Gladbeck. Ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gilt ab 2026 an den Grundschulen. Die Plätze zu schaffen, ist für Gladbeck eine große Herausforderung.
Der Stichtag rückt unaufhaltsam näher: Ab dem Schuljahr 2026/27 gilt ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den Grundschulen. Zunächst für die Kinder der ersten Klassen, um bis 2029 sukzessive bis Klasse Vier und somit für jedes Grundschulkind ausgeweitet zu werden. Dies bedeutet enorme Anstrengungen für die Stadt Gladbeck und die Träger der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS), denn das Raumangebot an den Grundschulen reicht längst noch nicht aus. Zudem stellt sich die Frage, wo die benötigten Arbeitskräfte für die Ganztagsförderung herkommen sollen.
Das wurde auch im Schulausschuss deutlich. Schulentwicklungsplanerin Julia Winkel zeigte auf, dass die Stadt schon vor einigen Jahren begonnen hat, die Weichen in Gladbeck für die Ganztagsbetreuung zu stellen. So sind mit Millioneninvestitionen neue Räumlichkeiten an der Südpark-, Mosaik- oder Josefschule entstanden. An der Lambertischule läuft die entsprechende Bauphase noch. Damit können dort mehr als 50 Prozent der Kinder einen OGS-Platz erhalten. Letztlich werde aber von einem Bedarf für die Ganztagsbetreuung „von 75 bis 80 Prozent der Kinder ausgegangen, die die Grundschule besuchen“.
56 Prozent der Gladbecker Grundschüler besuchen den Offenen Ganztag
Die Ist-Situation an den acht Gladbecker Grundschule ist derzeit so, dass 56 Prozent der Kinder, die Betreuungsbedarf außerhalb der Kernschulzeit haben, untergebracht sind; über einen OGS-Platz, oder stundenweise Betreuung in der Verlässlichen Grundschule vor oder nach dem Unterricht. Weitere 17 Prozent stehen auf der Warteliste. „Um die Ganztagsbetreuung für 80 Prozent der Grundschulkinder sicherstellen zu können, müsste das Angebot um 50 Gruppen gesteigert werden“, machte Julia Winkel die Mammutaufgabe deutlich: „Wir müssen dafür jetzt wieder alle Schulstandorte in den Blick nehmen.“
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Als Betreuungsmodell wird der rhythmisierte Ganztag für die Ganztagsbetreuung an den Grundschulen in Gladbeck favorisiert. Dies bedeutet, dass der Grundschulunterricht und die Nachmittagsbetreuung nicht als voneinander getrennte Systeme arbeiten, sondern Lehrer wie Erzieher ein gemeinsames Team bilden, um Lern- und Entspannungs- wie Spielphasen über den gesamten OGS-Tag von 8 bis 16 Uhr zu verteilen, anzuleiten und zu betreuen. Die Rentforter Josefschule arbeitet bereits im rhythmisierten Ganztag. Direktorin Regina Wiwianka nannte die Vorteile. „Ab der zweiten Stunde kommt bereits eine Erzieherin oder Ergänzungskraft mit in den Unterricht und das Pädagogenteam arbeitet zusammen.“ Das habe deutliche Vorteile für die Kinder, da so mehr Fachpersonal auf die unterschiedlichen Lern- und Betreuungsbedürfnisse unterstützend eingehen könne.
Schulische Ganztagsbetreuung in den Mittelpunkt stellen
Durch die über den gesamten Tag verteilte Stundenkonzeption bestehe größere Möglichkeit, einen häufigeren Wechsel von Lern-, Ruhe- oder Spielphasen einzubauen, „was die Situation für alle Beteiligten, Kinder wie Pädagogen, deutlich in der Klasse entspannt“, so Wiwianka. OGS-Leiterin Eva-Maria Tippler ergänzte, dass durch die Arbeit im Klassenteam Lehrerinnen wie Erzieherinnen stets bestens informiert seien, in welcher individuellen Situation sich die Kinder befinden, „da beispielsweise wir jetzt ja auch direkt alles mitbekommen, was im Unterrichtsbereich passiert“. Diese gemeinsame enge Pädagogik zur Förderung der Kinder biete freilich auch Vorteile für die Gespräche mit den Eltern.
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Schuldezernent Rainer Weichelt meinte mit Blick auf die multikulturelle Stadtgesellschaft und den Herausforderungen, die die Migration nicht nur im kindlichen Spracherwerb mit sich bringe, dass es der gesellschaftlich richtige Weg sei, „die schulische Ganztagsbetreuung in den Mittelpunkt zu stellen“. Julia Winkel nannte dazu das Modell der Familiengrundschulzentren, das bereits an zwei Standorten (Pestalozzischule, Regenbogenschule) in Gladbeck umgesetzt werde, „als Lebens- und Bildungsort für Familien im Stadtteil von 8 bis 18 Uhr, auch mit Angeboten für Eltern “.
Awo sieht in Gladbeck große Schwierigkeiten, OGS-Personal zu gewinnen
Größter Träger des OGS-Angebots in Gladbeck ist die Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen. Bereichsleiterin Miriam Maiburg ging auf „die sehr, sehr große Herausforderung“ der Zukunft ein „den Personalbedarf decken zu können“. Zu Schuljahresbeginn sei es der AWO „gerade noch möglich gewesen, mit ausreichend Personal ihre Angebot starten zu können“. Denn neue Kräfte zu gewinnen gestalte sich schwierig, da ja auch das Kita-Betreuungsangebot ständig ausgebaut werden müsse, auch in den Nachbarstädten, und man so um das wenige Personal konkurriere, das auf dem Markt zur Verfügung stehe. Um sich als Träger selbst zu entlasten, müsse jede OGS auch Ausbildungsstelle werden. Sie appellierte zudem, dass der Erzieherberuf aufgewertet werden und statt geringer Halbtagsbeschäftigung mehr 30-Stunden-Stellen angeboten werden müssten, „die deutlich attraktiver sind, da damit von der Fachkraft der Lebensunterhalt besser bestritten werden kann“.
Maßnahmen gegen den Personalnotstand
Der Qualitätszirkel OGS, der regelmäßig in Gladbeck tagt, hat Maßnahmen ins Auge gefasst, die dem Personalnotstand entgegenwirken sollen. So hat es Gespräche mit der Schulleitung der Johannes-Kessels-Akademie gegeben. Ins Auge gefasst wurden zum Beispiel die Kooperation zur Ausbildung weiterer PIA-Kräfte (Auszubildende zum Erzieher).
Auch trägerübergreifende Fort- und Weiterbildungen sind im Gespräch. Ins Auge gefasst werden sollen auch trägerübergreifende Poolbildungen (Stundenkontingente) oder Angebotsbündelungen, um den Personalbedarf an den Grundschulen sicherstellen zum können.