Verbandsarbeit auch zuhause erledigen. Das hilft noch einmal dabei, alle ihre „Baustellen“ besser unter einen Hut zu bekommen.
Vor allem aber gilt für Heidrun Kerkhoff: Das Kleingarten-Gen wurde ihr von Anfang an mitgegeben. Schon ihr Großvater war ab 1948 Pächter der Parzelle, um die sich mittlerweile die 52-Jährige gemeinsam mit ihrer Mutter Karin Biernath kümmert. Da kann man schon von einer richtigen Familientradition reden. „Das Pflanzen und Unkraut zupfen beruhigt mich irgendwie. Man kann dabei nachdenken und runterkommen“, sagt Heidrun Kerkhoff, die ihr grünes Reich in der August-Wessendorf-Anlage schon lange nicht missen möchte.
Warum besonders Familien den Kleingarten für sich entdeckt haben
In den Corona-Jahren waren die Parzellen auch in Gladbeck vor allem bei jungen Leuten und Familien sehr gefragt. Das hat, sagt die Verbandsvorsitzende, in allen zehn Anlagen der Stadt zu einem erfrischenden Mix von langeingesessenen Pächtern und neuen Leuten geführt, der bestens funktioniere. Wer sich aktuell für eine Parzelle interessiert, der muss Geduld aufbringen.
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Was aber nicht zwingend Voraussetzung ist, wenn man mit dem Gedanken an einen eigenen Kleingarten spielt: Man muss nicht unbedingt über den grünen Daumen verfügen. „Die Leute in den Anlagen helfen einander, außerdem gibt es Fachberater, die einem bei allen Fragen rund ums Gärtnern zur Seite stehen“, betont Heidrun Kerkhoff. Wer eine Mitgliedschaft anstrebt und eine Parzelle übernehmen möchte, der muss allerdings bereit sein, auch an den so genannten Gemeinschaftsstunden teilzunehmen. Zeit, in der beispielsweise alle zusammen die Wege und Beete in einer Anlage pflegen. Darüber hinaus gilt auch nach wie vor die 1/3-Aufteilung. Heißt, dass ein bestimmter Teil der Fläche dem Anbau von Obst und Gemüse vorbehalten sein muss. „Ein Kleingarten bedeutet auf jeden Fall Erholung, aber eben auch Arbeit“, betont Kerkhoff.
Es geht auch um das Thema gesunde Ernährung
Dass die Parzellen mittlerweile vor allem bei Familien sehr beliebt sind, freut die Vorsitzende sehr. Ist es doch auch ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen wieder mehr Gedanken über Natur, Umwelt und die bewusste, gesunde Ernährung machen. „Es gibt Kinder, die wissen nicht den Unterschied zwischen Obst und Gemüse. Das ändert sich schnell, wenn die Familie selber ein Stück Land beackert.“