Gladbeck. Die Stadt Gladbeck bekommt auf ihren Baustellen immer mehr Kriegsfolgen wie Materialmangel zu spüren. Große Sorgen bereiten steigende Preise.
Die Stadt Gladbeck bekommt immer deutlicher die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, der Pandemie und der weltweiten Lieferengpässe zu spüren. Insbesondere die Bauverwaltung leidet unter den Folgen der verschiedenen Krisen – eine „absurde Gemengelage“, wie Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer im Gespräch mit der WAZ beschreibt. Mehr noch: „Da braut sich der perfekte Sturm zusammen“, befürchtet der Dezernent.
Die Stadt bekomme kaum noch ihre Aufträge erteilt, weil sich immer seltener Firmen auf Ausschreibungen bewerben würden. Auf den Baustellen fehlten inzwischen immer häufiger Baumaterialien, Lieferketten funktionierten nicht, Termine können nicht gehalten werden, Preise explodierten. Kreuzer: „Auch der eklatante Fachkräftemangel am Bau und der Abbau von Baukapazitäten in den vergangenen Jahren wirkt sich immer deutlicher aus.“
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Stad Gladbeck hat im Baubereich mit Kostenexplosion von 15 Prozent zu kämpfen
Ingenieuramtsleiter Frank Restemeyer erläutert: „Die Tiefbaumaßnahme in der Goethestraße beispielsweise mussten wir zweimal ausschreiben, und am Ende bewarb sich jeweils nur ein und die gleiche Firma.“ Ganz aktuell habe man auf eine ausgeschriebene Kanalbaumaßnahme nur drei Angebote bekommen. „Noch 2021 hatten wir bei solchen Ausschreibungen mehr als zehn Interessenten.“ Folge: „Es gibt keinen funktionierenden Markt mehr.“
Was sich letztlich dramatisch auf die Preise auswirke. „Im Moment müssen wir Preissteigerungen verkraften, die bei 14 bis 15 Prozent und damit weit über der schon hohen Inflationsrate liegen“, so Kreuzer. Unternehmen aus Gladbeck und der Region würden inzwischen bereits erwartete weitere Inflationssprünge in ihre Angebote einpreisen. Auch die Preise bei einzelnen Baumaterialien explodieren: Extrem teuer sei, so Restemeyer, etwa Bitumen für die Asphaltierung. Hier wirke sich der Mangel an Erdölprodukten (neben Bitumen auch bei Kunststoffrohren, Folien und Dichtbahnen zu spüren) als direkte Folge des Krieges aus.
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Unternehmen der Baubranche wollen Material inzwischen zu Tagespreisen abrechnen
Mittlerweile ließen sich Anbieter bei neuen Ausschreibungen kaum mehr auf Festpreise ein, meistens würden nur Preisbindungen über vier Wochen, zum Teil auch nur für eine Woche, abgegeben. Manche verlangten schon Preisgleitklauseln, um Tagespreise abzurechnen. „Das lässt sich von uns kaum noch kalkulieren, das ist wie in die Glaskugel schauen“, erläutert Michael Grätsch, im Amt für Immobilienwirtschaft für den Hochbau zuständig. Restemeyer berichtet anderseits von einer Straßenbaumaßnahme, für die es zwar drei Angebote mit Festpreisen gegeben habe, die damit aber doppelt so teuer wird im Vergleich zu einer ähnlichen Maßnahme noch vor zwei Jahren. „Das kann das Projekt-Budget sprengen, oder wir müssen die Politik neu entscheiden lassen“, betont der Baurat, der Auswirkungen auf den Stadtetat nicht ausschließt.
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Inzwischen würden von Firmen auch Preis-Nachverhandlungen verlangt – auch darauf lasse sich die öffentliche Hand inzwischen ein, weil Kammern das empfehlen, um in Not geratenen Firmen zu helfen. Aber auch, weil es inzwischen wegen des Materialmangels und der Lieferengpässe durchaus Sonderregelungen bei den Vergabeverfahren gebe. Baurat Kreuzer versichert aber: „Unsere aktuell laufenden Maßnahmen sind noch relativ sicher, ob im Tiefbau – etwa die Wiesmannstraße – oder im Hochbau wie etwa mit der Mosaikschule.“
Viele Maßnahmen schon 2021 realisiert
Die Stadt sei froh, so Baurat Kreuzer, dass sie viele Hochbaumaßnahmen bereits 2021 abgeschlossen wurden – wie das Heisenberg-Gymnasium oder die Ergänzungsbauten an Kästner-Realschule, Südpark- und Josefschule.
Sorgenfalten gebe es bei anstehenden Projekten wie die baulichen Erweiterungen an Wilhelm- und Regenbogenschule, sagt Kreuzer. „Die Planungen stehen, hier sind wir kurz vor der Ausschreibung.“