Gladbeck. Vermüllung und Lärm rund um die Uhr: Die Anwohner des Hochhauses Steinstraße in Gladbeck kommen nicht zur Ruhe – und fühlen sich allein gelassen.

Schon seit einigen Monaten hat das ProblemhochhausSteinstraße 72 in Gladbeck keine großen Schlagzeilen mehr verursacht. Sollte tatsächlich Ruhe eingekehrt sein im Stadtteil Butendorf? Haben die Anwohner etwa nicht mehr unter den dort herrschenden Zuständen zu leiden? Uwe Bergmann kann über diese Vermutung nur lachen. „Ganz im Gegenteil“, sagt er, „es ist vielmehr noch schlimmer geworden!“

Uwe Bergmann wohnt gleich gegenüber der Steinstraße 72. Er kann ein Lied singen von dem, was in dem Haus Tag für Tag vorgeht. „Lärm, ohrenbetäubendes Geschrei bis weit nach Mitternacht. Und seit Beginn der Sommerferien kommen wir hier gar nicht mehr zur Ruhe. Wir Nachbarn sitzen bei schönem Wetter auch gerne draußen, grillen, haben Spaß. Aber wir machen das nicht verbunden mit so einem Höllenlärm“, sagt Bergmann, der sich seit Jahren schon gemeinsam mit weiteren Anwohnern zusammen engagiert, um den Butendorfern auch gegenüber der Stadtverwaltung Gehör zu verschaffen in Sachen Problemhochhaus Steinstraße 72.

Die Anwohner aus dem Umfeld des Gladbecker Problemhochhauses haben sich wieder mit der Stadt getroffen

Vor einigen Tagen hat auch wieder ein Treffen der Nachbarschaftsgruppe mit Vertretern der Stadtverwaltung stattgefunden. Konkrete Ergebnisse habe es nicht gegeben, wie Uwe Bergmann resümiert. „Vorgestellt wurden vielmehr Projekte, die nach dem Treffen vor einigen Monaten in Angriff genommen worden sind, wie beispielsweise der Zaun, der am Hochhaus errichtet worden ist, sowie das Aufstellen der Geschwindigkeitswarnanzeige.“ Allerdings, so Bergmann weiter, sei der Zaun nicht „konsequent durchgezogen“ worden und verfehle deshalb seine Wirkung. Und die Geschwindigkeitsanzeige funktioniere schon seit geraumer Zeit nicht. „Hier wird nach wie vor gerast!“

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Angesprochen worden sei von den Anwohnern beim jüngsten Zusammentreffen mit der Stadt Gladbeck auch die Problematik der hohen Fluktuation bei den Mietern in dem Problemhochhaus. Bergmann: „Da schleppen Menschen Koffer aus dem Haus, kurze Zeit später dann andere ihre Sachen ins Haus. Umzugswagen, Möbeltransporte sieht man aber nicht. Das ist schon merkwürdig.“ Und wer neu ins Haus einziehe, der lerne rasch von den anderen Mietparteien, welche Regeln an der Steinstraße 72 gelten. Müll etwa werde nicht nach unten getragen, sondern fliege stattdessen aus den Fenstern.

Anwohner: Wenn der KOD vorfährt, herrscht auf einmal Ruhe an der Steinstraße 72

„Von der Polizei wird uns Anwohnern gesagt, wir sollen doch bitte festhalten, um welche Mieter in welchen Wohnungen es sich handelt, wenn wir einen Vorfall melden. Aber wie, bitte, sollen wir das denn in Erfahrung bringen?“ Auch die nach wie vor regelmäßig stattfinden Kontrollen vom KOD an der Steinstraße 72 seien wenig zielführend. Die Teams vom Ordnungsamt würden in ihren gut erkennbaren Fahrzeugen vorfahren und dann immer erst einige Minuten im Auto sitzen bleiben. „Sobald sie dann aussteigen, herrscht natürlich Ruhe“, so Bergmann.

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Im Rathaus spricht man aktuell von einer „überschaubaren Beschwerdelage“, was Vorfälle an der Steinstraße 72 angeht. Stadtsprecher David Hennig: „In den vergangenen zwei Wochen ist der KOD zweimal gerufen worden. In einem Fall wird wegen lauter Musik ein Bußgeld von mindestens 100 Euro verhängt.“ Von großen Ansammlungen und lauten Grillpartys sei der Stadt nichts bekannt. Die Geschwindigkeitsanzeige an der Steinstraße, bestätigt der Stadtsprecher, funktioniert bereits seit gut zwei Wochen nicht. Die Reparatur werde aber in Kürze erfolgen.