Gladbeck. Experten befürchten im Herbst steigende Corona-Zahlen – auch in Gladbeck. Es könnte wieder zu Problemen bei der Kontaktnachverfolgung kommen.
Im Recklinghäuser Kreishaus halten es die Fachleute für gut möglich, dass Deutschland auf einen heißen Corona-Herbst zusteuert. Mit den Fallzahlen werden auch die Anforderungen an die Gesundheitsämter wieder steigen. Doch selbst im dritten Pandemie-Jahr gibt es noch keine einheitliche und effektive Digitalisierungsstrategie für die Gesundheitsbehörden.
Noch gut in Erinnerung ist, dass die Ämter phasenweise bei der Registrierung von Corona-Fällen und der Kontaktnachverfolgung völlig überfordert waren. Einheitliche Software-Lösungen und passende Schnittstellen könnten den Gesundheitsämtern die Arbeit erleichtern.
Das Gesundheitsamt im Kreis nutzt im Bereich des Infektionsschutzes eine eigene Datenbank
Zur Anwendung kommen derzeit in Deutschland viele unterschiedliche Systeme, die teilweise nur auf Excel-Tabellen beruhen und Mehrarbeit verursachen, weil sie untereinander häufig nicht kompatibel sind. Auch das Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen nutzt aktuell im Bereich des Infektionsschutzes eine eigene Datenbank für die Bearbeitung von Covid-19-Fällen und zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Die Meldungen an das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) erfolgen über die Meldesoftware SurvNet des Robert-Koch-Instituts.
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Ende 2020 hatten Bund und Länder beschlossen, mit der digitalen Plattform Sormas ein bundesweit einheitliches System einzuführen. Sormas war vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) im Kampf gegen die Ebola-Epidemie entwickelt worden. Doch von den 400 Gesundheitsämtern in Deutschland weigerten sich viele, ihre eigenen Systeme durch Sormas zu ersetzen. Weil die Implementierung sich als umständlich und zeitraubend erwies, waren die Vorbehalte groß.
Der Kreis Recklinghausen hat es immerhin versucht und Sormas 2021 eingeführt
Der Kreis Recklinghausen hat es immerhin versucht und Sormas 2021 eingeführt. Doch die Bilanz fällt ernüchternd aus. „Aufgrund von technischen Problemen und Fehlermeldungen war eine Arbeit mit Sormas nicht umsetzbar, auch der Austausch mit anderen Gesundheitsämtern hat nicht wie vorgesehen funktioniert. Eine weitere Beschäftigung mit der Software ist aktuell wegen der mangelnden Praktikabilität nicht vorgesehen“, heißt es in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung. Was die Praktiker bemängeln ist, dass Sormas beispielsweise lediglich für Covid-19-Fälle, nicht jedoch für alle weiteren Infektionskrankheiten genutzt werden kann. Eine Anbindung an alle Ordnungsämter der kreisangehörigen Städte sei nicht möglich und funktionierende Schnittstellen fehlten bislang.
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Nun ist auf Bund-Länder-Ebene die Rede davon, dass noch in diesem Jahr eine neue Anwendung eingeführt werden soll. Der Kreis Recklinghausen würde sich eine Software wünschen, die alles in sich vereint – zum Beispiel die automatisierte Verarbeitung von Labor-Meldungen, die Kontaktpersonen-Nachverfolgung und die Meldungen an das LZG. Wie Kreis-Sprecherin Lena Heimers auf Anfrage erklärt, liegt dem Gesundheitsamt keine Information von offizieller Stelle vor, dass eine neue Software noch in diesem Jahr eingeführt werden soll.