Gelsenkirchen. In den kommenden Jahren soll in Gelsenkirchen-Scholven eine Anlage zum Kunststoffrecycling entstehen. Der US-Investor stellte seine Pläne vor.
Als „Leuchtturmprojekt“ hatten Verantwortliche des BP-Konzerns es bezeichnet: Nördlich der Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven, nahe der Stadtgrenze von Gladbeck, soll in den kommenden Jahren eine Anlage zum Recycling von Kunststoffen entstehen. Die baut allerdings nicht BP selbst, sondern die US-Firma Brightmark, das Projekt ist Teil der umstrittenen BP-Norderweiterung. An den Plänen hatte es Kritik gegeben. Jetzt äußerte sich Brightmark-Gründer und -Geschäftsführer Bob Powell.
Powell war am Mittwoch im Stadtteilzentrum Hassel zu Gast: Im Rahmen eines „Expertenhearings“ stellte er geladenen Vertretern aus Verwaltung und Politik die Pläne für die Anlage vor. Die Veranstaltung war nichtöffentlich: Das hatten im Vorfeld vor allem die Gelsenkirchener Grünen scharf kritisiert.
Gelsenkirchener Anlage soll die größte ihrer Art in Europa werden
„Das ist eine gute Gelegenheit, die Umweltfreundlichkeit des Projekts herauszustellen“, sagte Powell im Vorfeld des Hearings bei einem Gespräch mit Stadtbaurat Christoph Heidenreich und Sebastian Schulte, Mitglied der BP-Geschäftsführung. Er erläuterte, dass in der geplanten Anlage mithilfe des chemischen Prozesses der Pyrolyse aus Kunststoffmüll bestimmte Öle und Gase gewonnen werden könnten, die dann erneut zur Herstellung von neuem Kunststoff genutzt werden könnten. „Damit tragen wir dazu bei, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen deutlich zu verringern“, so Powell.
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Wenn die Anlage einmal fertig ist, werde es die größte ihrer Art in Europa sein. Die größte der Welt stehe im US-Bundesstaat Indiana, so Powell, auch die sei von seinem Unternehmen konzipiert und gebaut worden. Brightmark verfolge den Ansatz einer Kreislaufwirtschaft, „um mit Fantasie und Optimismus die vordringlichsten globalen Herausforderungen in Bezug auf die Umwelt anzugehen“, wie Powell betonte. Er wies die Vorwürfe der Gelsenkirchener Grünen zurück, bei der Anlage handele es sich um eine Verbrennungsanlage für Kunststoff. „Bei uns wird nichts verbrannt“, so Powell, „Pyrolyse ist ein chemischer Prozess.“
BP: Standort in direkter Nachbarschaft zur Raffinerie hat viele Vorteile
Sebastian Schulte von BP wies auf die vielen Vorteile hin, die eine solche Anlage in direkter Nachbarschaft zur Raffinerie habe. „Dadurch sparen wir uns aufwändige Lkw-Transporte.“ Das schone sowohl die Umwelt als auch die Nerven der Nachbarn. „Außerdem stünden andere Standorte erst in einigen Jahren zur Verfügung, so lange können wir nicht warten“, so Schulte.
Stadtbaurat Christoph Heidenreich erläuterte, wie es jetzt weitergeht. „Anfang des Jahres hat der Stadtrat den Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan gefasst“, so Heidenreich. Im Rahmen der „frühzeitigen Bürgerbeteiligung“, wie es im Behördendeutsch heißt, habe es eine Infoveranstaltung im Stadtteilzentrum im September gegeben, außerdem hingen die Pläne im Rathaus aus.
BP will Öffentlichkeit in den Prozess mit einbeziehen
Jetzt geht der Bebauungsplan seinen weiteren Weg durch die politischen Gremien. Unabhängig davon braucht Brightmark für die Errichtung der Anlage eine Genehmigung der Bezirksregierung Münster, Gespräche dazu liefen parallel, so die Verantwortlichen. Bob Powell hofft, dass die Anlage „in weniger als fünf Jahren“ ihren Betrieb aufnehmen kann.
BP-Sprecher Marc Schulte betonte, dass die Öffentlichkeit bei dem ganzen Prozess miteinbezogen werden soll. „Wir haben durch ein externes Institut eine Interessenanalyse durchführen lassen, um zu klären, welche Fragen die Bürgerinnen und Bürger besonders bewegen. Darauf wollen wir nun eingehen.“ Für das Jahr 2023 kündigte er mehrere Dialogformate an, außerdem soll bereits im Januar eine entsprechende Internetseite an den Start gehen.