Gladbeck. Zwei Tage dauert es, die Orgel in St. Johannes abzubauen. Das Instrument ist nach Rumänien verkauft. Im Sommer beginnt der Abriss der Kirche.
Der Abbau der Orgel in der St.-Johannes-Kirche in Gladbeck hat begonnen. Zwei Tage sind für die Arbeiten anberaumt, dann soll das Instrument in eine Gemeinde in Rumänien transportiert werden.
Schon am frühen Donnerstagmorgen starteten fünf Orgelbauer und nahmen die Demontage in Angriff, die mit großer Sorgfalt und Vorsicht vonstatten gehen muss. Jede noch so kleine Delle an den Orgelpfeifen kann sich nämlich auf den Klang auswirken.
Ende Juni wird die St.-Johannes-Kirche in Gladbeck profaniert
„Wir haben in unserer Stadt zwei Kirchen. Aus der größeren wird die Orgel ausgebaut und die Orgel aus Gladbeck dann eingebaut,“ erläutert der Vorarbeiter den „instrumentalen Ringtausch“. Wie geht’s dann weiter an der Buersche Straße? Ende Juni wird die Kirche Stadt profaniert, vier Wochen später werden Bauzäune ums Areal an der Buersche Straße gestellt und das Kirchengebäude wird der Abrissbirne zum Opfer fallen.
Lesen Sie auch
- Berufsorientierung. Im freiwilligen sozialen Jahr Erfahrungen fürs Leben sammeln
- Landtagswahl 2022. Wie sich die CDU-Kandidaten für Gladbeck einsetzen wollen
- Windrad Mottbruchhalde. Geht der Kampf gegen das Windrad noch weiter?
- Prozess. Tanz verweigert: Streit bei Hochzeitsfeier endet mit Messerstich
- Hunde-Angriff. Kangal-Attacke in Gladbeck: Ein Besuch bei den „Übeltätern“
Ludger Weijers, als Moderator mit dafür verantwortlich, dass das Gemeindeleben an der Buerschen Straße auch nach dem Kirchenabriss weitergeht: „Wir alle hoffen, dass nach Corona und dem Abriss unserer Kirche das Gemeindeleben wieder zu früherer Vitalität zurückkehrt. Ich glaube fest daran, dass viele Aktive, die der Kirche den Rücken gekehrt haben, wieder zurückkommen werden.“
Kantor Konrad Suttmeyer, der zusammen mit seiner Nachfolgerin Friederike Spangenberg Anfang Mai das letzte Konzert an der Breil-Orgel in St. Johannes gegeben hat, freute sich über die große Resonanz in „seiner“ Gemeinde: „Mehr als 80 Gemeindemitglieder haben die Gelegenheit zum Abschied von der Orgel genutzt.“
Suttmeyer, der jahrelang als Orgelsachverständiger des Bistums tätig war, trifft ein differenziertes Urteil. „Breil war eine sehr angesehene Orgel-Fabrik mit Sitz in Dorsten, die in den 20iger-Jahren des letzten Jahrhunderts innovativ neue Strömungen aufgenommen und umgesetzt hat. Seit gut einem Jahrzehnt ist die Firma nicht mehr am Markt.“ Wer den Klang dieses Orgeltyps noch genießen möchte, könne dies in St. Agatha in Dorsten oder in St. Urbanus in Buer tun. Auch in den Bischofskirchen in Hildesheim und Osnabrück gebe es Breil-Orgeln, allerdings ungleich größer als in St. Johannes.
++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++
In ein „emotionales Loch“ falle er durch den Abbau der Orgel nicht, so Suttmeyer. Wichtig sei, „dass dieses tolle Instrument weiter liturgischen Zwecken dient.“ Zum Preis von 15000 Euro werden die Klänge der Gladbecker Orgel bald schon Gottesdienste und Hochämter in einer rumänischen Gemeinde bereichern. Der Abbau der Orgel geschehe sehr professionell, so der Musiker weiter.
Entscheidend sei, dass christliches und kirchliches Leben weiter geht, an Stärke und Vertrauen gewinne – und das nicht nur in Gladbeck.“