Gladbeck. Rotkreuzleiter Wilhelm Walter regt an, weitere Rabatte für Ehrenamtler in Gladbeck zu gewähren. Unternehmen sind zur Beteiligung aufgefordert.
Dass das Ehrenamt in Gladbeck einen hohen Stellenwert hat, ist unbestritten. In Vereinen, Hilfsorganisationen oder in der Nachbarschaftshilfe engagieren sich Freiwillige, ohne die viele Angebote und Unterstützung nicht möglich wären. Zugleich plagt zum Beispiel Sportvereine das Problem, Nachwuchs für scheidende Übungsleiter zu finden, die ihr Amt altersbedingt abgeben. DRK-Chef Wilhelm Walter plädiert dafür, das unbezahlte Ehrenamt attraktiver zu machen, indem den engagierten Gladbeckerinnen und Gladbeckern Vergünstigungen für die Freizeitgestaltung oder den Einkauf zur Verfügung stehen.
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„In Form von Rabatten in beteiligten Geschäften, Cafés, Restaurants oder weiteren Dienstleistern in Gladbeck“, schlägt Wilhelm Walter vor. Diese könnten über die schon 2011, also bereits vor mehr als zehn Jahren in Gladbeck eingeführte Ehrenamtskarte NRW, abgerufen werden. Diese Vergünstigungskarte führe seither aber eher ein Schattendasein, da sie wenig bekannt sei und für Gladbeck deutlich attraktiver werden müsse, „da nur sehr wenige lokale und interessante Angebote überhaupt enthalten sind“.
Seit mehr als zehn Jahren keine neuen Vergünstigungen in Gladbeck für Ehrenamtler
Seit Einführung der Ehrenamtskarte sind es nur gut eine Handvoll Vergünstigungen vor Ort, zu denen offenbar seither keine neue hinzugekommen ist. Was wo über die Ehrenamtskarte gewährt wird, lässt sich über die Umkreissuche des Ehrenamtsportals der Landesregierung engagiert-in-nrw.de abrufen. Am attraktivsten ist in Gladbeck sicherlich der kostenlose Eintritt zu Veranstaltungen des Kulturamtes in der Stadthalle, also auch wenn Hochkaräter wie Kabarettisten Jochen Malmsheimer, Herbert Knebel und Frieda Braun oder musikalische Leckerbissen wie die zwölf Tenöre auf ihren Tourneen in Gladbeck Halt machen. Eine Offerte, die indes offensichtlich wenig bekannt ist. Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass nur zwei Ehrenamtlerinnen die Möglichkeit häufiger nutzen.
Stichwort Ehrenamtskarte NRW
Die Ehrenamtskarte NRW erhalten Inhaber als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für intensives bürgerschaftliches Engagement. Unabhängig von ihrem Wohnort wird darüber aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Land und seinen Städten und Gemeinden in ganz Nordrhein-Westfalen vergünstigter Eintritt in viele öffentliche und private Einrichtungen, zu Veranstaltungen unterschiedlicher Art und Rabatte bei Einkäufen beteiligter Unternehmen gewährt.
Ein Formular zur Bewerbung für die Vergabe der Ehrenamtskarte ist im Fritz-Lange-Haus (Raum 7) erhältlich, oder kann über die Homepage der Stadt Gladbeck im Bereich Ehrenamt heruntergeladen werden. Antragssteller müssen als Voraussetzung mindestens fünf Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Woche (250 Stunden/Jahr) leisten, und ehrenamtliche Arbeit ausschließlich für Dritte ohne Aufwandsentschädigung leisten, die über Erstattung von Kosten hinausgeht.
Locken mögen zudem die Rabatte, die landesweit aktive und auch in Gladbeck vertretene Filialisten für Ehrenamtler anbieten wie die Parfümerie Pieper, die fünf Prozent auf Einkäufe (mit Ausnahmen z.B. aktuelle Angebote) gewährt; oder das Versicherungsunternehmens DEVK über lokale Vertretungen (Vergünstigungen im Versicherungsschutz). Nett, aber wohl nicht ganz so attraktiv sind die weiteren Ehrenamtler-Rabatte der Diakonie und des Caritasverbandes, die zehn Prozent auf Artikel des Sozialkaufhauses Kaufnet beziehungsweise der Kontext-Shops bieten; oder dieselbe Vergünstigung des Awo-Stadtverbandes auf Verkaufspreise in den Cafeterias der drei Begegnungsstätten.
In Nachbarstädten sind auch der Besuch von Hallenbad oder Museen rabattiert worden
„Hier ist sicherlich mehr in Gladbeck möglich“, sagt Wilhelm Walter. Er verweist allein auf die umliegenden Städte wie Bottrop oder Gelsenkirchen. Dort gewähren zum Beispiel auch Blumenhändler, Eiscafés, ein Autovermieter, eine Bäckerei- und eine Fitness-Kette, oder die Zoom Erlebniswelt Rabatte. Zudem böten andere Kommunen den Ehrenamtlern vergünstigte Besuche städtischer Einrichtungen wie Hallenbad, Museen oder Theater an. „Die erhalten bei uns Inhaber der Gladbeck Card, also Empfänger von Sozialhilfe. Diese Rabatte sollten aber doch auch für Ehrenamtler möglich sein“, sagt Walter. Der DRK-Kreisverband selbst bietet Rabatt auf sein Hausnotruf-Angebot. „Zudem ermöglichen wir unseren Ehrenamtlern kostenlose Fortbildungen und Kurse, etwa zur Ausbildung als Rettungssanitäter, Rettungshelfer, Feldkoch, Techniker, Funker oder Kraftfahrer. Für Letztere wird auch eine Erweiterung des Führerscheins von Klasse B auf C1 finanziert, um etwa schwerere Rettungswagen mit Anhänger führen zu dürfen.
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„Bei der Ehrenamtskarte ist für Gladbecker Angebote sicherlich einige Luft nach oben“, sagt Reingard Ruch auf Anfrage, die als Leiterin der Abteilung Senioren und Gesundheit auch für das Büro für freiwilliges Engagement im Fritz-Lange-Haus zuständig ist. Ihre Abteilung habe das Thema bereits auf dem Schirm gehabt, um „zu sehen, wer noch mit ins Boot geholt werden könnte“. Es gebe sicherlich einige Geschäftsinhaber und Unternehmer in Gladbeck, „die bereit sind, Ehrenamt mit Rabatten zu unterstützen“. Diese könnten sich gerne schon jetzt im Sekretariat bei ihr melden (99 27 75). Reingard Ruch unterstreicht: „Ehrenamt ist für Gladbeck und die gesamte Stadtgesellschaft wichtig.“ Schon jetzt seien etliche Hunderte wenn nicht ein paar Tausend Gladbeckerinnen und Gladbecker, engagiert. Ein Einsatz, „der auf jeden Fall sehr wertgeschätzt wird“, was sich gerne in weiteren Rabatten widerspiegeln solle.