Gladbeck. Der Verein der Gladbecker Wirtschaft berichtet von Problemen bei Preisen und Lieferungen. Auch die Stadt bekommt Kriegsauswirkungen zu spüren.
In der örtlichen Wirtschaft in Gladbeck wächst die Sorge vor wachsenden, negativen Folgen durch den Krieg in der Ukraine. Der Verein der Gladbecker Wirtschaft (VGW) berichtete der örtlichen Politik im Wirtschaftsförderungsausschuss von Lieferproblemen, die bereits größer seien als durch die Coronapandemie, und von Erschwernissen durch gestiegene Energiepreise. Die Stadt selbst, so Baurat Dr. Volker Kreuzer, rechne „in allen städtischen Baubereichen mit extremen Kostensteigerungen“.
VGW-Geschäftsführerin Elisabeth Kolberg erläuterte, „besonders Handwerksbetriebe berichteten von deutlich längeren Vorlaufzeiten für Bestellungen.“ Die ELE könne durch Lieferprobleme etwa bei Bauteilen derzeit keine Zähler liefern. Dadurch verzögerten sich die Fertigstellungen von Wohnungen. Holz für den Möbelbau und für Transportpaletten komme, so Kolberg, aus Belarus und aus der Ukraine. Hier müssten Gladbecker Firmen neue Lieferquellen erschließen. Baurat Kreuzer berichtete aus seinen Kontakten zur Wirtschaft, dass Lieferengpässe insbesondere auch bei Chemikalien, Chips und Ersatzteilen für Maschinen, die es bereits aus Coronazeiten gebe, durch den Krieg aktuell verschärft würden.
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VGW: Die gestiegenen Energiepreise treffen letztlich alle Gewerbekunden
Besondere Herausforderungen seien Preissteigerungen für Energie. VGW-Geschäftsführerin Kolberg berichtete als Beispiel von der Firma Röttlingsberger, Spezialist für Innenausbau, die gerade die Erfahrung mache, dass Lieferanten Energiekostenzuschläge verlangten. Hinzu kämen eigene hohe Dieselkosten, die um rund 50 Prozent über dem Niveau von vor einem Jahr lägen. Die gestiegenen Energiepreise träfen letztlich, so Kolberg, alle Geschäftskunden des örtlichen Energieversorgers Emscher Lippe Energie GmbH (ELE). „Dies betrifft je nach Beschaffungsstrategie einige Kunden sofort, andere erst im nächsten oder übernächsten Jahr“, so Kolberg.
Durch die inzwischen hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie befürchtete Gaslieferengpässe könnte bei Ineos Phenol, so die VGW-Geschäftsführerin, das Herunterfahren von Produktionsanlagen drohen. Außerdem wirkten sich zunehmend Probleme bei Speditionen, mit denen der Phenolhersteller zusammen arbeite, durch das Abwerben von Personal aus. „Lkw-Fahrer werden knapp.“
Beschaffungen werden wegen Sperrung des russischen Luftraums teurer
Auch die Deutsche Rockwool, so Kolberg, drückten die Preiserhöhungen im Einkauf. Befürchtet werde, sie an die Kunden weitergeben zu müssen. Lenord+Bauer, der Spezialist für Bewegungssensorik, berichtet laut VGW von „stark verteuerten“ Metallen oder Legierungen. Höhere Kosten bei Beschaffungen erwarte das Unternehmen auch durch die Sperrung des russischen Luftraums und die dadurch entstandenen längeren Transportwege.
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Stadtbaurat Kreuzer informierte die Politik über die Auswirkungen für die Stadt. Neben den erwarten deutlichen Preissteigerungen im Baubereich bestünden bei Baumaterialien zum Teil „extreme Abhängigkeiten von der Ukraine, Russland und Belarus“ – etwa Baustahl, Roheisen (etwa aus dem Stahlwerk Mariupol), aber auch bei Zuschlagstoffen für Stahllegierungen wie Titan. Ebenso bestünden bei der Bitumenversorgung für den Straßenbau und beim Bauholz „in erheblichen Maße Abhängigkeiten“, so Kreuzer. Von Geldinstituten wisse er, dass einzelne gewerblichen Kunden teilweise bewusst Verträge mit Berührung Russland gekündigt hätten.
Herausfordernde Situation
Alle Ämter Baudezernates seien derzeit an der Schaffung von Unterkünften für Flüchtlinge aus der Ukraine beteiligt, berichtete Baurat Dr. Volker Kreuzer der Politik. Im Fokus: Die Herrichtung städtischer Gebäude, die zurzeit nicht unmittelbar benötigt werden, aber auch die Anmietung und Herrichtung von Wohnungen und Gebäuden.
Kreuzer angesichts der steigenden Preise und wachsenden Materialknappheit: „Wir profitieren zwar von den Erfahrungen aus 2015 und 2016, aber die Situation ist schon sehr herausfordernd.“